Bäcker will Stadtsteinacher Mühlendach retten
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Freitag, 27. März 2020
Ralf Groß hat eine Spendenaktion gestartet. Ziel: Einen nachhaltigen Produktionsprozess zu erhalten.
Es geht, zum einen, um ein altes Haus mit einem höchst sanierungsbedürftigen Dach. Und es geht, zum anderen, um die Frage, wie nachhaltig wir handeln, wenn es um unser täglich' Brot geht.
Wer wissen will, wie beides zusammengeht, muss Ralf Groß fragen. Der Obermeister der Kulmbacher Bäckerinnung, der als ebenso engagiert wie kreativ bekannt ist, fordert von Erzeugern und Verbrauchern, mehr als bisher in regionalen Dimensionen zu denken. Es könne nicht angehen, so sagt er immer wieder, dass Brotgetreide über lange Strecken durch viele Länder transportiert werde, bevor es letztlich als Tiefkühl-Teigling in der Aufbackstation eines deutschen Discounters lande.
Nachhaltig sei vielmehr, wenn Getreide, das direkt in der Region angebaut wird, in einer heimischen Mühle vermahlen und dann vom Handwerksbäcker vor Ort zu Brot, Brötchen und Kuchen verarbeitet werde.
An diesem Punkt kommt das alte Haus mit dem maroden Dach ins Spiel: Die Partheimühle, in Stadtsteinach direkt am Mühlbach gelegen. "Zweigeschossiger Walmdachbau, Sandsteinrahmungen, zweites Drittel 18. Jahrhundert" - so steht es in der Liste der Baudenkmäler der Stadt Stadtsteinach. Dirk Partheimüller betreibt hier eine Mühle. In der 18. Generation, wie er berichtet. Seit 1884 darf sich die Mühle "Kunstmühle" nennen - ein Zeichen dafür, dass hier auf dem neuesten Stand der Ingenieurskunst gearbeitet wurde.
In der Partheimühle wird Getreide zu Mehl vermahlen. Feines und grobes, aus Weizen, Roggen oder Dinkel. auch aus biologischem Anbau. Dabei folgt Dirk Patheimüller stets seiner Philosophie: "Wir kaufen ausschließlich Getreide aus Oberfranken", sagt der Müllermeister. "Das ist nachhaltig, weil wir damit den CO2-Ausstoß minimieren." Verkauft wird das Mehl dann ausschließlich an Bäckereien und Kleinabnehmer aus der Region.
Mit den großen Mühlenunternehmen kann Dirk Partheimüller nicht konkurrieren. Er sagt, dass er das Getreide teurer einkauft, als Großmühlen ihr Mehl verkaufen. Während in Stadtsteinach rund 12 000 Tonnen Getreide im Jahr verarbeitet werden, sind es in mancher Großmühle 1000 Tonnen je Tag. Die Gewinnspannen sind klein.
Und so hat die konsequente Fokussierung auf die Region ihren Preis. Den die Kunden aber bereitwillig zahlen. Kunden, wie Ralf Groß. Der "Grünwehrbeck" rechnet vor: In Stadtsteinach zahlt er 45 Euro für den Doppelzentner Mehl. In der Großmühle wäre die gleiche Menge für 27 Euro zu haben. Die Endverbraucher bekommen das zu spüren; Brot und Brötchen kosten ein wenig mehr als anderswo. Aber es geht um Cent-Beträge. Ralf Groß hat den Eindruck, dass es seine Kundschaft durchaus zu schätzen weiß, dass hier auf kurze Wege und nachhaltiges Wirtschaften gesetzt wird.