Atomausstieg: Aus Krise wird für Thurnauer Firma Chance
Autor: Alexander Hartmann
Thurnau, Montag, 12. August 2019
Die Schminke GmbH, die in Thurnau Krananlagen fertigt, ist auch beim Rückbau von Atomkraftwerken gefragt. Über Aufträge kann die Firma nicht klagen. Um die Fertigungskapazität zu erhöhen, wird für 2,5 Millionen Euro eine neue Halle gebaut.
Die Thurnauer Schminke GmbH, die Krananlagen fertigt, ist auch beim Kraftwerk-Rückbau gefragt. Die Thurnauer Schminke GmbH, die Krananlagen fertigt, ist auch beim Kraftwerk-Rückbau gefragt. Was politische Entscheidungen doch für wirtschaftliche Folgen haben können. Als im Jahr 2011 der vorzeitige Atomausstieg beschlossen wurde, hatte das für die Thurnauer Firma Heinzel fatale Folgen. Das Unternehmen in der Industriestraße, das sich auf den Kranbau für Kraftwerke spezialisiert hatte, stürzte in die Krise, musste Insolvenz anmelden. 2016 wurde Heinzel von der Nürnberger Schminke Krantechnik GmbH übernommen. Eine Firma, die mit der früheren Heinzel-Belegschaft weiter hin in Thurnau fertigt. Heute auch wieder Krananlagen für Atomkraftwerke: allerdings nicht für deren Auf-, sondern Rückbau.
Wichtiges Standbein
Einer, der das Auf und Ab miterlebt hat, ist Frank Gottwald, der schon bei Heinzel Geschäftsführer war und heute bei Schminke für den Technikbereich zuständig ist. "Wir haben früher 30 bis 50 Prozent unseres Umsatzes mit Aufträgen für Atomkraftwerke generiert", sagt Gottwald. Nach Fukushima sei der Einbruch gekommen. Heute macht der Rückbau rund 30 Prozent des Schminke-Geschäftes aus, wie die Geschäftsführer Fabian Schminke (Vertrieb und Service) und Daniel Schminke (Finanzen und Controlling) mitteilen. Sie leiten das Familienunternehmen aus Nürnberg in der dritten Generation.
Keine Standardprodukte
Dabei, so betonen die Brüder, hat die Krantechnik GmbH weitere wichtige Standbeine. Sie fertigt keine Standardprodukte, sondern Sonderkonstruktionen, die in der Luft- und Raumfahrttechnik, in Müll- und Wasserkraftwerken, in der Lebensmittelindustrie und Medizintechnik gefragt sind. Das Geschäft floriert, vor allem dank des Einsatzes der Thurnauer Mitarbeiter. "Ohne die Kompetenz der früheren Heinzel-Belegschaft hätte wir uns nicht so entwickeln können", sagt Fabian Schminke.
Um die 20 Beschäftigte waren es bei der Übernahme 2016, heute arbeiten am Standort Thurnau schon wieder 32. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen über 70 Mitarbeiter. Und es könnten mehr werden, denn die Krantechnik GmbH investiert rund 2,5 Millionen Euro in eine neue, 2000 Quadratmeter große Fertigungshalle, deren Bau 2020 in Angriff genommen werden soll. "Das wird uns die Möglichkeit eröffnen, künftig an zwei Großprojekten gleichzeitig zu arbeiten", sagt Daniel Schminke, nach dessen Worten es in Deutschland drei Firmen, in ganz Europa sechs gibt, die sich auf die Sonderfertigungen spezialisiert haben.
Auch beim Bau von Atomkraftwerken dabei
Unternehmen, die auch um Aufträge in Atomkraftwerken buhlen. Und das auch 2019 nicht nur im Abbau, sondern auch im Rückbau. In vielen Ländern der Erde werden nämlich weiterhin neue Atomkraftwerke errichtet - so auch in Brasilien. Dorthin wurden zuletzt auch Zubehörteile aus Thurnau geliefert. Die Arbeit deutscher und französischer Firmen sei beim Bau von Kraftwerken gefragt, sagt Daniel Schminke. Warum? "Weil sie das Know-how haben." Ihr Hauptaugenmerk richtet die Krantechnik GmbH aber auf Deutschland - und damit auf den Rückbau der Kraftwerke, der, so glaubt Daniel Schminke, dem Unternehmen in den nächsten 10 bis 15 Jahren Entwicklungschancen bieten wird.