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Bekanntschaft in der Umkleide


Autor: Christine Fischer

Kulmbach, Donnerstag, 14. August 2014

Umkleidekabinen können schon was Fieses sein. Meistens sind sie zu klein und viel zu hell, wenn's besonders schlimm ist, sogar mit einem Zweitspiegel für die schonungslose Rückansicht ausgestattet.
Foto: Felix Kästle/dpa


Etwas subtiler in ihrer Gehässigkeit sind die geräumigen Luxusumkleiden, die meist in den Wäscheabteilungen auf uns Kundinnen warten. Sie sind groß (haben selbstverständlich KEINEN Kehrseitenspiegel), dank Duftstäbchen wohlriechend, bieten oft sogar noch ein feines Parfum für hinterher - und das Wichtigste: das gedimmte Licht kaschiert gnädig sämtliche Problemzonen.

Die eigentliche Gemeinheit offenbart sich erst beim genauen Hinschauen: der Schlankmacher-Spiegel gibt definitiv ein verzerrtes Abbild der Wirklichkeit wieder. Und frau sagt sich: das Teil kann ich unmöglich kaufen, wer weiß, wie ich in echt damit aussehe!

Manchmal können Umkleidekabinen aber auch ganz lustig sein. Zum Beispiel dann, wenn man darin eine nette Bekanntschaft macht.

So wie mein Mann neulich.

Wir waren gemeinsam auf Shoppingtour (das kommt alle zwei Jahre genau einmal vor) und beide schon etwas geplättet, was jedoch eindeutig nicht an mir lag. Mein Part beschränkte sich nämlich lediglich darauf, drei Wanderhosen anzuprobieren. Das ging auch recht fix, so dass ich bereits an der Kasse stand, während mein Gatte mich noch in der Kabine vermutete.

"Christine, kommst du jetzt mal raus, ich bin total fertig", maulte er den Vorhang an. Als keine Reaktion kam, steckte er den Kopf in die Umkleide, wo er prompt von einer ihm unbekannten Dame freundlich, aber bestimmt zu hören bekam: "Ich heiße nicht Christine, und ich komme auch nicht raus. Und wenn Sie müde sind, müssen Sie sich halt hinsetzen!"

Für Überraschungen sind Umkleidekabinen eben immer gut!