Bergwacht Kulmbach-Obermain: Aktiv und kompetent
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Montag, 28. Sept. 2015
Die Bergwacht-Bereitschaft Kulmbach wird 60 Jahre alt. Die Aktiven sind gut ausgebildet, betreuen ein großes Dienstgebiet - und geben sich zum Geburtstag einen neuen Namen.
Mit dem ganz großen Geschenk zum Geburtstag hat es leider nicht geklappt: Das Grundstück am Görauer Anger bei Zultenberg ist gekauft, die Baugenehmigung ist erteilt. Allein die Finanzierung macht noch Probleme, und so wird sich die neue Bergrettungswache für die Bergwacht Kulmbach in absehbarer Zeit wohl noch nicht realisieren lassen.
Jung und modern
Gefeiert werden soll dennoch: Am Samstag, 3. Oktober, begeht die Bergwacht im Rahmen des Juraturm-Festes in Wunkendorf ein Jubiläum: 60 Jahre wird die Bereitschaft alt - und präsentiert sich jung und modern: "Die Bergrettung ist in den letzten Jahren modernisiert worden, unsere Ausrüstung ist gut - und auch wenn es mehr sein könnte: Für Nachwuchs ist gesorgt." Das sagt Thomas Gremer, Bereitschaftsleiter, der bei seiner Arbeit auf 16 hoch motivierte Einsatzkräfte und drei Anwärter setzen kann, die im Jahr 15 bis 20 Einsätze in einem ausgedehnten Dienstgebiet bewältigen.Die Geburtsstunde der Bergwachtbereitschaft Kulmbach schlug im Frühling des Jahres 1955. Der Zweite Weltkrieg war seit zehn Jahren vorüber. Eine Generation wuchs heran, die zunehmend Gefallen fand an der Bewegung in der Natur und am Gefühl der Freiheit, das das Klettern im Fels vermittelte. Auch der nördliche Frankenjura entwickelte sich zum Klettergebiet - und damit stellten sich bald auch Fragen des Naturschutzes und der Bergrettung. Es waren der Kulmbacher Stadtrat Konrad Hetz und der damalige Kulmbacher Oberbürgermeiser und Vizepräsident des BRK, Georg Hagen, die die Idee einer eigenen Bergwachtbereitschaft vorantrieben, nachdem Pläne, sich der Bergwacht Bamberg anzuschließen, verworfen worden waren.
16 Gründungsmitglieder
16 junge Männer fanden sich am 31. Mai 1955 zur Gründungsversammlung zusammen. Sie wählten Konrad Hetz zum Bereitschaftleiter und Rudolf Krusche zu dessen Stellverteter.Bereits wenige Monate später demonstrierte die junge Truppe bei einer Schauübung ihre Einsatzbereitschaft. Schon ein Jahr später konnte ein planmäßiger Dienstbetrieb mit dem Schwerpunkt im Kleinziegenfelder Tal und im Bärental aufgenommen werden. Das Bärental ist heute noch die eigentliche Heimat der Bereitschaft: Bei der Herbstmühle steht die 1962 erbaute Diensthütte, von der aus die Aktiven in den Sommermonaten regelmäßig an den Wochenenden einen Bereitschaftsdienst gewährleisten.
Auch im Winter im Einsatz
1971 dehnten die Kulmbacher Bergwachtler ihre Aktivitäten auch auf die Wintermonate aus: Am Skilift in Römersreuth gab es seither einen Winterrettungsdienst, der aufrecht erhalten wurde, bis der Skilift vor einigen Jahren seinen Betrieb einstellte. 1973 folgte für kurze Zeit der Winterrettungsdienst am damals noch neuen Skilift in Zultenberg. Mittlerweile gibt es einen solchen Dienst auch am Skilift in Heinersreuth im Frankenwald. Die Aktiven der Bergwacht waren gut auf ihren Einsatz vorbereitet: Sommer- und Winterrettung oder Luftrettung waren feste Bestandteile der Ausbildung. Aber auch naturschutzfachliche Fragen gehörten (und gehören immer noch) dazu.
Kurz nach dem 40. Geburtstag der Bergwacht bahnte sich ein Generationswechsel an: 1997 wurde Thomas "Tom" Gremer, der schon seit 1993 Bereitschaftleiter Herbert Löffler als "zweiter Mann" unterstützt hatte, zum Bereitschaftsleiter gewählt. Sein Stellvertreter war zunächst Tim Petschke, ab 2002 hatte dieses Amt Christoph Bär inne, der mittlerweile von Thomas Fischer-Feick abgelöst wurde.
