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Bier-Stadtführung durch Kulmbach: Hopfen und Malz auf der Spur


Autor: Miriam Hegner

Kulmbach, Donnerstag, 24. April 2014

Erstmals fand eine Führung durch Kulmbach statt, die der Geschichte des Bieres in der Stadt nachgeht. Die Idee zur Bierführung hatte Jürgen Treppner. Infranken.de war natürlich mit dabei.
Brauergeselle Schorsch - alias Gästeführer Jürgen Treppner (links) lud zu einem Rundgang durch die Geschichte der Bierstadt ein. Foto: Barbara Herbst


Lieber Pils oder lieber Kellerbier? "Am liebsten Freibier!", ruft Helga Kerle in die Runde und erntet Gelächter und Zustimmung. Am Holzmarkt haben sie und die anderen sich eingefunden, um mit dem Brauergesellen Schorsch einen Rundgang durch die Geschichte des Kulmbacher Bieres zu machen. "Freibier gibt's leider kein's heute", muss Schorsch alias Gästeführer Jürgen Treppner einräumen. Dafür hat er seine Gitarre dabei, einen geheimnisvollen Rucksack und jede Menge Wissenswertes über Kulmbach und das Bier.

Etwa dass der älteste Nachweis übers Brauen auf deutschem Boden eine Bieramphore ist, die in der Nähe von Kulmbach gefunden wurde. Oder dass es schon 1349 das erste Brauhaus in Kulmbach gab - es gehörte zum Augustinerkloster am Holzmarkt.

"Fünf Maß Bier hat so ein Mönch damals am Tag getrunken", erzählt Schorsch, "aber das Bier war damals nicht so stark wie heute".

Idee verwirklicht

Die Idee zur Bierführung hatte Jürgen Treppner selbst. "Das erste, wonach die Gäste fragen, wenn sie nach Kulmbach kommen, ist das Bier." Und weil er gerne singt, kam die Gitarre dazu - Schorsch, der singende Brauergeselle war geboren.

Und der führt seine Gäste die Langgasse hinauf. Da, wo heute "Kathrin's Geschenkestadel" ist, war früher einmal ein Wirtshaus. "Im Hauseingang auf der linken Seite kann man den alten Schlussstein vom Lagerkeller der Kommunbräu in der Sutte sehen. Das war der Beginn der Kulmbacher Rei chelbräu."

Auf dem Marktplatz gibt es dann eine Überraschung aus dem geheimnisvollen Rucksack, den der "Brauergeselle" dabei hat: eine Bierpraline von der Konfiserie Esther. "Sehr fein", findet Helga Kerle. Sie und Karl Schabert kommen aus Dillingen an der Donau, in Kulmbach sind sie zum ersten Mal. "Heute erst angekommen, mit dem Motorrad", erzählt sie. "Wir sind viel unterwegs. Als erstes gehen wir immer zur Tourist-Info wegen einer Stadtführung." Das Kulmbacher Bier sei in ihrer Gegend nicht so bekannt, sagt Karl Schabert. Als Bierliebhaber haben sie es sich aber nicht nehmen lassen, schon mal zu probieren.

Weiter geht's zum Oberhacken, zur Ruckdeschel-Villa. "Hopfen und Malz, Gott erhalt's" steht auf dem Giebel. "Das war das Stammhaus der Firma Ireks, das Wohn- und Geschäftshaus der Mälzerei." Unterwegs stimmt Schorsch immer wieder ein paar (Trink- )Lieder an. "Alles, bloß kei Wasser ned, denn mei Mogn kann des ned vertrong", heißt es da etwa, auch der Vogelbeerbaum wird besungen. Alle sollen mitsingen, der Enthusiasmus bei den Gästen ist unterschiedlich groß. Die Geschichten und Anekdoten aber kommen gut an.

Auch Kulmbacher lernen dazu

"Die Führung ist nicht mit Daten überladen, man kann gut zuhören", sagt Kay-Tassilo Pauli. "Für mich ist sie besonders interessant, da ich beruflich mit dem Thema befasst bin." Bei Ireks ist er für den Malzverkauf zuständig. Als Katschenreuther kennt er sich in Kulmbach bestens aus. "Auch die Ruckdeschel-Villa kannte ich natürlich. Aber es sind schon ein paar Sachen dabei, die ich nicht wusste." Den Schlussstein in der Langgasse kannte er nicht - genauso wenig wie Jürgen Albrecht, als gebürtiger Kulmbacher ansonsten ebenfalls bestens mit der Stadt vertraut. "Da lernt man doch noch was dazu." Die Bierführung hat ihm seine Frau zum Geburtstag geschenkt. "Ich bin großer Bierliebhaber." Auch selbst gebraut hat er schon, bei einem Bierseminar. Das hat auch Hermann Bergmann aus Goldkronach. Die Bierführung gefällt ihm gut. "Genauso, wie ich es mir vorgestellt hab!"

Durchs Untere Stadtgässchen und die Obere Stadt geht es an der Büttner-Statue vorbei in die Spitalgasse, wo Schorsch erzählt, wie er angeblich den Eisbock erfunden hat. "Ich hab' im Winter ein Fass draußen vergessen und das Bier ist eingefroren, Zur Strafe musste ich den Rest austrinken." An der Grünwehr gibt es noch was aus dem Rucksack: einen Bierbrand der Brennerei Stübinger - und natürlich ein Lied dazu. Letzte Station der Führung ist die Villa der Sandler-Brauerei in der Fischergasse. "Lorenz Sandler war der erste, der 1831 Kulmbacher Bier exportierte", erklärt Schorsch. "Damit wurde Kulmbach zur überregional bekannten Bierstadt."
In der Kommunbräu endet die Tour - natürlich mit einem gemeinsamen Bier. "Wir wollen diese Führung in Zukunft auf jeden Fall für Gruppen anbieten", sagt Jürgen Treppner. Auch öffentliche Termine soll es geben.