Bierfest in der Kulmbacher Berufsschule
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Donnerstag, 17. Januar 2013
Die Lehrlinge der Brauer- und Mälzerklasse arbeiten mit Herzblut - und jetzt auch mit neuester Technik.
Wasser und Malz, Hopfen und Hefe - mehr kommt in ein Bier nicht rein. So schreibt es das bayerische Reinheitsgebot vor. Ganz klar, daran halten sich auch die Brauerlehrlinge, die an der Kulmbacher Berufsschule ausgebildet werden.
Aber um den Beruf des Brauers und Mälzers zu erlernen, gehört noch mehr dazu: Herzblut muss dabei sein ("sonst wird's kein g'scheiter Brauer", wie Braumeister Hans Wernlein aus Trebgast weiß) und professionelle Brautechnik. Die Technik ist in der Berufsschule völlig veraltet gewesen. Der Landkreis als Sachaufwandsträger hat fast eine Million Euro investiert - und herausgekommen ist eine hochmoderne Lehr- und Versuchsbrauerei, alles aus Edelstahl und computergesteuert.
Zur Feier des Tages - am Donnerstag ist die neue Anlage offiziell eingeweiht worden - haben Berufsschullehrer Marco Scherl und seine Klasse ein Festbier eingebraut: bernsteinfarben, zirka 5,5 Prozent Alkohol und sehr süffig. Es ist sechs Wochen in einem der fünf Lagertanks - Gesamtkapazität 700 Liter - gereift.
Der Lehrer erläutert, dass pro Sud 70 bis 100 Liter Bier gebraut werden können. Dabei bewährt sich auch das weiche Kulmbacher Wasser, das sich, so Scherl, "besonders gut für den Brauprozess eignet".
Die Schüler aus ganz Oberfranken - insgesamt 60 in drei Klassen- haben die professionelle Technik schon im Griff. Felix Zirnsack (Brauerei Neder, Forchheim), Vincenz Schiller (Brauerei Hetzel, Frauendorf), Thomas Wild (Brauerei Scherdel, Hof), Andreas Ludwig (Brauerei Fässla, Bamberg) und Jonas Stöhr (Brauerei Kaiser, Grasmannsdorf) sind jedenfalls begeistert bei der Sache. Mit Herzblut eben.
Kulmbach will Schüler aus der Oberpfalz
Dass zur offiziellen Inbetriebnahme der neuen Lehr- und Versuchsbrauerei an der Berufsschule ein "Landratsbier" ausgeschenkt wird, freut Klaus Peter Söllner. Er hat sich immer dafür stark gemacht, dass die Klassenräume der Brauer und Mälzer saniert werden und dass neue Brautechnik eingebaut wird. Dafür hat der Landkreis auch tief in die Tasche gegriffen: Fast eine Million Euro ist investiert worden, 330 000 Euro schießt der Freistaat zu.
"Wir verfügen über die besten Voraussetzungen zur Ausbildung der Brauer und Mälzer", betont der Landrat bei der Feierstunde. Eine Kleinmälzungsanlage, ein komplettes Sudwerk, Flaschen- und Fass abfüllung, Reinigungs- und Etikettiermaschine, Schankanlage sowie Mischanlage für Mixgetränke: nichts, was fehlen würde.
Was dem Landrat und dem oberfränkischen Innungsobermeister der Brauer, Hans-Joachim Hansen (Brauerei Meinel, Hof), aber nicht gefällt, ist die Sprengeleinteilung in Bayern: Für Brauerlehrlinge gibt es die drei Schulstandorte München, Kulmbach und Karlstadt. Dass die Auszubildenden aus der nördlichen Oberpfalz nach Unterfranken fahren, möchten die Oberfranken ändern. "Die müssen bloß in Kulmbach aussteigen", meint der Obermeister.
Doch auf eine Zusage wartet man vergeblich. "Ich unterstütze Kulmbach gern", sagt Leitender Ministerialrat Werner Lucha vom Kultus ministerium, "aber eine Sprengeländerung ist nicht so einfach." Schließlich hätten auch die anderen Schulen in ihre Ausstattung investiert. Einfacher wäre es, Schüler aus benachbarten Bundesländern zu gewinnen.
Im Anschluss an die Reden lassen es sich die Gäste gut gehen. Es gibt Festbier und eine reichhaltige Brotzeit, zubereitet von anderen Berufsschulklassen. Derweil reifen in den Lagertanks weitere Biere der Brauerschüler. Ob heller Bock oder Märzen - das nächste Bierfest in der Schule kann kommen. Ein Grund wird sich doch finden lassen.