Aus für Grafendobracher Solarpark: Jetzt spricht Investor Mario Münch
Autor: Stephan Tiroch
Grafendobrach, Freitag, 01. März 2019
Der Rugendorfer Unternehmer erklärt, welche Argumente des Stadtrats nicht korrekt waren und dass eine große Chance vertan wurde.
Das Aus für den Solarpark Grafendobrach wurde am Donnerstag im Kulmbacher Stadtrat besiegelt. Wie berichtet, stimmten nur sieben Stadträte (5 SPD, 1 Grüne, 1 WGK) für das Projekt von Münch Energie, Rugendorf. Die Stadtratsmehrheit konnte sich nicht mit dem grünen Strom vom Acker auf einer Freifläche von 13,7 Hektar anfreunden.
Wortreich und mit zum Teil abstrusen Argumenten wurde die Ablehnung begründet. Es war die Rede davon, dass durch Photovoltaikanlagen der Artenschutz gefährdet werde, dass wertvolle landwirtschaftliche Fläche verlorengehe (Ralf Hartnack, WGK) und dass der Investor "Klimaschutz mit monetärem Hintergrund" betreibe (Thomas Nagel, FDP). Und was die Öffentlichkeit überhaupt nicht erfuhr: Wie sollten die Kulmbacher Stadtwerke in das Projekt eingebunden werden.
Themen und Fragen, die wir im Interview mit Geschäftsführer Mario Münch besprachen. Seine Firma Münch Energie beschäftigt in Rugendorf inzwischen 114 Mitarbeiter. Herr Münch, können Sie uns erklären, wieso Photovoltaik-Freiflächenanlagen dem Artenschutz schaden?
Mario Münch: Sie schaden dem Artenschutz gar nicht, im Gegenteil. Das habe nicht ich erfunden, hier gibt es fundierte wissenschaftliche Studien. Solche Solarkraftwerke sind sogar Rettungsinseln für die seit Jahren schwindende Insektenpopulation. Auf der Fläche wird 30 Jahre lange nicht gedüngt und keine Glyphosat gespritzt. In der Photovoltaikanlage wird eine ausgewählte Wildpflanzenmischung ausgesät, dass es dort nur so summt und brummt. Davon profitieren nicht nur die Bienen und Insekten im eingezäunten Bereich, sondern auch drumherum. Die Landwirte der Umgebung stellen regelmäßig eine erhöhte Bestäuberzahl für ihre Nutzpflanzen fest. Die PV-Anlage ist also ein Hoffnungsschimmer für die Artenvielfalt. Hätten Sie bei Grafendobrach wertvolle landwirtschaftliche Fläche mit Photovoltaik zugebaut?
Nein, auf den ausgewählten 13,7 Hektar haben wir keine guten Böden. Es ist benachteiligtes Gebiet, Hanglage mit schlechten Bodenwerten, Steinen und schlechten Erträgen im Vergleich zu anderen Regionen Bayerns. So lange in Deutschland Landwirte noch Zuschüsse und Ausgleichzahlungen dafür kriegen, dass sie Flächen stilllegen und aus der Produktion rausnehmen, gibt es andere Ansatzpunkte, über die man diskutieren muss. Welches Angebot haben sie den Stadtwerken gemacht?
Wir hätten den Stadtwerken den Strom komplett und langfristig zu einem sehr günstigen Preis angeboten, günstiger als die Börsenstrompreise, auf deren Basis die Stadtwerke bisher einkaufen. Hier wurde leichtfertig eine große Chance für günstige grüne Bürgerenergie zunichte gemacht hat. Zudem schafft die Ablehnung einen Standortnachteil für die hiesige Industrie, der sich bald einmal rächen könnte. Denn günstige Strompreise führen in der Regel zur Ansiedlung von energieintensiven Unternehmen. Wir kennen es aus Leipzig - Investitionsentscheidungen werden heute so gefällt: Wo gibt es billige Energie?
Wie fühlen Sie sich als Unternehmer "mit monetärem Hintergrund", also als Unternehmer, der Gewinn machen will?