Barrierefreiheit weiter auf dem Abstellgleis
Autor: Christine Fischer
Kulmbach, Mittwoch, 22. Juni 2022
Zugfahren liegt momentan voll im Trend - dem 9-Euro-Ticket sei Dank. Und das ist gut so - nicht nur fürs Klima.
Denn je mehr Menschen Bahn fahren, desto mehr Leute bekommen mit, in welch jämmerlichem Zustand die meisten unserer Bahnhöfe sind. Von einigen großstädtischen Prestige-Objekten einmal abgesehen, geben die meisten Stationen ein trauriges Bild ab. Je tiefer man in ländliche Gegenden vordringt, desto abenteuerlicher wird es. Da kann es dann schon Luxus sein, überhaupt noch ein begehbares Bahnhofsgebäude vorzufinden. Aber wer braucht auf Reisen schon Toiletten oder ähnlichen Schnick-Schnack?!
Immerhin, einen Bahnhof samt Halle haben wir in Kulmbach - mitten in der Stadt noch dazu (auch das ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit). Aber er ist leider weit davon entfernt, ein ansprechendes Eintrittstor für unsere Stadt zu sein. Ja, ich weiß, liebe Bahn AG, Ihr habt erst kürzlich 300.000 Euro in die Sanierung von Halle, Türen, Treppen und Co. gesteckt. Und ja, die Halle ist wirklich hell, modern und sogar sauber geworden. Aber was nützt die schönste Halle, wenn ankommende Bahnreisende sie nicht erreichen?
Stichwort: Barrierefreiheit. Wichtiger als die Optik ist halt immer noch die Funktionalität. Und da wird es dann schwierig, wenn man versucht, mit Geh-Handicap, Kinderwagen, Fahrrad oder einfach nur schwerem Gepäck von Bahnsteig zwei, drei oder vier runterzukommen. Wie sich Bahnkunden im Schweiße ihres Angesichts und in mitunter gefährlichen Anstrengungen auf den Treppen abmühen, kann man praktisch täglich beobachten.
Deshalb, liebe Bahn AG, nehmt doch noch ein bisschen mehr Geld in die Hand, und baut den Kulmbacher Bahnhof endlich barrierefrei aus. Dann klappt's vielleicht auch in Nach-9-Euro-Ticket-Zeiten mit einer hohen Kundenfrequenz. (Dass dafür dann aber auch Pünktlichkeit und Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen müssen, ist wieder ein anderes Thema ...)