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Beim Kulmbacher Volksfest flogen die Fäuste


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Kulmbach, Freitag, 10. April 2015

Fast wäre der Streit in eine Massenschlägerei ausgeartet. Rekordverdächtige 16 Zeugen hatte Richterin Sieglinde Tettmann geladen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Ein Streit beim Kulmbacher Volksfest wäre der Streit in eine Massenschlägerei ausgeartet. Jetzt traf man sich vor Gericht wieder. Foto: privat


Fast wäre ein Streit auf dem Kulmbacher Volksfest in eine Massenschlägerei ausgeartet. Rekordverdächtige 16 Zeugen hatte Richterin Sieglinde Tettmann geladen, die Verhandlung dauerte einige Stunden und ging doch nicht zu Ende. Weil nicht alle geladenen Zeugen auch tatsächlich kamen, muss die Verhandlung im Mai fortgesetzt werden.

Am Ende eines langen ersten Verhandlungstages stand nur eines fest: Ein wirkliches Motiv gab es nicht. Angeklagt waren zwei junge Männer, beide 24 Jahre alt, beide aus Kulmbach und beide berufs- und arbeitslos. Das Unheil nahm am 15. Mai vergangenen Jahres gegen 20.35 Uhr in der Nähe des Toilettenhäuschens seinen Lauf.
Einer der Angeklagten urinierte gerade, als zwei Männer in Anzügen vorbeigingen. Ob es eine flapsige Bemerkung ("schaut ja fett aus") war oder nicht, jedenfalls äußerten sich die Angeklagten über die feine Kleidung - und schon ging es los.

Einer der Beschuldigten nahm seinen Gürtel und schleuderte die Schnalle in das Gesicht eines der vorübergehenden Männer. Das Ergebnis: drei Schneidezähne brachen ab.

Nun griff auch der andere Angeklagte ein und schlug mit seiner Faust gegen den Kopf des zweiten Anzugträgers. Irgendwann ließen sie dann voneinander ab. Aber nicht lange.

Wegen der abgebrochenen Zähne stellten die Geschlagenen nun die Angeklagten zur Rede und schon ging es wieder von vorne los. Eine Begleiterin soll das Hemd eines der Männer zerrissen haben, schon schlug wieder einer auf den anderen ein. Als eines der Opfer längst zu Boden gegangen war, soll es von einem der Beschuldigten noch mit den Füßen getreten worden sein. Erst als einSchausteller mit Pfefferspray dazwischen ging, nahm der Spuk ein Ende und die Polizei konnte die rivalisierenden Gruppen schließlich auflösen.

Tür einer Bekannten eingetreten

Einer der beiden Angeklagten musste sich außerdem wegen einer weiteren Schlägerei, keine sechs Wochen später im Grünzug am Pörbitscher Weg, sowie wegen eines Hausfriedensbruches verantworten. Er hatte damals die Tür einer Bekannten in der Fischergasse kurzerhand eingetreten.

Die Aufklärung der Schlägerei vor Gericht gestaltete sich recht schwierig, etwa wenn es um die Frage ging, wer zuerst zugeschlagen hat, wer zuerst am Boden lang oder wer für die abgebrochenen Zähne verantwortlich ist. Sicher ist dagegen, dass sämtliche Beteiligte alkoholisiert waren, mal mehr, mal weniger. Einer der Angeklagten brachte es auf 1,6 Promille. Nicht viel besser war der andere beieinander. Er wollte mit seinem Gürtel nur Angst machen, nicht aber zuschlagen, sagte er, räumte aber im Gegensatz zu seiner polizeilichen Aussage ein, dass er schon auch zugeschlagen habe.

Neben den abgebrochenen Schneidezähnen hatte eines der Opfer auch eine Gehirnerschütterung erlitten und musste über Nacht im Krankenhaus bleiben. Die zwei Angreifer können eigentlich nur die Angeklagten gewesen sein, sagte er, der den Schauplatz im Rettungswagen verlassen musste.

Auch der andere junge Mann, der am Auge und am Kiefer verletzt wurde und einige Beulen davon trug, gab zu, selbst auch geschlagen zu haben. "Ich habe mich halt gewehrt", sagte er. Licht ins Dunkel sollen nun weitere Zeugen und ein zweiter Verhandlungstag im Mai bringen.