Bald keine Radiologie-Praxis mehr?
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Mittwoch, 11. Mai 2022
Radiologe Klaus Pfaffenberger hat seine Kulmbacher Praxis ans Klinikum Bayreuth verkauft. Wie es in Kulmbach jetzt weiter geht, ist noch nicht geklärt. Für Ärzte wie Patienten wäre das Aus "eine Katastrophe", sagt eine Frauenärztin.
Tausende Patienten hat die Frauenarztpraxis Dr. Roßberg/Dr. Hüttner schon an Dr. Klaus Pfaffenberger überwiesen, der seit 24 Jahren die einzige Kulmbacher Radiologiepraxis in der Fischergasse betreibt: Frauen, bei denen der Verdacht auf eine Krebserkrankung bestand, hat sich der Facharzt doch auf die onkologische Diagnostik spezialisiert, aber auch Frauen, bei denen nach Erkrankung eine Nachsorge anstand. Jetzt ist die Praxis geschlossen. Wer dort anruft, wird per Bandansage darüber informiert, dass sie seit dem 1. April in ein Medizinisches Versorgungszentrum umgewandelt worden ist, Termine erst ab Juni wieder angeboten werden können. Wo die Untersuchungen stattfinden, stehe noch nicht fest, heißt es.
Des Rätsels Lösung
Viele Patienten, die die Ansage abgehört haben, haben darüber gerätselt, was es damit auf sich hat. Jetzt ist der Grund für die Schließung an die Öffentlichkeit gelangt: Klaus Pfaffenberger hat seine Praxis an das MedZentrum Klinikum Bayreuth, eine Tochtergesellschaft des Klinikums Bayreuth, verkauft. Ob die Praxis künftig in Bayreuth oder weiterhin in Kulmbach betrieben wird? Eine Frage, die offenbar noch nicht geklärt ist.
Zunächst, so heißt es, wollte das Klinikum Bayreuth die Praxis in Kulmbach nach einer dreimonatigen Übergangsfrist schließen. Was das für Folgen für die Kulmbacher Ärzte und Patienten hätte? "Das wäre für uns eine Katastrophe", sagt Frauenärztin Maxi Roßberg, nach deren Worten der direkte Draht zum Kulmbacher Radiologen den Patienten wichtige zeitnahe Termine gebracht hat. Bliebe die Praxis zu, "stünden wir auf dem Schlauch".
Zu Gesprächen bereit
Das Bayreuther Klinikum will mit dem Erwerb eines radiologischen Arztsitzes sein Angebot um einen wichtigen Bereich vor allem in der Diagnostik erweitern, wie Klinikum-Pressesprecher Frank Schmälzle erklärt. Ob man die Praxis Mitte des Jahres in Kulmbach geschlossen hätte? Schmälzle will diese Frage nicht beantworten, macht aber deutlich, dass man zu Gesprächen mit Kulmbach bereit sei. "Wir sind an einer konstruktiven Lösung interessiert."
Das Krisengespräch
Bei einem Krisengespräch am Dienstag im Bayreuther Landratsamt, an dem neben Klaus Peter Söllner und dessen Bayreuther Landratskollegen Florian Wiedemann auch Klinikum-Geschäftsführerin Brigitte Angermann teilgenommen hat, sei man der einen Schritt näher gekommen, so Landrat Söllner. Er stellt im Nachgang fest, dass man vom Kauf des Arztsitzes durch das Klinikum Bayreuth überrascht worden sei. Überrascht auch deshalb, weil man die Praxis in Kulmbach offenbar schon im Juli habe schließen wollen. In Kulmbach hätte es ab dann keinen niedergelassenen Radiologen mehr gegeben. "Das wäre die denkbar schlechteste Lösung", sagt Söllner, der deutlich macht, dass man die bestmögliche medizinische Versorgung der Kulmbacher Bevölkerung sicherstellen wolle, man gleichzeitig aber auch die Entwicklung des Kulmbacher Klinikums im Blick haben müsse. Sollte die Praxis nach Bayreuth verlegt werden, sieht man offenbar auch die Gefahr, dass Patienten dann ans dortige Klinikum und nicht nach Kulmbach verwiesen werden. Landrat Söllner erklärt, dass man in Gesprächen mit Bayreuth eine für beide Seiten akzeptable Lösung suchen wolle. Kulmbach strebe zumindest eine Übergangslösung von mehreren Jahren an.
Regierung soll prüfen
Wie der Landrat deutlich macht, lässt der Zweckverband Klinikum Kulmbach parallel den Kauf des Arztsitzes rechtlich von der Regierung von Oberfranken überprüfen. Man vertrete die Ansicht, dass das Klinikum Bayreuth, das unter kommunaler Trägerschaft steht, die Praxis überhaupt nicht hätte kaufen dürfen. Verwiesen wird auf Artikel 87 der bayerischen Gemeinde-Ordnung, in dem es heißt, dass zumindest ein Benehmen hergestellt" werden müsse. Das habe es nicht gegeben.