Apotheken-Notdienst: Rat und Hilfe rund um die Uhr
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Freitag, 14. Februar 2020
Eiliges Rezept, akute Schmerzen? Das Notdienst-System der Apotheken ist gut organisiert, doch die Apotheker haben noch einen unerfüllten Wunsch.
Am Abend ist noch alles in Ordnung, in der Nacht plötzlich Fieber, Übelkeit oder Zahnweh ... Krankheiten und Schmerzen richten sich nicht nach Terminkalendern oder Ladenschlusszeiten. Doch auch spät nachts und an Feiertagen bekommen wir in diesen Situationen schnell Medikamente.
Ein ausgeklügeltes System
Dass das klappt, ist einem ausgeklügelten Notdienst-System der Apotheken zu verdanken. 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr, erreichen wir einen Apotheker, der uns mit dem Benötigten versorgt und kompetent beraten kann, wenn wir nicht zuerst zum Arzt gehen.
Wie ist dieser Notdienst bei uns organisiert? Welche Probleme müssen gemeistert werden? Über diese Fragen haben wir mit dem Sprecher der Kulmbacher Apotheker, Hans-Peter Hubmann, gesprochen, der auch Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands ist. Wer organisiert die Apotheken-Notdienste? Zuständig für die Organisation und Einteilung der 3200 bayerischen Apotheken in 180 Notdienstkreise ist die Landesapothekerkammer. Im Stadtgebiet Kulmbach teilen sich zehn Apotheken diese Aufgabe. Die Landkreisgemeinden sind weiteren drei Notdienstkreisen zugeteilt.
Wie weit ist die nächste Notdienst-Apotheke maximal entfernt? Wer nachts oder an Feiertagen die Dienste einer Apotheke braucht, soll nicht mehr als maximal 15 Kilometer Wegstrecke zur nächsten diensthabenden Apotheke zurücklegen müssen. Bis vor etwa sechs Jahren betrug die maximal Entfernung zur nächsten Apotheke noch zehn Kilometer, sagt Hans-Peter Hubmann. Das sei heute nicht mehr machbar. Der Grund: Es gibt weniger Apotheken als früher. Was wird nachts und an Feiertagen am häufigsten nachgefragt? Viele Patienten kommen in der Nacht mit einem ärztlichen Rezept aus einer Notfallpraxis. Doch mehr als jeder zweite Kunde klingelt am Dienstschalter, ohne zuvor beim Arzt gewesen zu sein. "Da geht es am häufigsten um Fiebermedikamente für Kinder, um Mittel gegen Magen-Darm-Infektionen und Zahnschmerzen, so Hubmann. Gerade am Wochenende öfter nachgefragt wird auch "die Pille danach" bei Verhütungspannen. Das Präparat ist frei verkäuflich, "aber wir geben es nicht kommentarlos ab", betont Hubmann. "Wir fragen genau nach. Gerade da ist Beratung wichtig. Außerdem übergeben wir diese Pille nicht an einen Boten, sondern nur an die betroffene Frau direkt."
Gibt es auch mal schwierige Situationen? "Im Grunde sind wir auf fast alles vorbereitet. Problematisch kann es allerdings werden, wenn ein Arzneimittel, beispielsweise ein Antibiotikum, in einer Nacht vielfach verordnet wird. Unsere Vorräte sind begrenzt." Kritisch ist auch, wenn ein Arzneimittel auf dem Rezept steht, das beim Lieferanten ausverkauft oder gar nicht mehr auf dem Markt ist. "In diesen Fällen würde ich mir eine direkte Telefonnummer in die Bereitschaftspraxis wünschen, damit ich mit dem verordnenden Arzt direkt Rücksprache halten kann, welche Alternative die beste ist. Leider haben wir Apotheker diese Möglichkeit bislang nicht, obwohl wir das schon oft beantragt haben. Wir müssen wie die Patienten auch die allgemeine ärztliche Notrufnummer 116117 wählen. Das kostet unnötig viel Zeit." Wie sieht eine Notdienst-Nacht aus? "Wer Dienst hat, übernachtet in der Apotheke . Dafür gibt es ein Notdienstzimmer mit einem Bett", sagt Hans-Peter Hubmann. Lange dauern die Ruhepausen allerdings in der Regel nicht. Zwischen 10 und 30 Mal wird der oder die Diensthabende beispielsweise in seiner "Apotheke im Fritz" im Lauf einer Nacht aus dem Bett geklingelt.
Bedient wird in der Regel über einen Notdienstschalter: "Das ist nicht zuletzt eine Frage der Sicherheit: Man weiß nie, wer vor der Tür steht." Wie findet man die nächstgelegene dienstbereite Apotheke? An jeder Apotheke finden sich die aktuellen Dienstpläne. Die Bayerische Rundschau veröffentlicht täglich auf ihrer Serviceseite die diensthabenden Apotheken in ihrem Verbreitungsgebiet.
Kommentar: Nicht selbstverständlich
Früher oder später trifft es jeden mal: Wir stehen nachts am Schalter der Notdienstapotheke - mit einem mehr oder minder dringenden Anliegen, auf jeden Fall aber froh, dass dort jemand für uns da ist.