Druckartikel: Bobby und das singende Pferd

Bobby und das singende Pferd


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Donnerstag, 20. Oktober 2016

In unserem Beruf ist es nicht verkehrt, wenn man ein gutes Gedächtnis für Namen und Gesichter hat. Ich habe das zum Glück.
Foto: Bernd Thissen/dpa


Ein bisschen davon ist sicherlich Veranlagung. Der Rest ist jahrelange Übung und Erfahrung. Und bisweilen auch das Ergebnis der einen oder anderen Eselsbrücke.
So werde ich nie vergessen, wie sich ein Gesprächspartner einmal mit den Worten vorstellte: "Mein Name ist Kerner - wie die Rebsorte." - "Da muss ich aber aufpassen, dass ich nicht aus Versehen 'Herr Müller-Thurgau' zu Ihnen sage", konterte ich - und hatte mir damit den Namen für alle Zeiten eingeprägt.
Vor etlichen Monaten hatte ich in einer Klinik einmal mit einer Ärztin mit einem italienisch anmutenden Nachnamen zu tun. Trotz eher rudimentärer Kenntnisse der italienischen Sprache assoziierte ich damals ein "singendes Pferd". Auch dieser Name ist mir noch präsent.
Manchmal allerdings versagt mein Namensgedächtnis.

Dann zum Beispiel, wenn Leute vor mir stehen, die ich üblicherweise nur in ihrer Arbeitskleidung treffe: an einer Ladenkasse, bei der Polizei oder als Bedienung in einem Lokal. Oder wenn mich jemand anspricht, von dem ich genau weiß, dass unsere Verbindung irgendwie mit unseren Kindern zu tun hat - aber nicht mehr so recht zusammen bekomme, ob es nun um den Elternbeirat, das Kinderturnen, den Sportverein oder die Musikschule ging.
Dann hilft nur eines: Durch geschickte Gesprächsführung zu versuchen, die nötigen Details zu erfahren. Dumm nur, wenn auch das nicht funktioniert, wenn weder die Namen der Kinder noch die der Eltern in meinem Hirn aufblitzen und das Gespräch nur die Information liefert, dass es in jener Familie mal einen netten, schwarzweißen Mischlingshund gab.
Und da fällt es mir doch noch ein: Der Hund hieß "Bobby". Ich sag's ja: Auf mein Namensgedächtnis ist Verlass.