Auf dem Bänkla hat's gefunkt
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Donnerstag, 12. Februar 2015
Emmi (83) und Eberhard Kraus (92) aus Stadtsteinach erzählen am Freitag im Bayerischen Fernsehen ihre Liebesgeschichte.
Jung ist die Liebe von Emmi (83) und Eberhard Kraus (92) nicht mehr, doch sie brennt noch immer. Jetzt erzählt das Stadtsteinacher "Bäcker-Ehepaar" seine reizende Geschichte im Bayerischen Fernsehen. Eberhard Kraus hatte einen Aufruf im Fernsehen gesehen, dass man ein Gedicht einschicken soll, "und das haben wir dann vor ein paar Wochen gemacht", erzählt Emmi Kraus.
"Ich habe schon immer gerne gereimt", sagt Eberhard Kraus. "Eines Tages bin ich um dreiviertel sieben Uhr aufgewacht und wusste, was ich sagen möchte", lacht der rüstige Senior und schrieb seine Gedanken frank und frei auf ein Blatt Papier: "Liebe, Glück und Vertrauen hat uns Gott gegeben. Dazu begleitet mit seinem Segen: 65 Jahre Zweisamkeit, viel Freude und Zufriedenheit. Dieser Tag, der uns sehr ehrt, ist 65 rote Rosen wert. Wir pflegten die Liebe Jahr für Jahr und schenken uns Blumen am Valentinstag".
Den Fernsehmachern gefiel das Gedicht - und das Ehepaar kam in die engere Auswahl.
"Dann haben die Fernsehleute gesagt, sie brauchen auch noch ein Video. Das hat dann unsere Nichte Siglinde Schütz aus Wartenfels aufgenommen", erzählt Emmi Kraus. Für den Film haben sich Emmi und Eberhard Kraus etwas Besonderes ausgedacht. Sie wollten den Menschen den Ort zeigen, wo alles angefangen hat: das "Mogst-mi-Bänkla" in Frankenreuth. Dort kamen sich Eberhard und Emmi Kraus Pfingsten 1948 langsam näher.
Weg durch den Schnee gebahnt
Im Moment ist das "Mogst-mi-Bänkla" total verschneit. "Wir haben uns dann durch den Schnee den Weg gebahnt und oben beim Bänkla ein Video gemacht", erinnert sich Emmi Kraus und lacht. Die ganze Aktion war ein Riesenspaß, haben die beiden doch im hohen Schnee den Halt verloren und sind regelrecht durch die weiße Pracht gekullert. Passiert ist zum Glück nichts - außer dass es bei den Senioren großes Gelächter über ihre eigene "Verrücktheit" gegeben hat.
Das Video kam bei den Fernsehmachern bestens an. "Wie die beiden so auf ihrem Bänkla sitzen, das ist einfach zauberhaft", schwärmt Redakteurin Petra Renner. Und duch das Gedicht von Eberhard Kraus berührte die Fernsehmacher sehr.
Tatsächlich ist die Geschichte hinter dem Mogst-mi-Bänkla wie geschaffen für den Valentinstag: "Früher hat man Kuchen nicht selbst zu Hause gebacken, sondern man hat sie zum Backen zum Bäcker gebracht", erzählt Emmi Kraus. Und genau das hat die damals 17-Jährige 1948 getan. Als sie den fertigen Kuchen dann abgeholt hat, fragte der Bäcker Eberhard sie, ob sie mit ihm an Pfingsten einen Spaziergang machen wolle.
Sie sagte zu, und von Stadtsteinach aus spazierten beide dann nach Frankenreuth. "Wir haben uns ja schon lange gekannt und uns schon immer gut verstanden", sagt Emmi Kraus und betont, dass eigentlich nichts Spektakuläres passiert sei.
Eberhard Kraus hat diese erste Begebenheit in Gedichtform gefasst: "Pfingsten wors, wir hoggn auf unserm Mogst-mi-Bänkla und mochten uns nie blus a wangla. Sie rückt hi, ich ruck hie, es Herzla klopft, och ist des schöö. Auf amol sochd sa: "Mogst mich denn du aa?" "Ich moch dich - du werst amol mei Fraa." Jetzt sen mer verheiert 65 Johr und möng uns wie am ersten Toog!"
Humorvoll durchs Leben
1949 verlobten sich Emmi und Eberhard Kraus und 1950 wurde geheiratet. "Er hat ja schon immer flotte Sprüche drauf gehabt", amüsiert sich Emmi Kraus darüber, dass sie jetzt auch noch durch die Redegewandtheit ihres Eberhard ins Fernsehen kommt. "Ein Sprüchbeutel bin ich fei ned, aber ich bin immer humorvoll durchs Leben gekommen", stellt Eberhard Kraus klar.
Und ob Emmi Kraus wirklich rote Rosen zum Valentinstag bekommt, bleibt das Geheimnis des Stadtsteinacher Ehepaares. Bislang gab es meistens selbst gebackenen Kuchen, einen flotten Spruch oder einfach eine nette Geste. Denn dafür ist man nie zu alt, findet Eberhard Kraus und lässt keinen Zweifel daran, dass er mit seiner Emmi die große Liebe gefunden hat. Und gekrönt wurde diese von drei Kindern, vier Enkeln und vier Urenkeln.