In dieser Zeit hat sich auch der Bergrettungsdienst grundlegend gewandelt: "Wir haben eine zunehmde Professionalisierung", sagt Bereitschaftsleiter Gremer. "Die Ausbildungsanforderungen sind höher geworden." Die Aktiven werde nicht nur vor Ort in Theorie und Praxis geschult, sondern auch im Bergwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung, einer hochmodernen Ausbildungsstätte in Bad Tölz.
Auf dem modernsten Stand
Die Bereitschaft verfügt über zahlreiche technische Hilfsmittel. Neben einem geländegängigen VW-Amarok, der für den Transport von Helfern und Patienten geeignet und mit allem ausgerüstet ist, was für eine medizinische Erstversorgung nötig ist, gibt es noch ein Quad für die Fortbewegung im weglosen Gelände und einen Audi als Einsatzleiter-Fahrzeug.16 Frauen und Männer gewährleisten eine Einsatzbereitschaft rund um die Uhr. Drei Anwärter bereiten sich derzeit auf ihren Dienst als aktive Einsatzkräfte vor.
Das Dienstgebiet ist groß. Es umfasst den Landkreis Kulmbach, Teile der Landkreise Bayreuth und Kronach und im nördlichen Frankenjura Teile des Landkreises Lichtenfels. Letzteres ist auch der Grund dafür, dass der Bereitschaft zum 60. Geburtstag eine Neuerung ins Haus steht: Die Umbenennung in Bergwachtbereitschaft Kulmbach-Obermain.
Bergwacht Kulmbach-Obermain Unterorganisation des Roten Kreuzes. Die Aktiven sind im Sommer in der Hütte im Bärental und im Winter am Skilift in Heinersreuth jeweils an den Wochenenden präsent, um Hilfe zu leisten, wenn Wanderer, Radfahrer, Kletterer oder Skifahrer verunglücken.
Die Helfer sind vor allem dann im Einsatz, wenn es gilt, Verletzte aus unwegsamem Gelände zu retten - dazu gehören auch Gleitschirmflieger, die sich in Bäumen verfangen haben. Sie unterstützen Polizei und Rettungsdienste bei Vermisstensuchen oder versorgen zum Beispiel Waldarbeiter, die an Stellen verunglücken, die mit dem normalen Rettungsfahrzeug nicht angefahren werden können. Zu diesem Zweck ist das Einsatzfahrzeug unter anderem mit einer Winde und der so genannten Gebirgstrage ausgerüstet.
Ausbildung Die Helfer haben eine notfallmedizinische-Ausbildung absolviert und bilden sich regelmäßig etwa in der Hubschrauber-Rettung und der Reanimation fort.
Kontakt Mehr Infos über die Bergwacht - auch für Interessenten an der Ausbildung - gibt es bei der Bergwacht Kulmbach-Obermain, Bergstraße 20, 95326 Kulmbach, Telefon 0171/2688447. gey
Geburtstagsfeier am Juraturm in Wunkendorf
Gefeiert wird das Bergwacht-Jubiläum am Samstag, 3. Oktober, im Rahmen des Juraturm-Festes in Wunkendorf. Dieses Fest gibt es erst seit wenigen Jahren. Aber längst ist es zum beliebten Treffpunkt geworden für aktive und ehemalige Bergwachtler, für Wanderer, Spaziergänger oder Radfahrer, die Ausflüge in die reizvolle Landschaft des nördlichen Frankenjura verbinden mit einem geselligen Beisammensein. Da dürfen deftige Mittagessen aus der Küche der Gastwirtsfamilie Will und Brotzeiten ebenso wenig fehlen wie Kaffee und Kuchen. Das Tortenbuffet ist legendär.Seinen Ursprung hat das Fest im Jahr 2008. Auf dem Juraturm, einem markanten Felsen am Eingang zum Bärental, hatte es einmal eine Fahne gegeben, die irgendwann Opfer von Wind und Wetter geworden war. Die Bergwacht-Bereitschaft Kulmbach sorgte dafür, dass eine neue Fahne aufgestellt werden konnte. Das wurde im Oktober 2008 dann auch gefeiert - zunächst im kleinen Kreis, aber mit der festen Absicht, das Fest zu wiederholen. Nun findet bereits das 8. Juraturm-Fest statt, wie immer am Feuerwehrhaus in Wunkendorf (siehe Grafik). Beginn ist um 10 Uhr mit einem Weißwurst-Frühschoppen. Ab 11.30 Uhr gibt es Mittagessen. Um 14.30 Uhr soll der Festakt zum Jubiläum beginnen. Dann stehen auch Kaffee und Kuchen bereit.
Während des ganzen Tages besteht die Möglichkeit, sich über die Arbeit der Bergwacht zu informieren. Wer sich selbst engagieren möchte, erhält ebenfalls Informationen.