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Becker-Stiftung: Eine halbe Million für Senioren im Pflegeheim


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Freitag, 14. Februar 2014

Seit 25 Jahren bemüht sich die Kulmbacher Stiftung Altenpflege Ruth und Eberhard Becker erfolgreich um mehr Lebensqualität für Senioren im Pflegeheim. Eine halbe Million Euro wurde schon investiert.
Ihre Palliativ-Care-Ausbildung hat Altenpflegerin Ines Koch geholfen, souveräner mit dem Thema Sterben umzugehen. Mit Ursula Ellermann schaut sie sich das Erinnerungsbuch für verstorbene Heimbewohner an. Zwei Seiten darin sind Ursula Ellermanns Mann Hans gewidmet, der bis November 2012 mit ihr im Awo-Pflegeheim in der Schützenstraße lebte.   Foto: Dagmar Besand


Wenn Ines Koch ins Zimmer kommt, geht für Ursula Ellermann die Sonne auf. Die 94-Jährige mag die fröhliche Art, mit der die junge Altenpflegerin auf sie zugeht und freut sich, wenn die 28-Jährige ein bisschen Zeit für sie hat. Gemeinsam mit ihrem Mann Hans zog die alte Dame vor ein paar Jahren ins Awo-Pflegeheim in der Schützenstraße, doch seit ihr Hans im November 2012 starb, ist sie allein.

Altenpflegerin Ines hilft ihr, sich an schöne gemeinsame Momente zu erinnern. Sie hat ein Erinnerungsbuch angefertigt, in dem verstorbene Bewohner einen bleibenden Platz bekommen. Auch Hans Ellermann sind zwei Seiten gewidmet, mit einem schönen Foto und Texten, die Angehörige, Freunde, Mitbewohner und Mitarbeiter zum Abschied schrieben.

Die Idee dazu kam Ines Koch vor zwei Jahren im Rahmen ihrer Palliativ-Care-Fortbildung.

Der Begriff steht für eine fachkundige, fürsorgliche und wertschätzende Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen - eine Aufgabe, die in den Altenpflegeheimen immer mehr an Bedeutung gewinnt.

In den Genuss einer Palliativ-Care-Fortbildung kommen derzeit 24 Mitarbeiter der Kulmbacher Awo-Pflegeheime. Möglich macht das die Stiftung Altenpflege Ruth und Eberhard Becker. Seit 25 Jahren fördert diese private Kulmbacher Stiftung Projekte, die zum Ziel haben, die Lebensqualität schwerpflegebedürftiger Menschen in den Altenheimen zu verbessern.

Innovativ und nachhaltig

Es gibt viele Möglichkeiten, das Leben der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen schöner zu gestalten. Was machbar ist, hängt nicht nur vom guten Willen, sondern oft auch vom Geld ab. Die Becker-Stiftung stellt Arbeiterwohlfahrt und Diakonie jährlich hohe Summen für innovative und nachhaltige Projekte in ihren Heimen zur Verfügung.

Während in den Anfangsjahren vor allem Wünsche nach besserer Ausstattung erfüllt wurden, geht es heute um therapeutische und pflegerische Angebote, denn Zeit für Zuwendung und Weiterbildung ist bei sparsamen Personalschlüsseln und minutengenau abgerechneter Pflege immer knapp.

Deshalb ist Peter Konrad, Kreisgeschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt, der Stiftung besonders dankbar dafür, dass die Becker-Stiftung die Palliativ-Care-Weiterbildung für 24 Mitarbeiter der Awo-Pflegeheime mitfinanziert, "damit wir möglichst viele Fachkräfte haben, die in diesem Bereich gut geschult sind. Die Förderbeiträge der Jahre der Jahre 2013 und 2014 - insgesamt stolze 20 000 Euro - fließen in diese Initiative. "Immer mehr Schwerstkranke und Sterbende kommen in unsere Einrichtungen. Sie brauchen nicht nur die übliche pflegerische und eventuell gerontopsychiatrische Betreuung, sondern Menschen, die helfen können, die Folgen ihrer schweren Erkrankungen zu erleichtern", sagt Renate Dippold-Dörrer, Leiterin des Bürgerhospitals und des Awo-Pflegeheims in der Schützenstraße.

Wege aus der Hilflosigkeit

Die 45-Jährige hat ebenfalls vor einigen Jahren eine Palliativ-Care-Ausbildung absolviert, "weil mich das Thema sehr interessiert hat. Wir sind ja tagtäglich damit konfrontiert." Schwierig ist für die Pflegekräfte weniger der Umgang mit Schwerkranken und Sterbenden, sondern vielmehr mit den Angehörigen. "Die alten Menschen wissen und akzeptieren meist, was mit ihnen los ist, doch Angehörige haben oft ein schlechtes Gewissen, wollen unbedingt noch etwas tun, kommen mit ihren Ängsten und ihren Tränen zu uns." Früher sei man den Gesprächen über das Ende des Lebens oft aus dem Weg gegangen, weil man sich hilflos fühlte. "Heute halten wir das besser aus."

Warum ist Sterben in unserer Gesellschaft ein Tabuthema? "Wir haben uns vom Erleben des Todes als Bestandteil des Lebens entfernt. Früher wurden Oma und Opa in der Familie gepflegt und nach ihrem Tod oft noch zu Hause aufgebahrt. Das haben die Kinder ganz selbstverständlich miterlebt. Heute ist das Sterben in Kliniken und Heime verlagert", so Dippold-Dörrer.

Schmerzmedikation ist ein großes Thema in der Palliativ-Ausbildung, um Schmerzen so weit wie möglich zu lindern. Aber auch Rituale, die Sicherheit und Geborgenheit schenken, gehören dazu und die Vermittlung von Wissen über andere Kulturen, denn auch alte Migranten leben und sterben in deutschen Pflegeheimen. "Es geht in der palliativen Pflege nicht ums Länger leben, sondern darum, bis zum letzten Tag eine möglichst gute Lebensqualität zu haben", sagt Ines Koch.

Für dieses Ziel wird auch immer mehr vernetzt gearbeitet - zum Beispiel mit dem Kulmbacher Hospizverein, dessen ehrenamtliche Helfer Schwerstkranke und Sterbende begleiten. "Das ist eine große Erleichterung für die Pflege."

www.beckerstiftung.de