Druckartikel: Auch beim "Oscar" war Anni Wirth schon

Auch beim "Oscar" war Anni Wirth schon


Autor: Jürgen Gärtner

Wirsberg, Mittwoch, 10. April 2013

Anni Wirth lebt heute in Wirsberg. In den 50er und 60er Jahren arbeitete sie in New York. Dort war sie als Näherin für Stars wie Doris Day, Elisabeth Taylor und Gregory Peck tätig.
Anni Wirth mit Begelitung 2001 bei der Oscar-Verleihung. Foto: privat


Die Oscarverleihung schaut sie sich Jahr für Jahr live im Fernsehen an. Für Anni Wirth ist das Pflicht, sie war selbst schon einmal zu der Oscar-Verleihung als Zuschauerin eingeladen. "Das ist ein Muss, dafür bleibe ich die ganze Nacht auf."

Die 75-Jährige, die heute in Wirsberg wohnt, lebte und arbeitete in ihrer Jugend in Amerika. Als Näherin in New York traf unzählige Filmstars, darunter Elisabeth Taylor, Joan Crawford und Gregory Peck. Damals lebten die Schauspieler eher in New York denn in Hollywood, erzählt die Wahl-Wirsbergerin.

Anni Wirth wurde am 10. März 1938 in Döhlau bei Bayreuth geboren, lebte in Kümmersreuth und Marktleugast. Dort war es auch, dass sie 1948 Besuch von ihrem Onkel aus Amerika bekam. "Da wurde entschieden, dass ich auch in die USA gehe", erinnert sie sich. Bis das so weit war, sollte es aber noch einige Jahre dauern. Zunächst beendete die junge Frau noch die Schule und arbeitete eine Zeit lang als Näherin. 1955 reiste sie schließlich in die Staaten. Elf Tage war sie mit dem Schiff, der Italia unterwegs - als 17-Jährige. "Wir sind in New York an Pier 58 angekommen", weiß sie heute noch ganz genau. Damals war Dwight Eisenhower Präsident.

Arbeit fand sie in einem Hotel in der Park Avenue. Dort arbeitete ihr Onkel als Portier, die Tante reinigte die Zimmer. Dort hatte ihr Onkel auch Kontakt zu vielen Schauspielern, die in dem Haus abstiegen. "Dabei hat er erfahren, dass sie jemanden brauchen, der Kleider kürzt, enger macht, Knöpfe annäht." Sprich: eine Näherin (englisch: Seamstress) wie Anni Wirth. Die ergriff die Gegelegenheit.

Und sie lernte nicht nur die Promis, sondern auch deren Eigenheiten kennen: "Cary Grant hätte kein Hemd angezogen, das nicht über dem Brustkorb gespannt hat." Das Abnähen der Hemden sei eine ihrer Aufgaben gewesen. "Ich war die Arbeiterin hinter den Kulissen und nie zu den Partys und Empfängen eingeladen."
Dafür habe sie von den Schauspielern oft Karten für die Filmpremieren in der weltbekannten Radio City Music Hall im Herzen der Metropole erhalten. "Und viel später habe ich sogar ein Freiticket für die Oscar-Verleihung bekommen", sagt die 75-Jährige, die immer noch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, obwohl sie 1977 nach Deutschland zurück kehrte.


"Amerika bedeutet mir einfach alles"

Den amerikanischen Pass hat sie mit ihrer Heirat 1958 erhalten. 1960 bekam sie das erste von drei Kindern. Die beiden Töchter sind in Deutschland verheiratet, wohnen in Trebgast und Wirsberg. Auch sie haben die US-Staatsbürgerschaft.

"Ihre Mädchen" sind auch der Grund, warum Anni Wirth in Deutschland bleiben will. Der Sohn hingegen lebt in South Carolina und wird regelmäßig von seiner Mutter besucht.

Die ist nach wie vor von Amerika begeistert: "Der Umgang der Menschen miteinander, die Freiheit, die große Weite des Landes. Amerika bedeutet mir einfach alles", sagt sie.

Das sieht man auch ihrer Wohnung in Wirsberg an. Überall sind kleine Fähnchen und Bilder zu sehen, die von der Liebe zum Land der unbegrenzen Möglichkeiten zeugen.

Und es trifft sie, wenn Schicksalsschläge das Land treffen. Wie damals in Dallas, als J. F. Kennedy erschossen wurde. Oder bei den Terror-Anschlägen auf das World-Trade-Center. "Was habe ich da gelitten." Ihr Herz hängt eben an Amerika.