Besetzung: Marion Regnet als Nothelferin
Autor: Dieter Hübner
Trebgast, Donnerstag, 16. Mai 2013
Vor drei Wochen war es für die Verantwortlichen der Trebgaster Naturbühne ein Schock: Die Hauptdarstellerin musste ersetzt werden. Marion Regnet aus Bayreuth sprang ein - und fühlt sich in dem "Haufen" inzwischen pudelwohl. Am Freitagabend öffnet sich auch für sie der Vorhang.
Marion Regnet ist Theaterleiterin beim Trachtenverein "Alt Bayreuther" und dort schon lange als leidenschaftliche Laiendarstellerin aktiv. Am 21. April klingelt bei ihr in Bayreuth das Telefon. Am anderen Ende der Leitung: Georg Küfner aus Bindlach, den sie als Mitglied der "Bürgerressource" kennt und mit dem sie schon mal gemeinsam einen Sketch gespielt hat. Küfner, gleichzeitig Ensemble-Mitglied der Naturbühne Trebgast, klingt fast schon verzweifelt. "Hast Du Lust, in unserem Volksstück ,Die drei Dorfheiligen' die weibliche Hauptrolle zu spielen?", fragt er.
"Mich hat es zuerst einmal umgehauen", erinnert sich Marion Regnet. "Damit hatte ich ja überhaupt nicht gerechnet." Georg Küfner hatte ihr zuvor geschildert, dass die Naturbühne kurz vor der Premiere steht und für die wegen Krankheit ausgefallene Hauptdarstellerin händeringend Ersatz sucht. "Ich war total überrascht, wie er ausgerechnet auf mich kommt.
Am gleichen Abend zugesagt
Das Drama, wenn jemand kurz vor Spielbeginn plötzlich ausfällt, kennt Marion Regnet ja. "Wir haben auch jedes Jahr Sorgen und Ängste, weil wir keine Doppelbesetzungen haben." Da musst Du aushelfen, sei deshalb ihr erster Gedanke gewesen. "Noch am gleichen Abend habe ich zugesagt." Wenn man ihr zuhört, spürt man: Sie lebt Theater, ist mit Leib und Seele dabei.
Am folgenden Montagabend stand sie auf der Bühne und spielte zwei Szenen vor. "Der Regisseur sagte nur: ‚Genauso habe ich mir das vorgestellt - und ich war im Team. Ich kannte die Bühne ja nicht einmal, war aber sofort hellauf begeistert. Diese wildromantische Kulisse mit dem Blätterdach und den Sandsteinen ist ein Traum."
Dann hat sich Marion Regnet reingestürzt und ihre Rolle gelernt: Die resolute Bürgermeister-Gattin Uschi, die sich nichts sagen lässt und die Fäden in der Hand hält. Am 2. Mai war ihre erste Probe, in zwei Wochen hat sie sich den Text reingezogen. Nach und nach lernte sie ihre Mitspieler kennen, die bereits seit Januar proben. "Ich bin ins kalte Wasser geworfen worden und einfach mit dem Strom geschwommen", sieht es Marion Regnet ganz nüchtern.
Wenn man dazu den Regisseur hört, untertreibt sie natürlich erheblich. "Der Ausfall von Sonja Bayer war für uns zunächst ein Riesenschock. Marion ist für uns ein Glücksgriff. Es hätte uns als Ersatz nichts Besseres passieren können. Wobei das Wort ,Ersatz' in Anführungszeichen zu setzen ist. Hut ab vor der Marion, das ist wirklich eine grandiose Leistung", so Rainer Streng, der trotz der personellen Probleme sehr viel Ruhe ausstrahlt.
Dabei fährt die Bayreutherin ja noch zweigleisig. Parallel laufen nämlich bei den "Alt Bayreuthern" die Proben für das Stück "Der Ruhestand", das im Oktober gezeigt wird.
Für ihre Mitspieler hat Marion Regnet ein Lob parat: "Ich fühle mich in diesem Haufen richtig wohl."
Angefangen hat es bei ihr vor 22 Jahren, als sie in Manching eine Vorstellung der dortigen Volkskunstbühne besuchte - und Feuer fing. Drei Jahre hat sie dort mitgespielt, bevor sie mit ihrem Mann nach Bayreuth zog. Sie schloss sich gleich den "Alt Bayreuthern" an, sang und tanzte zunächst, bevor sie etwa ab dem Jahr 2000 zur Theater-Abteilung wechselte.
Spielt sie nächstes Jahr wieder in Trebgast mit? Marion Regnet lacht. "Ich weiß ja gar nicht, ob ich da noch gebraucht werde", antwortet sie bescheiden.
Der Regisseur hat den oberbayerischen Schwank von 1920 nach Trebgast in einen Biergarten verlegt, um den ganzen Charme der Naturbühne zur Geltung kommen zu lassen. Das Bühnenbild ist einfach. "Ich komme vom klassischen Theater, wo geradlinig ohne Firlefanz inszeniert wird", lautet die Begründung von Rainer Strengs, der mit seinem Personal zufrieden ist. "Es läuft alles sehr gut. Chemie und Harmonie passen, die Leute spielen gut, das Stück ist gut, es gibt keine Hektik. Es könnte nicht besser sein."
Voll des Lobes ist der Bürgermeister im Stück, Christian Hahn alias Georg Küfner. "Die Stimmung ist fantastisch. Meine Ersatz-Frau Marion hat eine unheimliche Bühnenpräsenz. Und die jungen Nachwuchskräfte Francesca Canola, Natascha Eckert und Diana Hentschel haben sich hervorragend eingeführt. Richtig Klasse ist auch Alexander Böhm als Sachse."
Nur "Luftbier" im Krug
Nicht ganz so zufrieden war Spielleiter Werner Eberhardt, der in dem Stück den Automechaniker Georg Bauer verkörpert. "Bisher haben wir bei den Proben im Biergarten immer nur "Luftbier" getrunken, das ist immer so trocken und staubt richtig." Und schiebt gleich eine Forderung hinterher: "Zumindest bei der Gemeinderatssitzung wollen wir schon etwas im Krug haben - und wenn es nur ein Schnitt ist."