Applaus für die Taxi-Eltern!
Autor: Christine Fischer
Kulmbach, Mittwoch, 21. Oktober 2015
Wollte man das, was sich jeden Mittag an Kulmbacher Schulen ereignet, kulturell einordnen, müsste man wohl vom Absurden Theater sprechen. In Anlehnung an Samuel Becketts berühmtestes Werk geht es dabei allerdings weniger um Godot als vielmehr um die Thematik "Warten auf Schüler".
Die Hauptrolle gebührt den Eltern - besser gesagt jenen automobil motorisierten Eltern, die ihren Nachwuchs zwar dreimal die Woche zum Sport kutschieren (weil sich die armen Kinder sonst ja zu wenig bewegen bei all dem Schulstress), den Sohn oder die Tochter aber brav jeden Tag mit dem Auto von der Schule abholen.
Jetzt wäre dieser elterliche Shuttleservice an sich ja noch keine bühnenreife Leistung. Eine dramatische Kurve mit einer bisweilen ironischen Note erhält das Ganze aber, wenn Taxi-Mama/Papa sämtliche Straßenverkehrsregeln außer Acht lässt. Halteverbot? Sperrfläche? Parken in zweiter oder dritter Reihe? War da was? Nö, am besten direkt vor's Schultor stellen, ist doch egal, ob Fußgänger dann noch durchkommen oder die Straße komplett blockiert ist!
Am unterhaltsamsten ist die Theater- Aufführung immer Montag bis Donnerstag gegen 15.30 Uhr im Bereich Schießgraben. Dann haben nämlich die Ganztagsschüler von Oberer Schule und MGF Feierabend und es wird rammelvoll auf der Bühne, äh Straße. Dort habe ich in der letzten Woche auch einen oscarverdächtigen Hauptdarsteller gesehen, der am MGF direkt vor dem Zebrastreifen geparkt hatte (obwohl es von den Schulleitungen im Vorfeld anderslautende Regieanweisungen für die Eltern gegeben hatte).
Am besten fährt besagter Vater beim nächsten Mal mit dem Auto ins Schulgebäude rein, direkt ins Lehrerzimmer. Da kann er sich dann gleich den Verweis abholen, den auch alle Schulkinder kriegen, wenn sie gegen die Regeln verstoßen.