Aufregung in Oberlaitsch: Wolf im Landkreis Kulmbach gesichtet
Autor: Jochen Nützel
Harsdorf, Sonntag, 23. April 2017
Petra Juergens ist sich sicher: Das, was am Freitagmorgen über eine Weide ihrer "High Willow Ranch" schlenderte, war Isegrim.
Australian-Shepherd-Rüde Sam kann seine Nase nicht mehr vom Boden nehmen - dafür ist die Fährte offenbar zu außergewöhnlich und interessant. Frauchen Petra Juergens muss den Vierbeiner immer wieder zurückrufen. Auf dem Feldweg, der hinter ein kleines Wäldchen auf dem Gelände der "High Willow Ranch" im Harsdorfer Ortsteil Oberlaitsch führt, scheint die Spur besonders heiß. "Hier ist er verschwunden", sagt die Besitzerin der Pferdepension.
Er - gemeint ist: ein Wolf! Die gebürtige Rheinländerin ist "tausendprozentig" überzeugt, dass es ein Exemplar der Gattung Canis lupus gewesen ist, das am Freitagmorgen offenbar in aller Seelenruhe zwischen den Pferdekoppeln schlenderte. "Ich kam gerade aus dem Stall, als mich eine Nachbarin aufgeregt angerufen und mich gefragt hat, ob ich das Tier auch gesehen habe." Petra Juergens schnappt sich daraufhin ihr Handy und eilt hinaus auf ihre Terrasse.
In 100 Metern sieht sie eine Erscheinung auf der Lichtung, die sich langsam fortbewegt. "Der Körper war riesig, das sprach nicht dafür, dass es ein Hund sein könnte." Sie drückt auf den Auflöser der Fotofunktion ihres Mobiltelefons. Die Silhouette ist in der Tat außergewöhnlich.
Im Feldstecher klar erkennbar
Ihr Nachbar hat aufgrund der Sichtung seinen Feldstecher geholt. Gegenüber der Bayerischen Rundschau bestätigt er: "Das war definitiv ein Wolf. Dieses besondere grau-weiße Fell, wie es nur ein Wildtier hat, war deutlich erkennbar, dazu der typische Schwanz und die eindeutige Kopfform." Und auch Jagdpächter Helmut Hofmann hat eine ungewöhnliche Beobachtung gemacht: Just zu dem Zeitpunkt, als der tierische Besucher umherstreifte, sollen ungewöhnlich viele Rehe aus dem Wald plötzlich auf die Lichtung getreten sein.In Petra Juergens' Brust schlagen zwei Herzen. "Zum einen ist mir schon ein wenig mulmig zumute bei dem Gedanken, dass sich der wilde Streuner jetzt vielleicht öfter blicken lässt", sagt sie und blickt dabei auf ihre Pferde - und ihren Hund Sam. "Wer weiß, ob ich ihn dann noch so frei rumlaufen lassen kann wie bisher." Andererseits freut sie sich darüber, würde der Wolf wieder heimisch werden. "Es sind tolle Tiere, die auch zurecht unter Schutz stehen. Man muss sich als Mensch mit der Natur eben arrangieren."