Druckartikel: Besser oder bestenfalls gut?

Besser oder bestenfalls gut?


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Dienstag, 09. Sept. 2014

Früher war alles besser? Das kann man so sehen. Man kann es aber auch anders sehen - und sich einige Absonderlichkeiten vergangener Zeit ins Gedächtnis rufen.
Minipli - Atze Schröder trägt die70er-Jahre-Welle noch. Foto: Archiv


"Früher wor des net su", versichern sich die beiden älteren Leute immer wieder, deren Gespräch ich im Café vom Nebentisch aus mitverfolge. Und wie sie das sagen - das lässt keinen Zweifel daran, dass sie eigentlich meinen: "Früher war alles besser."

War es das? Erinnern wir uns, zum Beispiel, an die siebziger Jahre: Wir haben uns Zopfhalter in die Haare geklemmt, die aussahen wie Kirschen. Wir haben Pril-Blümchen an die Küchenwand geklebt und allen Ernstes geglaubt, dass die Werbe-Tante recht hat, die sagte, dass Hände samtig weich werden, wenn man sie in Geschirrspülmittel badet.

Wir haben jahrelang aromatisierten Tee getrunken der wie billigstes Parfum schmeckte.

Wir haben keine Musik aus dem Internet heruntergeladen, sondern saßen mit dem Nordmende-Kassettenrekorder und dem angestöpselten Mikrofon vor dem Fernseher, wenn "Disco 72" lief - bis uns wieder einmal irgendein Depp in die Aufnahme hineinquasselte.

Wir haben Kniestrümpfe zu Miniröcken getragen, uns Bravo-Starschnitte übers Bett gehängt, und wir haben uns beim Friseur für teures Geld eine Minipli genannte Quasi-Dauerwelle legen lassen, die sich bereits bei leicht erhöhter Luftfeuchtigkeit ringelte wie ein Putzrasch.

Und das alles soll wirklich besser gewesen sein? Sorry, liebe unbekannte Tischnachbarn: Ich fand "Früher" zeitweise ziemlich gut. Aber besser gefällt's mir jetzt.