Asylbewerber helfen: In Thurnau entsteht mehr als nur eine Kleiderkammer
Autor: Katharina Müller-Sanke
Thurnau, Mittwoch, 10. Dezember 2014
Das Schicksal der Flüchtlinge lässt kaum jemanden kalt. Auch in Thurnau haben sich nun Menschen zusammen getan, die helfen wollen. Für sie, aber auch für Bürger, die für Unterstützung freuen, wird derzeit eine Kleiderkammer eingerichtet, die sogar ein kleines Kaufhaus werden könnte.
35 Asylbewerber sind aktuell in der Marktgemeinde in verschiedenen Privatwohnungen untergebracht. Sie alle konnten aus ihrer Heimat kaum etwas mitbringen. Kleidung, Schuhe, Spielsachen für die Kinder - es fehlt oft am Nötigsten. "Wir wollen da helfen", betont Susan Müller. Die junge Gemeinderätin hat gemeinsam mit Günther Schölzky und einigen anderen die Einrichtung einer eigenen ehrenamtlichen Kleiderkammer auf den Weg gebracht. Wobei Kammer im Falle von Thurnau der falsche Begriff ist.
Eigentümer verzichtet auf Miete
Im Bürogebäude der ehemaligen Firma Greifzu, direkt neben dem Netto-Einkaufsmarkt in der Berndorfer Straße, haben die Ehrenamtlichen ideale Räumlichkeiten gefunden. Und sie hatten Glück: Eigentümer Hubertus Elster war von der Idee sofort begeistert und stellt die rund 200 Quadratmeter großen Flächen kostenlos zur Verfügung.
"Wir sind sehr dankbar dafür, wie reibungslos bisher alles läuft", betont Günther Schölzky. Nur für die Heizkosten muss die Einrichtung aufkommen. Für die Kleiderkammer soll kein eigener Verein gegründet werden, sie wird vielmehr unter dem Dach der CAS (Come and See - House for all nations) - eines Vereins mit Sitz in Bayreuth - firmieren.
CAS ist ein Zusammenschluss evangelischer Christen verschiedener Richtungen, die sich die Hilfe - besonders für Asylsuchende - auf die Fahnen geschrieben haben.
Bernd Kaske, Vorsitzender des Vereins, hat mit seinen Mitstreitern bisher sehr viele und gute Erfahrungen in der Arbeit mit Flüchtlingen gesammelt und hilft gerne auch in Thurnau mit. In Bayreuth wird ein Café betrieben, auch eine Kleiderkammer existiert bereits. "Wir müssen das Rad nicht neu erfinden," so Schölzky. "Wenn es schon gute Initiativen gibt, dann wollen wir uns diese Erfahrungen auch zunutze machen."
Kleidung und Spielsachen
Schon in wenigen Wochen soll die Kleiderkammer ihre Türen öffnen. Vorerst soll einmal pro Woche geöffnet sein, voraussichtlich für eine Stunde. In dieser Zeit kann eingekauft werden, aber auch die Anlieferung neuer Spenden soll während der Öffnungszeiten über die Bühne gehen. Gebraucht werden gut erhaltene Kleidungsstücke, Spielzeug sowie Fahrräder, Roller und ähnliche Großspielgeräte für Kinder. Unterwäsche und Stofftiere werden aus hygienischen Gründen nicht angenommen.
Bevor es richtig losgeht werden außerdem noch Möbel benötigt. Heute Abend können Menschen, die gerne spenden möchten, ihre Sachen gerne zur neuen Kleiderkammer bringen. Vorerst werden insbesondere Regale und Kleiderständer benötigt. Aber auch wer sich erst später zum Spenden entschließt, ist willkommen.
Wer spenden möchte kann sich mit Günther Schölzky oder Susan Müller in Verbindung setzen. Susan Müller und die Mitstreiter freuen sich schon drauf, dass es endlich losgeht. Und es sind nicht nur die Flüchtlinge, die von der Einrichtung profitieren können.
Kein Ausweis notwendig
Müller: "Der Ursprungsgedanke war, die Asylbewerber zu unterstützen, aber uns ist schnell klar geworden, dass viele Bürger für die günstige Einkaufsmöglichkeit dankbar sein werden. Es gibt so viele unter uns, die Unterstützung brauchen."
Einen Ausweis zum Nachweis seiner Bedürftigkeit muss hier übrigens niemand vorlegen. "Wir vertrauen darauf, dass nur Menschen zu uns kommen, die darauf angewiesen sind", so die Initiatorin.
Wer spenden oder sich engagieren möchte, kann sich mit Susan Müller (Telefon 996446) oder Günther Schölzky ( 5217) in Verbindung setzen. Auch ein Spendenkonto bei der Sparkasse Kulmbach/Kronach ist eingerichtet.