Man gibt sich glamourös, die Frauen in glänzender Seide oder rotem Samt, die Männer ein bisschen konservativer. Die eine oder andere Fliege zum schwarzen Anzug ist schon zu sehen. Die Tanzfläche ist dicht besetzt, die Tanzstile sind bunt wie die Landwirtschaft: Der Bauernball zählt zu den gesellschaftlichen Höhepunkten in Kulmbach.

Auch Bosse und Bänker

600 Besucher füllen am Freitagabend die Dr. Stammberger- Halle - in der Mehrzahl aus der Landwirtschaft, aber auch Bankenchefs und Firmenbosse sind dabei. Eben ein Querschnitt der Gesellschaft. Was BBV-Geschäftsführer Harald Köppel freut. "Unser Ball hat große Anziehungskraft weit über den Landkreis hinaus", schwärmt er.
Was den Abend noch attraktiv macht: die Rhythmen der Band Surprise Deluxe, im Foyer die Charts von DJ Jörg und die rasanten Auftritte der Kulmbacher Karneval Dance-Group.

Frisch gestylt die Damen, vorher noch im Stall - jetzt ein Blickfang. Einige ledige junge Burschen halten à la "Bauer sucht Frau" Ausschau nach einer Begleiterin.

Der 19-jährige Johannes Passing aus Oberdornlach, seines Zeichens gelernter Landwirt, ist das erste Mal beim Bauernball. Ihm gefällt's, "weil die Stimmung passt und nichts aufgesetzt wirkt". Er arbeitet bei seinem Vater auf dem 100-Hektar-Hof und will nach der Berufsoberschule Landwirtschaft studieren. Er sei in der Natur und mit Tieren aufgewachsen, da bleibe man seinen Idealen treu.

Bullenmast und Kürbisse

Die gleichaltrige Christina Stenglein im fliederfarbenen Kleid mit Stola hat die Gummistiefel gegen High Heels getauscht. Sie hilft oft im elterlichen Betrieb in Oberpöllitz (Marktschorgast) mit. "Bullenmast machen wir und Kürbisse auf einem halben Hektar. Ich bin im Sommer und Winter oft draußen", sagt die MGF-Gymnasiastin. Mit Freund Johannes besucht sie erstmals den Bauernball und sagt: "Ich komme nächstes Jahr wieder."

Der 21-jährige Kulmbacher Stefan Than hat Landwirt gelernt und will "alte Freunde von der Landwirtschaftsschule treffen". Währenddessen zückt er sein Handy und schickt einen Liebesgruß an die Freundin, die arbeiten muss. Auch sein Freund Hans Günther aus Wickenreuth, von Beruf Landwirtschaftsmechaniker, findet den Ball super.

"Erst wenn die Füße schmerzen"

Landwirtschaftsmeisterin Marina Dörfler aus dem Einzel Heidelmühle in der Gemeinde Neudrossenfeld muss kräftig mit anpacken. "Ein Job, bei dem keine Stunden gezählt werden. Da gönnt man sich schon mal ein neues Kleid", erzählt die Frau in Taubenblau. Heim gehe sei erst, "wenn die Füße vom Tanzen schmerzen", verrät sie.

Er kommt zwar nicht aus der Landwirtschaft, hat aber viel für sie übrig, "weil wir sie brauchen zum Wohle der Bevölkerung", betont Harry Weiß. Der Vorstand der Sparkasse Kulmbach-Kronach hält dem Ball seit Jahren die Treue. Er fühlt sich wohl, "denn die Veranstaltung ist ehrlich und authentisch".

Mit roten Rosen im Arm und in männlicher Begleitung gehen die Damen glücklich nach Hause. Der Ball zaubert ein beseeltes Lächeln in ihre Gesichter.