Bach-Kantaten - wohltemperiert
Autor: Dieter Hübner
Kulmbach, Montag, 06. Juli 2015
Eine Orchestermusikerin, die bei der Aufführung der Bach-Kantaten in Trebgast und Ludwigschorgast mitgewirkt hatte, war nach dem Wochenende um eine Erfahrung reicher. Bisher war sie der Meinung, "es gibt nur kalte und sehr kalte Kirchen".
Pfarrer Peter Ahrens zog bereits bei seiner Begrüßung ein Fazit: "Sie alle können Ihren Kindern und Kindeskindern einmal vom heißesten Konzert erzählen, das es bisher in der Trebgaster Johannes-Kirche gegeben hat."
Die musikalischen Voraussetzungen für ein in vielerlei Hinsicht bemerkenswertes Kantaten-Konzert im Jahr des 330. Geburtstags von Johann Sebastian Bach waren gegeben: zwei - trotz nur zwei gemeinsamer Proben - gut harmonierende Chöre; ein gut aufeinander abgestimmtes, routiniertes Instrumentalensemble; ein hervorragendes und bestens aufgelegtes Gesangssolisten-Quartett.
Gemeinsam meisterten die 80 Mitwirkenden die spätbarocken Texte der Kantaten "Meinen Jesum lass ich nicht" (Bach-Werke-Verzeichnis 124), "Jesus bleibet meine Freude" (BWV 147), und "Was Gott tut, das ist wohlgetan" (BWV 100) bravourös.
Natürlich müssen die tropischen Temperaturen genannt werden, die nicht nur den 150 begeisterten Zuhörern, sondern vor allem den Sängern und Musikern sehr zu schaffen machten. Um es vorweg zu nehmen: Der St. Johannes-Chor Trebgast, der Gesangverein Himmelkron, ein Vokalensemble des Kulmbacher MGF-Gymnasiums, Mitglieder des Kulmbacher Kammerorchesters sowie die Gesangssolisten Marion Schmid (Sopran), Melina Meschkat (Alt), Joscha Gregor Blatzheim (Tenor) und Christian Seidel (Bass) kamen mit dieser Ausnahmesituation gut zurecht. Vor allem Letztgenannter war zusätzlichem Stress ausgesetzt, weil er erst zwei Wochen vorher für einen erkrankten Kollegen eingesprungen ist.
Renate Palder und Thomas Grünke, verantwortlich für die künstlerische Leitung, sparten hinterher nicht mit Lob: "Es war ein freies, lebendiges Musizieren, das auf die Besucher übergesprungen ist." Die wiederum hatten das bereits vorher mit langem Beifall bestätigt.
"Nicht selbstverständlich"
Dass eine Zusammenarbeit verschiedener Chöre so problemlos funktioniere, sei nicht selbstverständlich", merkte Renate Palder an. Man habe sich frühzeitig zusammengesetzt und besprochen, welche Werke für beide Chöre sinnvoll und geeignet seien. Sie könne sich eine Zusammenarbeit nicht besser vorstellen. "Das läuft aber beileibe nicht überall so."
Für die Sängerinnen und Sänger sei es immer eine Umstellung, von einem anderen Chorleiter dirigiert zu werden, "denn jeder hat seine Macken", erkannte Thomas Grünke an. Wenn die beiden Leitungen gut miteinander klar kommen, sei das schon mal eine gute Basis. "Musik ist etwas, was man miteinander und nicht gegeneinander machen sollte", war seine Meinung. Auch gemeinsam schwitzen gehöre dazu, fügte er angesichts der besonderen klimatischen Verhältnisse noch hinzu.
Am Samstag war dieses Konzert bereits in der St.-Bartholomäus-Kirche in Ludwigschorgast zu hören.