Druckartikel: Auch ein Vermächtnis des Getöteten

Auch ein Vermächtnis des Getöteten


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Sonntag, 20. März 2022

Die Kinderarztpraxis "med4kidz" hat einen Ratgeber herausgebracht, der Eltern eine Hilfestellung bieten soll. Der Mediziner Stefan Schwarz aus Mistelbach, der bei einem Gewaltverbrechen ums Leben gekommen ist, hat daran bis zuletzt mitgearbeitet.
Der im Januar getötete Kinderarzt Stefan Schwarz (links) hat das Buch zusammen mit  den Medizinern  (weiter nach rechts) Silvia Fernández Rodríguez, Gerald  Hofner, Maria Zeising und Kristin Zwenzer herausgegeben. Foto: Humboldt-Verlag


"Was die Kinderärzte raten" lautet der Titel eines Buches, das das Kinderarztzentrum "med4kidz" herausgebracht hat, das Praxen in Bayreuth und Neudrossenfeld betreibt. Es ist ein Werk, an dem der im Januar getötete Kinderarzt Stefan Schwarz aus Mistelbach bis zuletzt mitgearbeitet hat. "Es ist auch sein Werk", sagt Kinderkardiologe Gerald Hofner, der das Buch mit seiner Kollegin Silvia Fernández Rodríguez vorstellt.

Herr Hofner, auf dem Bucheinband ist auch Ihr Arztkollege Stefan Schwarz zu sehen. Sein Tod hat alle erschüttert und die Eröffnung des neuen Kinderarztzentrums in der Bayreuther Spinnerei überschattet. Wie fühlen Sie sich und Ihre Kollegen zwei Monate nach der schrecklichen Tat, wie ist der Start der neuen Arztpraxis verlaufen?

Gerald Hofner: Wir sind natürlich immer noch geschockt. Der Tod hat uns alle sehr betroffen gemacht. Es ist uns schwergefallen, in das Alltagsgeschäft wieder einzusteigen. Es wäre aber im Sinne von Stefan gewesen, dass wir das Kinderarztzentrum zum Laufen bringen, das er ja maßgeblich mit initiiert hat. Das ist uns als Team nach etwas Verzögerung inzwischen auch sehr gut gelungen.

War das Buch auch ein "Kind" von Stefan Schwarz'?

Gerald Hofner: Ja, Stefan hat gemeinsam mit den Ärzten Silvia Fernández Rodríguez, Kristin Zwenzer, Maria Zeising und mit mir an dem Buch "Was die Kinderärzte raten" mitgeschrieben. In dem Kapitel, das er verfasst hat, beschäftigt er sich mit der kindlichen Entwicklung, weil das sein Spezialgebiet war.

Um was geht es in dem Buch?

Silvia Fernández Rodríguez: Das Buch richtet sich an Eltern von Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren. Es deckt alle relevanten Bereiche der Kindheit ab, greift auch präventive Maßnahmen auf, zeigt, wie ein Kind gesund groß werden kann.

Welche Tipps erhalten Eltern?

Silvia Fernández Rodríguez: Wir alle wollen, dass unsere Kinder gesund durchs Leben gehen. Gerade in der ersten Zeit mit dem Baby, aber auch später, haben Eltern deshalb viele Fragen zur Kindergesundheit: von der Entwicklung über Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen bis hin zu einzelnen Symptomen und diversen Kinderkrankheiten. Was ist harmlos, wann sollte ein Arzt einen Blick darauf werfen, welche Medikamente sollte ich vorrätig haben und was im Notfall tun? All das sind Fragen, die wir in unserem Buch beleuchten, in dem wir auch die Ernährung sowie kinder- und jugendpsychiatrische Themen aufgreifen. Es ist eine breite Palette an Ratschlägen, die für Eltern ein Leitfaden sein sollen.

Wie ist es zu dem Buch gekommen?

Gerald Hofner: Der Humboldt-Verlag ist auf uns zugekommen, weil man auf den Kinderarztblog (https://derkinderarztblog.com) aufmerksam geworden ist, den ich mit Stefan Schwarz herausgegeben habe und den es im Übrigen auch nach dessen Tod weiterhin geben wird. Der Verlag ist davon überzeugt, dass man mit dem Buch, das einen elternnahen Ansatz verfolgt, in der Ratgeberszene, in der es fast nur Nachschlagewerke gibt, eine Marktlücke schließen kann. Es ist der elternnahe Ansatz, den wir in unserer Praxis leben.