Präventionsseminar in Kulmbach: Bier, Kultur und Flüchtlinge
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Mittwoch, 20. April 2016
Am Mittwoch besuchten mehrere Schüler das Präventionsseminar im Brauereimuseum. Darunter erstmals eine Integrationsklasse des Berufsschulzentrums.
Am Samstag feiert das bayerische Reinheitsgebot seinen 500. Geburtstag und ist damit das älteste, noch heute gültige Lebensmittelgesetz der Welt. Im Bayerischen Brauereimuseum ist das Reinheitsgebot erlebbar. Doch nicht nur das: Im Museum finden seit vergangenem Jahr auch die Seminare "Kulmbacher Bierkultur - zwischen Verantwortung und Genuss" statt, die sich an Schüler ab 16 Jahren richten.
Schon über 1000 Teilnehmer machten mit. Am Mittwoch waren wieder drei Klassen zu Gast - darunter erstmals mehrere junge Flüchtlinge aus der Integrationsklasse des Berufschulzentrums - denen die Kulmbacher Bierkultur und -tradition nahegebracht wurde.
Auch in Eritrea schmeckt Bier
Einer von ihnen ist Daniel Tesfaldet aus Eritrea. Auch in seiner Heimat werde Bier getrunken, berichtet der junge Mann, der seit acht Monaten in Deutschland lebt. Der Termin im Brauereimuseum gefällt ihm, weil man etwas über die Region lerne, über deren Kultur. Ein bisschen Bier habe er auch schon probiert, aber nicht viel, verrät der 18-Jährige, der dem christlichen Glauben angehört.Anders sieht das bei Hassan Borkzai und Fahim Hosseini aus. Die beiden sind Muslime und trinken kein Bier, weil sich das nicht mit ihrer Religion vereinbaren lässt. Aber die Informationen über das Brauen seien interessant, sagt der 18-Jährige Hosseini auf Englisch. Er möchte gerne in Kulmbach bleiben, ihm gefällt es hier. "Ich habe die Leute und deren Gewohnheiten kennengelernt, mir sind sie sehr sympathisch." Sein Ziel ist es zunächst, deutsch zu lernen, einen Abschluss zu machen und dann eine Arbeit zu suchen.
Über Kulturgut aufklären
Dass die Integrationsklasse an dem Seminar teilnimmt, hat einen Hintergrund, betont der Leiter des Berufsschulzentrums, Joachim Meier: "Wir wollen die Flüchtlinge über ein bedeutendes Kulturgut aufklären, das unsere Region prägt." Zudem sei es wichtig, den Jugendlichen das gesellschaftliche Engagement einheimischer Firmen zu zeigen und sie auf ihrem Weg der Berufsorientierung zu begleiten. "Es liegt uns sehr am Herzen, Wissen zur Historie von Bier und Braukultur im Kulmbacher Land zu vermitteln", betonte Markus Stodden, der Sprecher des Vorstands der Kulmbacher Brauerei. "Wichtig ist dabei, dass auch das Landrats- und Gesundheitsamt ebenso wie Kreisjugendpfleger Jürgen Ziegler mit im Boot sind und die Direktoren der Schulen mitziehen." Der Besuch werde im Unterricht vorbereitet und nachbesprochen.
In Übungen werden die jungen Leute für das Thema Alkoholmissbrauch sensibilisiert. Mit einer sogenannten Rauschbrille muss ein Hindernisparcours absolviert werden - keine leichte Aufgabe. "So etwas bleibt den Schülern in Erinnerung", weiß Museums-Geschäftsführerin Sigrid Daum aus Erfahrung.
Unterstützt wird das Präventionsprojekt aus den Erlösen, die der Rotary-Club Kulmbach aus dem Verkauf der Adventskalender erzielt, erklärt der designierte Präsident Thomas Streng. "Das Geld soll Kindern und Jugendlichen zugutekommen."