Bommelmützen für Golfschläger aus Kulmbach
Autor: Katharina Müller-Sanke
Kulmbach, Dienstag, 04. Juni 2013
Vier Rentnerinnen stricken hippe Golfaccessoires. Die pfiffige Idee, die Eisen mit Bommelmützen zu schützen, hatte der gebürtige Kulmbacher Matthias Schneider. Inzwischen hat er sogar eine Firma gegründet.
Sie sehen aus wie eine Mischung aus einem selbst gestrickten Wollsocken und einer Bommelmütze. Doch die knitcaps (englisch für Strickmützen) wärmen weder Fuß noch Kopf, sondern sind ein hippes Accessoires für Golfer: Sie werden als Schutz vor Kratzern über die Schläger gezogen.
Gefertigt werden sie wie einst die Bommelmützen und Socken von Seniorinnen. "Schließlich gibt es keine besseren Strickerinnen", ist sich Firmeninhaber Matthias Schneider, der aus Kulmbach stammt, sicher. Als er gemeinsam mit Mitinhaber Oliver Volkmuth die Idee für diese außergewöhnlichen Golfschlägerhauben hatte, hat er bei alten Freunden in Kulmbach nachgefragt, wer denn jemanden kennt, der gut stricken kann.
So kam Eines zum Anderen, und jetzt sind es schon vier Damen aus Stadt und Landkreis Kulmbach, die regelmäßig die Stricknadeln tanzen lassen, acht weitere stehen schon bereit.
Gestrickt wird zum Frühstück, zum "Tatort" und zwischendurch. "Bei dem Wetter der letzten Wochen konnte man ja eh kaum was anderes machen, also haben wir gestrickt", sagt eine der fleißigen Strickerinnen, Gisela Schmidt. Die Damen stricken zu Hause und treffen sich dann regelmäßig zur Qualitätssicherung. Da wird besprochen, wie abgekettelt wird oder wie die Arbeiten auf der Innenseite vernäht werden.
"Die knitcaps sollen am Ende schließlich alle gleich gut gefertigt sein", so Matthias Schneider. Sie müssen ja auch einiges aushalten.
Gestrickte Golfhauben gibt es bisher auf dem europäischen Markt noch nicht, benutzt werden vor allem die beim Schlägerkauf mitgelieferten Modelle aus Plastik oder Hauben aus Leder, in Form von Boxerhandschuhen oder Comicfiguren. "Vielen Erwachsenen sind diese Figuren aber zu albern", sagt Matthias Schneider und: "Die allermeisten Hauben, die bisher auf dem Markt sind, werden mit einem Reißverschluss oder Klettverschluss geschlossen. Wer von einem Loch zum nächsten unterwegs ist, hat da oft keine Lust, die Hauben wieder überzuziehen."
Viel praktischer und waschbar
Da sind die knitcaps viel praktischer: "Sie lassen sich einfach wie ein Strumpf überziehen. Außerdem sind sie waschbar und bleichen in der Sonne nicht aus", so Schneider.
600.000 Golfer gibt es in Deutschland, 4,5 Millionen in Europa - ein riesiger Markt, den das Unternehmen mit den Strickerinnen aus Kulmbach erobern will.
Ein paar kleinere Aufträge hat es schon gegeben - und dank eigenem Online-Shop (www.knitcap.de) sowie einer guten Marketingstrategie sollen es noch viel mehr werden. Im Hauptberuf ist Matthias Schneider bisher IT-Unternehmensberater. Er ist froh, dass er "endlich mal wieder ein Produkt auf den Markt bringt, das man in die Hand nehmen und anfassen kann."
Und da sollte es natürlich ein Qualitätsprodukt sein. Die Rentnerinnen sehen das knitcap-Stricken nicht als Arbeit an, vielleicht als kleines Zubrot zur Rente, aber es macht ihnen vor allem Spaß! Auch den sozialen Aspekt habe man berücksichtigen wollen, so Schneider.
"Wir haben uns extra entschieden, nicht in China fertigen zu lassen, das wäre sicherlich billiger gewesen, aber wir wollen die Region unterstützen. Es wird überall von Altersarmut gesprochen - da wollten wir auch unseren Beitrag leisten."
Die knitcaps sind in drei verschiedenen Streifenmustern erhältlich, die Farben können individuell bestellt werden. Zwei verschiedene Größen sorgen dafür, dass sowohl Driver als auch die Hölzer eingepackt sind. Die eine Serie wird in Kulmbach handgestrickt und ist ein Handschmeichler aus dicker Wolle, eine zweite wird in einer Strickerei in Thüringen auf der Maschine hergestellt. Die hierzu verwandte Wolle ist etwas dünner, das Endprodukt gleichmäßiger.
Die Firma hat noch Großes vor: Gestrickte Golfhauben mit den Initialen ihres Besitzers oder mit Firmenlogos sind schon angedacht. Auch eine Edel-Serie wird derzeit diskutiert. Darauf freuen sich die Strickerinnen schon ganz besonders: "Wann bekommt man schon mal die Gelegenheit, etwas aus Kaschmirwolle zu stricken".