Blitz-Marathon: Der Laser misst bis 1000 Meter
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Mittwoch, 15. April 2015
Am 16. April, richten sich bayernweit die Radaraugen der Polizei wieder auf Autofahrer. Wie die Beamten der Kulmbacher Inspektion für gewöhnlich die Geschwindigkeiten kontrollieren, erläutert Verkehrssachbearbeiter Michael Kofer.
Laserpistolen sind längst kein Science-Fiction-Hirngespinst mehr, sondern fester Bestandteil der Polizeiarbeit bei der regelmäßigen Verkehrskontrolle - und das nicht nur am heutigen Tag des Blitz-Marathons. Wie viele Beamte in der Kulmbacher Inspektion mit der High-Tech-Pistole vertraut sind und warum es nicht immer möglich ist, dort zu messen, wo es die Bürger gern hätten, verrät Michael Kofer im BR-Interview.
Herr Kofer, gefühlt blitzt die Polizei täglich und an Dutzenden Stellen. Wird denn tatsächlich jeden Tag irgendwo in der Stadt die Geschwindigkeit gemessen?
Michael Kofer: Nein, das ist für uns zeitlich gar nicht möglich. Es kann vorkommen, dass wir an einem Tag an verschiedenen Punkten kontrollieren und dann einige Tage gar nicht. Im Schnitt setzen wir die Laserpistole etwa zwei Mal pro Woche ein.
Nach welchen Kriterien sucht sich die Polizei die Messstellen aus?
Es sind in erster Linie Unfallschwerpunkte und Strecken, auf denen es entsprechend gefährlich zugeht. Ein Beispiel ist die B 85. Da gab es früher schwere Unfälle. Hier überwachen wir relativ engmaschig, um an den Gefahrenpunkten präsent zu sein und dem Autofahrer zu signalisieren, dass die Begrenzungen auf 80 beziehungsweise 60 Stundenkilometer keine Schikane sind, sondern ihre Berechtigung haben und wir da hinterher sind, um die schweren Unfälle wegen Geschwindigkeitsübertretungen zu minimieren.
Gibt es regelmäßig Hinweise aus der Bevölkerung, so wie es bei unserer Aktion über die Internetseite www.infranken.de und die Facebookseite der BR (siehe Infobox) geschehen, wo die Polizei doch unbedingt mal aufkreuzen sollte?
Ja, da kommen häufiger Vorschläge. Es gibt aber bisweilen Punkte, an denen unsere Richtlinien keine Messung erlauben oder eine Überwachung nicht zielführend wäre. Bei manchen Strecken wissen wir, dass es am Tag vielleicht zwei oder drei Ausreißer gibt. Da sagen wir von Haus aus: Es ist fragwürdig, ob wir in der Zeit unserer Anwesenheit genau den einen gefährlichen Raser erwischen würden.
Es gibt aber seitens der Stadt oder des Landkreises diese elektronischen Geräte mit entsprechend auswertbaren Messergebnissen, die dem Verkehrsteilnehmer anzeigen, mit welcher Geschwindigkeit er unterwegs ist und er so signalisiert bekommt, ob sein Tempo im Rahmen ist oder nicht. Dabei lässt sich bei späterer Auswertung ablesen, ob es bestimmte Tageszeiten gibt, in denen prinzipiell mehr gerast wird. Das sind dann oft Einzelfälle. Wir werden uns dort stichpunktartig postieren. Es ist uns aber nicht möglich, dass wir Kollegen stundenlang parken ohne ein erkennbares Ergebnis. Es geht wohlgemerkt ums Kontrollieren, nicht ums Abzocken. Insofern wäre es eine Vergeudung von Beamtenstunden.
Haben Sie ein aktuelles Beispiel?
Wir hatten jüngst eine Kreisstraße im Blick, auf der gerast wird - jedenfalls laut Bevölkerung. Die Polizei hat sich mit einem Radarwagen vier Stunden lang postiert und in beiden Fahrtrichtungen gemessen. Es kamen ganze zwei Verwarnungen heraus, mit je 15 Euro. Eine zielführende Verkehrsüberwachung wurde nicht erreicht, die subjektiven Eindrücke der Mitteiler überwogen.
Wie sieht es mit der Ausbildung der Beamten an der Laserpistole aus?
Da sind die Kollegen angehalten, sich im umfassenden Selbststudium die nötigen Kenntnisse anzueignen. Abschließend gibt es eine Prüfung. Sobald diese bestanden ist, ist der Beamte berechtigt zu lasern. Es gibt Kollegen, die machen es gerne und sehen ein wichtiges Betätigungsfeld der Polizeiarbeit darin. Es gehört auch eine gewisse Fingerfertigkeit dazu, den Verkehrsteilnehmer so zu erfassen, dass man eine belastbare Messung zu Stande bekommt.
Auf welche Distanz lässt sich der Laser einsetzen?
Der Typ Laserpistole, den wir verwenden, ist für Distanzen von 30 bis 1000 Metern geeicht. Auf Bundesstraßen wundert sich mancher Autofahrer, dass er erwischt wurde, obwohl er nach seinem Dafürhalten noch weit entfernt war von der Messstelle.Wir können aber nicht auf den letzten 50 Metern lasern, da die Datenübermittlung zum Kollegen im Begleitfahrzeug, der den Verkehrsteilnehmer rauswinkt, ja in der entsprechenden Zeit gewährleistet sein muss. Anders als beim Radar wird der Ertappte bei der Laserkontrolle nach dem Blitzen gleich angehalten.
Gibt es Viele, die sozusagen einen Beweis sehen wollen, dass sie auch tatsächlich zu schnell waren?
Sollte es über den Verwarnungsbereich hinausgehen und ein Bußgeld fällig werden, dann zeigen wir schon von uns aus dem Betroffenen die Daten, einfach um glaubwürdig zu wirken. Da können wir auch veranschaulichen, dass Messtoleranzen berücksichtigt wurden und sich das gemessene Tempo auch nachvollziehen lässt.
Wie viele Kollegen hat die Kulmbacher Polizei im Einsatz?
Das sind derzeit zehn Beamte, darunter ein quasi "Hauptamtlicher". Der hat das zu seinem besonderen Betätigungsfeld gemacht. Ferner gibt es drei Kollegen, die die Laserpistole ab und an mitnehmen.