Auch in Kulmbach: Diskriminierung im Autoland
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Donnerstag, 13. Dezember 2018
Was dem Kulmbacher beim Großeinkauf in der Albert-Ruckdeschel-Straße begegnen kann.
Deutschland ist Autoland. Dominierte früher der Charme des Hinterhofs, so gleichen die Werkstätten und Verkaufshallen von Kfz-Händlern inzwischen Kathedralen des Automobilbaus. Der beste Platz am Ort ist gerade gut genug.
Und: Keiner auf dem Planeten hat die auf Hochglanz polierten Blechkutschen besser im Griff als - natürlich - der deutsche Autofahrer. Testosteron gibt ihm ordentlich Power, und er bestimmt, wo es langgeht auf der Asphaltpiste. Völlig klar, dass ein Fahrradfahrer, der sich verirrt hat, mit Hupe, Fernlicht oder sonderbaren Handzeichen von der Straße verscheucht wird. Gut möglich auch, dass man auf der Autobahn mal einen Tempo-130-Penner, der ewig am Laster nicht vorbeikommt, mit der Stoßstange ein bisschen anschubsen muss.
Den Autofahrer - den Kulmbacher inklusive - graust es, laufen zu müssen. Auch in der Stadt will er: fahren. Da ist es mitunter eine Herausforderung für den Autofahrer, den wöchentlichen Großeinkauf zu erledigen. Besonders beliebt, aber auch gefährlich: die Albert-Ruckdeschel-Straße, wo die Konsumtempel wie an der Perlenschnur aufgereiht sind.
Zu Fuß - das sind Außenseiter
Es gibt ein paar Außenseiter, die die Benzinkarosse zum Beispiel auf dem Real-Parkplatz stehen lassen und mit der Tasche in der Hand zu Fuß die Einkaufsmeile überqueren. Die meisten fahren allerdings die 50 Meter quer über die Straße, um sich beim Discounter gegenüber oder im Drogerie-Cluster nach den neuesten Angeboten umzuschauen. Logisch, dass es hier immer wieder zu Beinaheunfällen kommt. Aber nur, weil die Verkehrsteilnehmer auf vier Rädern diskriminiert werden. Für Fußgänger gibt es einen Zebrastreifen - für Autofahrer leider keinen.