Arbeitsagentur Bayreuth: Henri Schulz geht in den Ruhestand
Autor: Hans-Peter Müller
Kulmbach, Mittwoch, 11. Juli 2018
Henri Schulz geht nach 42 Jahren bei der Arbeitsagentur in den Ruhestand. Er hat noch die Zeit erlebt, als die Kulmbacher Spinnerei 1600 Mitarbeiter hatte.
"Arbeit ist sein Leben" - Die Floskel, die oft in Laudationes für fleißige Jubilare aus der Schublade geholt wird, gilt natürlich auch für Henri Schulz. Allerdings gleich in zweifacher Hinsicht: Der Trebgaster, der am Mittwoch offiziell in den Ruhestand verabschiedet wurde, hat nicht nur in seinem Beruf Karriere gemacht, sondern sich als Bereichsleiter der Bayreuther Agentur für Arbeit auch um die Beschäftigung anderer Menschen gekümmert - seit 42 Jahren. 20 Jahre davon, bis September 2005, war Henri Schulz als Leiter der Geschäftsstelle Kulmbach bekannt.
"Diese Zahl muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, Herr Schulz ist ein echtes Urgestein", würdigte denn auch der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur, Sebastian Peine. Er erinnerte unter anderem daran, dass Schulz vor allem in seiner Kulmbacher Zeit die Strukturkrise im Textilbereich miterlebt, Massenentlassungen begleitet und vielen Menschen in Not geholfen hat. Aber auch bei Neuansiedlungen hätten die Firmen bei der Personalrekrutierung auf seine Hilfe bauen können. In seine Verantwortung fielen ferner die Einführung des Kundencenters ("Es gibt keine Warteschlangen mehr") und die Neuorganisation des Arbeitgeber-Service. "Er hat ganz entscheidend die Geschicke der Arbeitsagentur geprägt, nach innen und nach außen."
Dass seine Karriere so nicht geplant war, machte Schulz, der sich nach der Ausbildung zum Industriekaufmann als Soldat verpflichtet hatte, selbst mit einem Schmunzeln deutlich:
"Ich wurde gut beraten"
"Nach der Bundeswehr war ich 1975 der Millionste Arbeitslose. Nachdem ich bei der Agentur gut beraten wurde, habe ich mich dafür entschieden, hier zu arbeiten. Ich saß also auch schon mal auf der anderen Seite des Schreibtisches."Den Umbau von der Behörde zu einem modernen Dienstleistungszentrum nannte Schulz ein "spannende Zeit". Besonders in Erinnerung bleiben ihm der Aufbau der Arbeitsverwaltung in Thüringen und der Stellenabbau beim Zigarettenhersteller British American Tobacco (BAT): "Wenn 900 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, dann ist das schon eine große Herausforderung."
Nicht zu vergessen: In Kulmbach war Henri Schulz auch Sterbebegleiter der Textil- und Bekleidungsindustrie. "Ich habe die Spinnerei noch mit 1600 Beschäftigten erlebt, und ich habe erlebt, wie der Letzte ausgeschieden ist." Tausende seien damals zu Altenpflegern umgeschult worden, wobei man sich gefragt habe, ob die Leute überhaupt am Arbeitsmarkt untergebracht werden können. "Heute stellt sich diese Frage nicht mehr."