Benedikt Morsch zeigt, wie aus Klängen Foto-Kunst wird
Autor: Klaus Klaschka
Kulmbach, Sonntag, 27. August 2017
In Experimenten untersucht Benedikt Morsch unter Verwendung einer besonderen Versuchsanordnung die Möglichkeiten zur Visualisierung von Klängen.
"Die Welt ist Klang" fasste in den 1980er Jahren der seinerzeit als "deutscher Jazzpapst" bekannte Joachim-Ernst Berendt seine umfangreiche Beschäftigung mit dem Hören aus medizinischen, historischen, physikalischen, kulturellen, meditativen und philosophischen Aspekten zusammen. In vergleichbarer Weise, wenn auch spezifischer mit optischer Darstellung, beschäftigt sich der gebürtige Kulmbacher und jetzige Wahlberliner Benedikt Morsch mit den Schnittstellen von akustischer und visueller Wahrnehmung ein und derselben Wellen, die er über das Medium Wasser optisch festhält.
Interdisziplinäre Forschung
"Vom Klang der Bilder" ist der Titel der Ausstellung eines Ausschnittes seiner Werke, die am Samstag in der Oberen Stadtgalerie des Kulmbacher Kunstvereins eröffnet wurde. Seit 2004 arbeitet Morsch "an einem interdisziplinären Forschungsprojekt an der Schnittstelle zwischen Bildender Kunst, Musik und Naturwissenschaft." In Experimenten untersucht er, unter Verwendung einer eigens entworfenen Versuchsanordnung, die Möglichkeiten der Visualisierung von Klängen.Die Dokumentation der Experimente erfolgt fotografisch und filmisch. Mit Hilfe eines speziellen Lautsprechers wird Wasser, das sich in einem flachen Glasbehälter befindet, durch akustische Impulse in Schwingung versetzt. Je nach Tonhöhe und Lautstärke bilden sich auf der Wasseroberfläche verschiedene symmetrische Wellenmuster. Bei diesen Wellen handelt es sich um so genannte stehende Wellen: Obwohl sich das Wasser in Bewegung befindet, bleibt das Muster gleich. Je nach Höhe und Lautstärke des Tones ergeben sich unterschiedliche Muster.
Vordergründig zeigt Benedikt Morsch die Resulate seiner Versuchsanordnungen in Schwarz-weiß-Drucken von symmetrischen Wellenmustern, die an Kaleidoskope erinnern, aber nicht Vervielfachungen optischer Muster sind, sondern Muster, die aus einem zentralen Punkt entspringen beziehungsweise von einem äußeren Ring aus sich nach innen entwickeln. Des Weiteren großformatige Fotos von farbigen Ausschnitten aus solchen Wellenmustern in verschieden geformten Strukturen.
Abstrakter Natur
"Ihn interessiert der Klang der Welt und ihn interessiert die Frage, wie Klänge wirken, etwa auf Wasser und insbesondere natürlich auf uns," fasste Klaus Morsch die Leitlinien der Arbeiten seines Sohnes in der Einführung zusammen. Dabei ist es nicht von Bedeutung, dass Benedikt der Sohn von Cornelia Morsch ist, der zweiten Vorsitzenden und Motor des Kulmbacher Kunstvereins. Beiden gemein ist zwar das künstlerische Augenmerk auf feine Strukturen und Nuancen; die Arbeiten von Benedikt Morsch sind aber völlig eigenständig. Eher abstrakter oder theoretischer Natur.Wie optische Wellen- und akustische Klangbilder entstehen, demonstrierte Christine Tiroch mit Klangschalen verschiedener Größen und Klangentwicklungen. Klängen, mit deren rein physischen Wahrnehmungen sie in ihrer Heilpraxis arbeiten. Vor allem gegen Ängste, wie sie erwähnt. Insbesondere nach dem Anschlagen einer großen mit Wasser gefüllten Klangschale konnte man direkt beobachten, wie akustischer Klang symmetrische optische Wellen erzeugt, die Benedikt Morsch in der Ausstellung zeigt. Und man konnte auf sich wirken lassen, wie verschiedene Klanghöhen einzeln und zusammen auf einen selbst wirken.
Genau dies meinte stellvertretender Landrat Jörg Kunstmann mit seiner Bemerkung, dass es bei Ausstellungen des Kunstvereins immer etwas neues gebe, das man "mitnehmen" können. Was Kunstvereinsvorsitzender Karl-Heinz Greims ausdrücklich mit der Bemerkung ergänzte, dass Kunst von niemandem etwas nehme, sondern dass sie vielmehr jemandem etwas gebe.