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Bitter-süßer Herrenabend im Thurnauer Schlosstheater


Autor: Dietmar Hofmann

Thurnau, Montag, 12. Oktober 2015

Das Schlosstheater Thurnau startete mit der Komödie "Unsere Frauen" in die vierte Spielzeit. János Kapitány, Daniel Reichelt und Wolfgang Krebs ernteten Riesenbeifall.
Was herauskommt, wenn drei Männer über die Liebe und das Leben philosophieren, zeigen (von links) János Kapitány, Daniel Reichelt und Wolfgang Krebs in der Komödie "Unsere Frauen". Foto: Axel Klawuhn


Die Erfolgsgeschichte geht weiter. Mit der Komödie "Unsere Frauen" startete das Schlosstheater Thurnau vor ausverkauftem Haus in seine vierte Spielzeit. Ein auf den ersten Blick etwas irreführender Titel, denn in der bitter-süßen Inszenierung stehen nur drei Männer, drei dicke Freunde, auf der Bühne. Die Weiblichkeit kommt nur in Gedanken vor, ist aber dennoch allgegenwärtig.

Was als feucht-fröhlicher Herrenrunde geplant ist, entwickelt sich zu einem turbulenten Abend, in dessen Verlauf so ziemlich alles in Frage gestellt wird, was bislang als selbstverstänndlich galt - auch die Freundschaft.


"Kleines Privattheater"


Intendant Wolfgang Krebs ("Wir sind ein kleines Privattheater und bekommen keinen Cent öffentlicher Gelder") strahlte bei der Premiere und präsentierte sich seinem Publikum einmal mehr als echter Tausendsassa.
Er führte Regie und beim Anschneiden der Geburtstagstorte geschickt das Messer.

Und Krebs schlüpfte selbst in eine der drei Rollen, verwandelte sich vom glücklichen Familienvater in einen mit sich selbst zweifelnden Ehemann, der mehr und mehr erkennen muss, dass das Leben eigentlich total an ihm vorbeiläuft.


Die 16. Premiere in drei Jahren


"Unsere Frauen" ist das 16. Stück im Schlosstheater. Begonnen hatte alles im Herbst 2012 mit "Novecento - Die Legende vom Ozeanpianisten", einer Inszenierung von János Kapitány. Der Regensburger gehört fast schon zum Inventar der kleinen, aber feinen Bühne. Kapitány glänzte als Marcutio in "Romeo und Julia" , wird bei der Neuauflage von "Dinner for one - wie alles begann" dabei sein.

Im neuesten Werk des französischen Erfolgsautors Eric Assous präsentierte er sich von seiner tragikomischen Seite. Er, der nur Musik von verstorbenen Interpreten liebt ("Deine Plattensammlung ist ein Friedhof"), liebt seine Freundin, bringt aber nicht den Mut auf, es ihr auch zu sagen. Wenn sie bei ihm anruft, lässt er die Mailbox sprechen.

Bleibt Daniel Reichelt aus Bamberg, dessen Freundin aus Thurnau stammt und der das Schlosstheater einst als Zuschauer kennen- und offenbar liebenlernte. Er gibt der Komödie ein Gesicht - im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Mimik ist umwerfend. Man fühlt mit, wenn er seinen Freunden erklärt, dass er gerade seine Frau erdrosselt hat. Man bekommt Mitleid, wenn seine Freunde es ablehnen, ihm ein falsches Alibi zu geben.


Fast wie im richtigen Leben


Krebs legt Wert darauf, dass es sich bei "Unsere Frauen" um eine Komödie handelt. Es ist aber keine, in der ein Schenkelklopfer den anderen jagt. Bei mancher Pointe bleibt einem das Lachen regelrecht im Hals stecken. Denn die Geschichte macht nachdenklich, die Akteure halten durchaus auch dem Publikum den Spiegel vor. Fast wie im richtigen, hektischen Leben, möchte man meinen, in dem viele Dinge oberflächlich bleiben.

Und so müssen auch die drei Freunde erkennen, dass sie vieles nicht wissen - von ihren Kameraden, ihren Beziehungskisten, aber auch von sich selbst.

Höhepunkte in der kurzweiligen Inszenierung sind die Wutanfälle der Protagonisten, wenn alles Aufgestaute aus ihnen herausbricht. Endlich, möchte man meinen. Und die Reaktion des Geschholtenen? Ebenso schlicht wie köstlich: "Willst Du einen Drink?"

Das Publikum dankte mit langanhaltendem Beifall. Keine Frage, der war verdient.