Druckartikel: "Bei ihm ist unser Land in guten Händen"

"Bei ihm ist unser Land in guten Händen"


Autor: Dagmar Besand, Christine Fischer, Alexander Hartmann

Kulmbach, Mittwoch, 08. Dezember 2021

Olaf Scholz (SPD) ist neuer Bundeskanzler. Wir haben Kulmbacher Parteifreunde gefragt, was sie am Merkel-Nachfolger schätzen.
Inge Aures kennt Olaf Scholz von mehreren Veranstaltungen. Unter anderem hat sie ihn bei einer Wahlkampfveranstaltung in Bischofsgrün begrüßt.


Die Aufgabe ist nicht leicht: Der neue Bundeskanzler Olaf Scholz muss eine Drei-Parteien-Koalition zusammenhalten und Lösungen für ein großes Paket an Problemen finden. Doch Scholz ist der geeignete Mann für den Posten, sagen Kulmbacher Parteifreunde, die ihn kennen.

Wolfgang Hoderlein war von 1996 bis 2000 Generalsekretär der bayerischen SPD, danach drei Jahre Landesvorsitzender. "Olaf Scholz war zeitgleich SPD-Generalsekretär auf Bundesebene. Wir hatten oft miteinander zu tun, viele Arbeitstreffen. Einmal habe ich ihn in Hamburg besucht."

"Ein unglaublich guter Zuhörer"

Der Stadtsteinacher beschreibt Scholz als einen ruhigen, aufmerksamen Menschen, der Entscheidungen sorgfältig abwägt. "Er ist selbstbewusst, ohne sich ständig in den Vordergrund drängen zu müssen. Und er ist ein unglaublich guter Zuhörer. Darum habe ich ihn immer beneidet und mir gewünscht, dass ich das auch so könnte."

Was ihn für das Amt geeignet mache, sei neben seiner Persönlichkeit seine Biografie mit sehr viel politischer Erfahrung: "Der Mann war in seinem Leben schon alles: Abgeordneter in Landes- und Bundesparlamenten, Erster Bürgermeister von Hamburg und damit faktisch Ministerpräsident, SPD-Generalsekretär, Arbeitsminister und Finanzminister, Regierungsmitglied und Oppositioneller. Als Arbeitsminister hat er das Kurzarbeitergeld erfunden, ein wertvolles Instrument, das jetzt in der Corona-Krise von vielen Staaten kopiert wird."

Welche Erwartungen hat der 68-Jährige an den neuen Kanzler? "Er muss es schaffen, drei Parteien, die von Haus aus nicht unbedingt harmonieren, auf einem gemeinsamen Kurs zu halten. Ich habe die Hoffnung, dass das gelingt, denn in vergleichsweise kurzer Zeit hat man es unter seiner Führung geschafft, den präzisesten und umfassendsten Koalitionsvertrag in der bisherigen Geschichte der Bundesrepublik vorzulegen."

Er wünsche sich, dass Olaf Scholz den Reform- und Modernisierungsstau mit Nachdruck angeht. "Gesundheitswesen, Steuersystem, Klimaziele, Bildung - das sind gewaltige Aufgaben, bei denen Konflikte vorprogrammiert sind. Wir werden mit vielen Gewohnheiten brechen müssen, um die Erneuerung zu erreichen, die unser Land dringend braucht."

Auch Landtagsabgeordnete Inge Aures (SPD) hat Olaf Scholz im Laufe ihrer politischen Tätigkeit schon des Öfteren getroffen und einen persönlichen Eindruck des neuen Kanzlers gewinnen können. "Ich mag ihn total gern. Er ist so herrlich unaufgeregt." Zuletzt hat sie ihn eine Woche vor der Bundestagswahl in der Hofer Freiheitshalle gesehen, wo er auf Einladung ihres Hofer Landtagskollegen Klaus Adelt "eine tolle Rede gehalten hat".

Besonders in Erinnerung geblieben ist Aures ein Zusammentreffen mit dem damaligen Finanzminister Scholz während des Landtagswahlkampfs 2018 in Bischofsgrün. "Unser Musiker Peter Birk hat gesagt, wenn Olaf kommt, spiele ich das Lied ,An der Nordseeküste'. Und das hat er dann tatsächlich gemacht. Der ganze Saal hat mitgesungen, und ich habe Olaf Scholz dann untergehakt und mit ihm geschunkelt."

Später habe Scholz zu ihr gesagt: "Ihr wisst aber schon, dass Hamburg nicht an der Nordseeküste liegt?" Sie habe darauf geantwortet: "Freilich, wir sind ja nicht blöd." Man habe halt damit für Stimmung sorgen wollen. Der Eindruck auf Scholz war jedenfalls nachhaltig, denn beim Abschied hat er gesagt: "Euch vergesse ich so schnell nicht."

Aures freut sich auf die Kanzlerschaft des besonnenen Norddeutschen und über die Tatsache, dass es so viele wichtige, soziale Themen auf die Agenda geschafft haben. "Olaf Scholz hat seine Strategie und wird die auch umsetzen."

Simon Moritz, der SPD-Direktkandidat bei der Bundestagswahl war, hat Scholz wie Aures eine Woche vor der Wahl in Hof erlebt und dort auch mit ihm gesprochen. Ein tiefgründiges Gespräch sei mangels Zeit nicht möglich gewesen, doch habe er Scholz beim kurzen Aufeinandertreffen "als Mensch und nicht als eine Politikermaske" wahrgenommen. Scholz habe in Hof in seiner hanseatischen Ruhe Souveränität ausgestrahlt. Moritz traut ihm zu, dass er die Drei-Parteien-Regierung ("Eine schwierige Konstellation") zusammenhält. "Er ist kein Mann der großen Versprechungen, wird aber messbare Ergebnisse liefern. Davon bin ich überzeugt." Als Finanzminister wie auch als Hamburger Bürgermeister habe er schon bewiesen, "dass er sein Handwerk versteht".

Kulmbachs OB Ingo Lehmann hat Scholz 2018 im Rahmen eines Wahlkampfauftrittes in Bischofsgrün kennengelernt. Er habe ihn als einen sehr souveränen Politiker erlebt, "der durchdacht agiert und mit fundiertem Fachwissen seine Ziele und Vorhaben angeht". Lehmann: "Ich bin mir sicher, dass Deutschland bei ihm in guten Händen sein wird."