Apotheke in Kulmbach: Dramatischer Mangel an Medikamenten - "manchmal kriegen wir gar nichts"
Autor: Clara Maria Wimmer
Kulmbach, Montag, 31. Oktober 2022
Auch in Kulmbach fehlen derzeit wie überall in Deutschland wichtige Medikamente. Es sei mittlerweile an der Tagesordnung, dass Menschen ihre Medikamente nicht wie verschrieben erhalten können, wie eine Kulmbacher Apotheke im Gespräch mit inFranken.de verrät.
- Dramatische Engpässe bei Medikamenten spürbar
- Kulmbacher Sonnenstern-Apotheke: "Manchmal kriegen wir gar nichts"
- "Zieht sich einmal quer durch das Sortiment": Engpässe bei Antibiotika bis Hustenbonbons
- Prognose für Apotheke schwierig: "Wissen selbst nicht, wie es weitergeht"
Schon seit geraumer Zeit füllen Schlagzeilen zu Lieferengpässen bei Medikamenten die Nachrichten. Auch in Kulmbach ist die Problematik bekannt: "Wir merken das schon sehr", erklärt Melissa Zwiehoff, Filialleitung der Sonnenstern-Apotheke. Man bekomme kaum noch Medikamente vom Großhandel, "manchmal kriegen wir gar nichts mehr", so Zwiehoff.
Antibiotika, Ibuprofen oder Bonbons: So drastisch ist der Medikamentenmangel
Es komme mittlerweile tagtäglich vor, "dass jemand kommt und wir etwas nicht genau so abgeben können, wie es verordnet wurde." Der Mangel ziehe sich durch das gesamte Sortiment: von Antibiotika, Ibuprofensäften für Kinder oder einfachen Bonbons gegen Halsschmerzen - Engpässe gebe es überall. Dass wirklich ein Patient mit leeren Händen nach Hause gehen musste, sei bisher jedoch noch nicht der Fall gewesen. "Aber da steckt dann auch viel Arbeit dahinter: In vielen Fällen kann man entweder an der Menge und Dosierung der Medikamente herumschrauben, damit man auf die verschriebene Dosis kommt." Die zweite Option: "Ausweichmöglichkeiten, also andere Medikamente. Da gehört es dann aber auch dazu, das mit dem Arzt oder der Ärztin nochmal zu besprechen und unter Umständen das Rezept ändern zu lassen."
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Grundsätzlich sei es also noch möglich, alle Kund*innen zu versorgen – "es kommt eben noch ein erheblicher Mehraufwand hinzu. Man braucht viel Zeit und Personalaufwand, das ist nicht immer angenehm", gesteht die Filialleiterin. Trotzdem habe sich glücklicherweise bisher für alle Patient*innen noch eine Lösung finden können. Der Mangel sei jedoch trotzdem nicht zu unterschätzen: Bereits im September warnte Dr. Hans-Peter Hubmann, der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands und Kulmbacher Ansprechpartner für den Bayerischen Apothekerverband e.V., vor den Engpässen. Denn nicht in allen Fällen kann sicher eine Lösung gefunden werden, was für viele Patient*innen eine "Gefährdung der Gesundheit" darstellt.
Wie sich der Mangel an Medikamenten weiterhin entwickle, könne man nicht abschätzen. "Es ist vor allem ein Rohstoffmangel, der nicht nur eine Wirkstoffknappheit, sondern vor allem auch einen Engpass an Verpackungsmaterial verursacht sowie Lieferkettenprobleme", erklärt Zwiehoff. "Und wir wissen selbst nicht, wie es weitergeht." Auch der Großhandel könne seine Lieferungen derzeit nur unter Vorbehalt zusagen. "Die Apotheken tun jedoch ihr Bestes, um die Versorgung aufrechtzuerhalten, aber wir stecken da leider auch nicht drin", schließt die Filialleitung ab.