Augen auf beim Dauerlauf!
Autor: Peter Müller
Oberpurbach, Freitag, 27. April 2018
Kothaufen am Trimm-Dich-Pfad ärgern viele. Doch es sind nicht nur Hundebesitzer, sondern auch Reiter, denen die Hinterlassenschaften der Tiere wurscht sind.
Sonnenschein den ganzen Tag, Temperaturen weit über 20 Grad - endlich ist der Frühling da. Das schöne Wetter hat zur Folge, dass die Freizeitaktivitäten in freier Natur wieder zunehmen. So wie auf dem Trimm-Dich-Pfad bei Oberpurbach. Doch dort oben treffen sich nicht nur die Fitness-Fans, sondern auch viele Hundebesitzer und Reiter.
Die Unvernünftigen der letztgenannten Spezies, denen die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner
wurscht sind, hat Kerstin Rauch auf dem Kieker. "Du musst schon manchmal Schlangenlinien laufen, um nicht in einen Haufen hineinzutreten", ärgert sich die Kulmbacherin, die in Unterpurbach wohnt und oft auf dem Trimm-Dich-Pfad unterwegs ist. "Schon letztes Jahr war es extrem schlimm", erinnert sie sich. Sie hat die Beobachtung gemacht, dass die Verschmutzungen bei schönem Wetter immer zunehmen.
Um Ausreden nicht verlegen
Ziemlich ernüchternd war ihre jüngste Begegnung mit einer Frau, deren Pudel gerade seine Notdurft auf dem Pfad verrichtet hatte. Als Kerstin Rauch die Dame aufforderte, den Haufen zu beseitigen, stellte sich heraus, dass die Spaziergängerin weder ein Tuch noch einen Beutel dabei hatte. Um Ausreden war sie auch nicht verlegen. "Zuerst hat sie behauptet, dass dies im Wald erlaubt ist, und dann sagte sie plötzlich, es sei eigentlich gar nicht ihr Hund", so Kerstin Rauch, die über so viel Ignoranz nur den Kopf schütteln kann.Bei den Reitern, so die Kulmbacherin, komme hinzu, dass die Pferde bei feuchtem Boden die Wege "zammtrampeln" - mit der Folge, dass sich bei Trockenheit eine Kraterlandschaft bilde, auf der man mit dem Fuß ganz schnell umknicken könne. Im übrigen habe sie dort oben ein Schild gesehen, demzufolge Reiten auf dem Trimm-Dich-Pfad gar nicht erlaubt ist. Ist dem wirklich so? Die Bayerische Rundschau hat bei der Stadt Kulmbach nachgefragt.
Für Reiter teilweise verboten
Der Geschäftsleitende Beamte, Hauptabteilungsleiter Uwe Angermann, stellt dazu fest, dass die Nutzung der Natur - in diesem Bereich teilweise Staatsforst, teilweise Wald der Bürgerhospitalstiftung - ein Grundrecht der Bürger ist, zumindest dort, wo nicht aus sachlichen Gründen ein Verbot erlassen wurde. Für Reiter gelte letzteres aber auf dem Nordic-Walking-Parcours, ein entsprechendes Hinweisschild sei angebracht. Sie könnten lediglich den Weg von der Hütte bergabwärts in Richtung Klinikum/Staatswaldgrenze nutzen. "Von der Pferdepension starten viele zu einem Ausritt. Wir haben den Wunsch der Reiter erfüllt, diese Verbindung nutzen zu dürfen."Beim Verbot für den Parcours, so Angermann, sei es aber nicht um Pferdeäpfel gegangen, sondern um die sachgerechte Nutzung der Wege. Und diese sei bei feuchter Witterung auf den wassergebundenen Decken nicht gegeben.
Schild wird ignoriert
In diesem Zusammenhang bestätigt er die Beschwerde von Kerstin Rauch und räumt ein, dass einige Reiter das Schild ignorieren. "Försterin Carmen Hombach hat die Leute schon mehrfach angesprochen, aber sie fühlen sich in ihrer freien Entfaltung eingeschränkt und sind mit dem Verbot überhaupt nicht einverstanden."Dessen Missachtung ist laut Angermann eine Verkehrsordnungswidrigkeit - "so, wie wenn Sie mit dem Auto in die Fußgängerzone fahren". Demnach sind Bußgelder von 15 bis 75 Euro fällig, je nachdem, ob auch eine Gefährdung Dritter vorliegt.
Kontrolle schwierig
Uwe Angermann weiß, dass die Kontrolle, ähnlich wie bei der Handynutzung im Auto, sehr schwierig ist. Und der Buhmann, der andere verpetze oder anzeige, wolle auch niemand sein. "Wir können deshalb nur an die Vernunft der Reiter appellieren". Dies gelte ebenso für die Hundebesitzer, die die Hinterlassenschaften ihrer Tiere entsorgen müssten. "Die meisten sind aber vernünftig."Zu ihnen gehören Kerstin Kreiner-Bischoff und Nina Dresel, die die BR beim nachmittäglichen Spaziergang mit ihren Hunden am Parkplatz oberhalb von Oberpurbach antraf. Sie sind - vorbildlich - mit Kotbeuteln ausgerüstet und haben wenig Verständnis für die Zeitgenossen, die verschmutzte Wege zurücklassen. "Manche sammeln auch die Häufchen ein und werfen die Tüten dann in den Wald. So was finde ich idiotisch", sagt Nina Dresel. Auch die beiden Kulmbacherinnen haben schon Reiter gesehen, die sich nicht um die Verbotstafeln scheren.
Ihr Anliegen als Hundehalterinnen: mehr Mülleimer am Trimm-Dich-Pfad. "Auf der kleinen Runde sind welche vorhanden, auf der großen aber kein einziger", so Kerstin Kreiner-Bischoff, die mit ihrem Mann sogar schon selbst Tütenspender beim Buchhaus angebracht hat.
Beutel und mehr Abfalleimer
Dieser Wunsch soll wird bald erfüllt. Laut Uwe Angermann plant die Stadt, am Parkplatz und an der Hütte kostenlose Beutel in Kombination mit Abfalleimern zur Verfügung zu stellen. Insgesamt habe die Stadt seit 2012 rund 40 000 Euro investiert: 31 000 Euro für die Anlegung des Nordic-Walking-Parcours, 5000 Euro für die Erneuerung der Trimm-Dich-Stationen und den Rest für den Austausch eines Spielgeräts. Angermann: "Wir haben das immer im Auge, weil der Pfad ja wirklich sehr gut angenommen wird."Die Jogger, Walker und Spaziergänger wünschen sich aber vor allem eines: Dass sie nicht ständig in Schlangenlinien zwischen Kothaufen laufen müssen.