Anwohnerinnen in Kulmbachs Oberer Stadt haben die Nase voll von Ekel-Attacken Feiernden
Autor: Sonja Adam
Kulmbach, Mittwoch, 11. August 2021
Es hat nichts genutzt - das ist die Bilanz, die Hannelore Christ und Karin Wolfrum ziehen. Nach der lauen Nacht am vergangenen Freitagabend haben sich, obwohl die Stadt am Marktplatz ein Dixie-Klo aufgestellt hatte, wieder Feierlustige in den Gässchen, an den Häusern, an den Garagentoren erleichtert.
Hannelore Christ, Bewohnerin des Mittleren Stadtgässchens, hat sich auf die Lauer gelegt und einen der Wildpinkler zur Rede gestellt. "Die anderen machen es doch auch. Das machen alle", lautete die freche Antwort. Der junge Mann ließ sich nicht stören und ging dann weiter.
"Die Toilette nutzt unten am Marktplatz nichts. Die laufen die Gässchen runter und lassen die Hosen runter. Sie übergeben sich, sie pinkeln überall hin - vor allem an die Haustüren, an die Garagen, an die Hauswände", schildern Hannelore Christ und Karin Wolfrum, beide Anwohner des Mittleren Stadtgässchens, die Situation. Bei den beiden Damen handelt es sich nicht um überempfindliche Frauen, die der Jugend den Spaß verderben möchte. Lange haben beide geschwiegen - eben weil sie Verständnis für das Nachholen der Partys haben und weil sie der Jugend auch ein bisschen etwas durchgehen lassen möchten. Doch wenn in schönen Sommernächten bis zu 37 Leute pro Nacht ans Haus urinieren, wie Karin Wolfrum gezählt hat, ist das unerträglich.
15 LIter Urin pro Nacht
Bei einer durchschnittlich ausgeschiedenen Menge von 400 Milliliter Urin pro Toilettengang macht dies fast 15 Liter Urin in einer Nacht, die am Haus der Wolfrums und am Garagentor Schaden anrichtet, die sich in den Sandstein saugt und die den Putz blättern lässt. "Und in dieser einen Nacht, als ich mich auf die Lauer gelegt habe, habe ich diejenigen, die an die anderen Häuser gepinkelt haben, gar nicht mitgezählt", sagt die genervte Anwohnerin.
Anderen Exkremente und unliebsamen Hinterlassenschaften kommen noch hinzu. Denn an der Garage finden sich auch braune Spritzer. "Ich möchte nicht wissen, was das ist", so Wolfrum.
Hinzu kommt der Lärm bis in die frühen Morgenstunden. "Auch die Security konnte nichts machen. Die sind einmal am ganzen Abend durchgelaufen - das war es schon", sagte Hannelore Christ und ist wirklich ärgerlich. Denn das Haus, das sie liebevoll mit Blumen bepflanzt hat, weist längst hässliche gelbe Flecken an den Ecken auf. In den Blumenbeeten finden sich kleine und große Hinterlassenschaften. Und hinzu kommen überall übelriechende Flecken: Erbrochenes. Die Flecken bleiben, auch wenn die Stadtreinigung versucht, das Schlimmste zu beseitigen. Jedes Mal, wenn Christ aus dem Haus geht, schüttet sie Wasser in den Gulli, um den sauren Geruch abzumildern.
Ekelige Hinterlassenschaft
"Einmal war meine Haustür bis zu einer Höhe von 1,50 Meter vollgekotzt. Ich musste das wegmachen, weil man nicht mal mehr die Türklinke in die Hand nehmen konnte", schildert Karin Wolfrum die ekelerregende und unzumutbare Situation.
Es sind übrigens nicht nur Männer, die zu viel Alkohol konsumieren, und sich danebenbenehmen. Ungeniert lassen auch Frauen die Hosen herunter oder heben den Rock hoch. Der Alkohol enthemmt und sorgt offenbar dafür, dass jegliche Schamgrenze und jeglicher Anstand fällt. Früher gab es solche Probleme nur bei großen Festivitäten, inzwischen immer dann, wenn das Wetter schön ist.