Anerkennung bringt für Flüchtlinge neue Probleme
Autor: Sonny Adam
Kulmbach, Mittwoch, 22. Juni 2016
"Kulmbach ist bunt" hilft anerkannten Flüchtlingen bei der Wohnungssuche. Jetzt sucht der Verein Lagerräume und einen ehrenamtlichen Fahrradmonteur.
Der Verein "Kulmbach ist bunt" sucht dringend einen Fahrradmonteur, der Flüchtlingen helfen kann, gespendete Drahtesel fahrtauglich und verkehrssicher zu machen. Außerdem hofft der Verein auf einen Lagerraum - möglichst mitten in der Stadt - , um gespendete Möbel oder Gebrauchsgegenstände zwischenlagern zu können.
Über 300 warten auf Bleiberecht
Im Landkreis Kulmbach sind derzeit 625 Asylbewerber registriert, davon sind 126 bereits anerkannt. Sie dürfen in Deutschland bleiben. In den nächsten Wochen, so ist aus dem Landratsamt zu erfahren, wird es viele weitere positive Bescheide geben. "Wir erwarten in den nächsten Monaten, dass 225 Syrer sowie 116 Iraner und Iraker ihre Anerkennung bekommen", sagt Christine Dippold.
Das ist eine sehr gute Nachricht, die aber neue Probleme mit sich bringt, zum Beispiel die Wohnungssuche.
"Viele Flüchtlinge möchten in die Großstädte", weiß Dippold. Vor allem das Ruhrgebiet und Berlin stünden auf der Wunschliste ganz oben.
Suche nach Wohnraum ist schwierig
"Ja, es ist nicht so einfach, eine Wohnung zu finden", bestätigt der Syrer Ziad Yaghi (18) die Schwierigkeiten in Kulmbach. Ziad Yaghi ist seit einem halben Jahr in Deutschland. Er ist aus Syrien geflohen. Alleine. Momentan lebt er in Fölschnitz, doch er ist froh, dass er Heike und Sophia Druse vom Verein "Kulmbach ist bunt" kennengelernt hat. Denn sie stehen dem jungen Syrer mit Rat und Tat zur Seite. Auch bei der Wohnungssuche, wenn es denn so weit ist.
Wann Ziad Yaghi mit einer Anerkennung rechnen kann, weiß er noch nicht. Der Antrag ist gestellt, die Anhörung hat auch schon stattgefunden. Normalerweise dauert es dann nicht mehr lange. "Die Flüchtlinge können sich vorher zwar umhören, aber niemand kann verlangen, dass Vermieter längere Zeit eine Wohnung reservieren oder abwarten", so Druse.
Engpässe sind möglich
Die Stadt Kulmbach hat die Flüchtlingsproblematik im Blick. "Wir haben in unserer Städtebau einige Wohnungen hergerichtet, die wir für anerkannte Flüchtlinge bereithalten", teilt Pressesprecher Tobias Günther auf Anfrage der Bayerischen Rundschau mit. Trotzdem kann die Stadt nicht ausschließen, dass es zu Engpässen kommt. "Das kann leider passieren, denn neben den Flüchtlingen sind noch viele andere Menschen auf Wohnungssuche." Eine Kommune sei verpflichtet, dafür zu sorgen, dass niemand im Freien übernachten muss und zumindest ein Dach über dem Kopf hat, bis sich etwas Besseres findet." Das, so Günther, seien aber immer nur provisorische Lösungen. "Manchmal kommt es auch vor, dass anerkannte Asylbewerber andere Wohnungsvorstellungen haben", sagt er.
Tatsächlich sind bereits Flüchtlingsfamilien in der Obdachlosenunterkunft in der Negeleinstraße untergebracht worden. "Wir versuchen, zusätzliche Kapazitäten zu schaffen, und sind wegen dieses Themas auch in Kontakt mit der Regierung von Oberfranken", so Günther. Die Stadt Kulmbach sei hier auf Hilfsprogramme des Freistaates angewiesen.
Nicht ganz einfach ist auch die Ausstattung der Wohnungen. Die Flüchtlinge bekommen zwar ein kleines Budget, doch ohne Spenden können sie damit keine Wohnung ausstatten. Deshalb sammelt der Verein "Kulmbach ist bunt" schon vorab Möbel, Haushaltsgeräte oder sonstige Gebrauchsgegenständen.
"Trocken und mäusefrei"
"Aber wir müssen diese Dinge meist zwischenlagern. Deshalb suchen wir einen Lagerraum, möglichst im Kulmbacher Stadtgebiet. Er sollte trocken, mäusefrei und für die Vereinsmitglieder zugänglich sein", sagt Brigitte Garabrant.
Auch bei den Druses in Katschenreuth werden Dinge abgegeben. "Wir lagern momentan Schulranzen und Fahrradsitze bei uns. Wir bräuchten dringend einen Lagerraum, möglichst kostenlos", sagt Heike Druse.
Doch nicht nur die Lagerung der Spenden liegt dem Verein am Herzen. "Wir haben eine Art Fahrradbörse für Flüchtlinge eingerichtet. Immer wieder werden Drahtesel gespendet."
Auch Ziad Yaghi hat ein Rad. "Das ist wirklich super", sagt er und freut sich über das Mehr an Mobilität. Doch nicht alle Spenden sind in einem Top-Zustand. "Es wäre toll, wenn wir jemanden finden würden, vielleicht einen Ruheständler, der Zeit und Lust hat, sein handwerkliches Geschick einzusetzen", meint Brigitte Garabrant. Natürlich bräuchte man dann - möglichst stadtnah - eine Garage oder einen Ort, an dem die Flüchtlinge ihre Räder auch reparieren oder reparieren lassen könnten.