Biertreber ist für fränkische Kühe ein echter Leckerbissen
Autor: Adriane Lochner
Leesau, Dienstag, 04. August 2020
In vielfältigen Fruchtfolgen baut Markus Unger aus Leesau nicht nur das Futter für seine Milchkühe an, sondern auch Braugerste. Die Tiere freut's.
Vom Familienbetrieb in Leesau aus hat es Landwirt Markus Unger nicht weit zu den ersten Feldern. Zu Fuß geht man vorbei am Kuhstall und den Futtersilos und gelangt dann auf einen mit Mohnblumen und Sträuchern gesäumten Feldweg. Von dort aus genügt schon ein kurzer Blick in die Ferne, um zu verstehen, was mit einer "kleinstrukturierten Kulturlandschaft" gemeint ist.
Wie ein bunter Fleckenteppich
Wie ein bunter Fleckenteppich wechseln sich Raps- und Getreidefelder ab mit Wiesen und Wäldern, Hecken und Säumen. "Braugerste wächst bei uns auf dem Jura besonders gut", erklärt Markus Unger. Das liege an den flachgründigen, kalkreichen Böden, die dafür sorgen, dass die Gerstenkörner wenig Eiweiß einlagern. Eiweiß ist beim Bierbrauen nicht erwünscht, da es ausflocken kann.
Die Braugerste verkauft der junge Landwirt an die Bamberger Malzfabrik Michael Weyermann, die am Standort Leesau ein Getreidelager besitzt. Dort wird das Erntegut verschiedener Landwirte aus der Region gesammelt und in die Mälzerei transportiert.
Boden schonen und erhalten
"Wir bauen die Braugerste nicht nur deshalb an, weil die Marktchance gut ist, sondern, weil sie gut in die Fruchtfolge aus Mais, Kleegras, Raps und Weizen passt", erklärt Markus Unger. Fruchtfolge bedeutet, dass auf derselben Fläche nicht immer die gleiche Nutzpflanze angebaut wird, sondern immer wieder verschiedene.
Dieser Fruchtwechsel ist ein wichtiger Teil der modernen Landwirtschaft und dient dazu, den Boden zu schonen und seine Fruchtbarkeit zu erhalten. Das Konzept ist Standard, sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Landbau. Allerdings fördert der Freistaat Bayern über das Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) sogenannte vielfältige Fruchtfolgen mit mindestens fünf verschiedenen Hauptfruchtarten, blühenden Kulturen und Feldfrüchten, die besonders gut Stickstoff fixieren können, wie Erbsen, Lupinen, Linsen oder Kleegräser. "Vielfältige Fruchtfolgen" dienen nicht nur dem Boden, sondern auch der Artenvielfalt in der Feldflur.
Auch der Wechsel von Herbstsaat, Winterung genannt, und Frühlingssaat, Sommerung genannt, hilft, Unkräuter schonend unter Kontrolle zu bringen und die Ernteerträge zu steigern. Das wohl bekannteste Beispiel in der Region für Sommerung und Winterung ist die Gerste. Sommergerste, in der Regel Braugerste, wird im März gesät und Ende Juli oder Anfang August geerntet. Sie wächst nur vier Monate lang.
Kuhernährung als Wissenschaft
Die Wintergerste wird bereits im September des Vorjahres gesät und braucht den Frostreiz, um nach dem Winter in die Länge wachsen zu können. Sie wird ebenfalls erst im Juli geerntet und hat somit länger Zeit zum Wachsen. Die Wintergerste enthält viel mehr Eiweiß als die Sommergerste. Daher wird sie häufig zu Schrot gemahlen und an das Vieh verfüttert. Kühe richtig zu füttern ist eine Wissenschaft für sich. "Man ernährt nicht die Kuh, sondern die Bakterien im Pansen", erklärt der Landwirt. Diese Bakterien seien es nämlich, die die unverdauliche Zellulose aufschließen und es der Kuh ermöglichen, hochwertiges Milcheiweiß herzustellen. "Mit der Ernährung meiner Kühe kenne ich mich besser aus, als mit meiner eigenen", scherzt Unger.