Andi Häckel: Zur Musik gab es nie einen Plan B
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Freitag, 19. Juli 2019
Andi Häckel hat Zeit seines Lebens auf die Karte Musik gesetzt. Profi wollte er werden, davon leben können. Der 47-Jährige lebt seinen Traum.
Ist es Eingebung? Schicksal gar? Unbändiger Wille? Die Hilfe von Kommissar Zufall? Wohl alles zugleich. Seit Andi Häckel denken kann, ist die Musik sein Lebenselixier. Aber alles auf diese eine Karte zu setzen? Daran glauben, dass das ein Leben lang trägt und ernährt? Das erfordert Mut. Mut, den andere aus seinem Umfeld nicht haben, auch wenn sie ebenfalls vom Virus des Musizierens befallen sind. Aber bei Andi Häckel ist der Virus unheilbar. "Mir war klar: Es kommt nichts anderes infrage. Und ich wusste, es klappt. Erklären kann ich das nicht - ich wusste es einfach."
Kein Kunststück, so familiär vorbelastet wie er ist. Der Vater: Hans-Wilhelm Häckel; gut gebucht als Alleinunterhalter oder im Duett mit seinem Kollegen vom "Schramml-Duo". Mutter Irene und Tante Anneliese Hilse: ebenfalls in der Branche aktiv; die "Lattners Madla" sind ein Begriff. Schon als Pimpf, der gerade laufen kann, wird Klein-Andi zu Heimatabenden und Vereinsfesten mitgenommen. Und findet Gefallen vor allem an dem, was er hört.
"Ich wollte das alles hautnah erleben." Beim heute 47-Jährigen blitzen die Augen hinter der Brille, als er im Interview die Zeitkapsel besteigt zurück in die Kindheit. Die Großen imitiert er damals auf seinem Kinder-Schifferklavier; er kopiert die Posen, schnappt sich das Mikro und tut so, als würde er den nächsten Künstler ansagen. Heute wird er angesagt, wenn er als Bandmitglied der "Münchner Zwietracht" bei Stefan Mross auftritt oder im "ZDF-Fernsehgarten".
Faible für Schlagzeug und Klavier
Vorsehung ist ein großes Wort - aber es trifft auf Andi Häckel zu. Er ist drei Jahre alt, als er in den Genuss der musikalischen Früherziehung kommt. Später konzentriert er sich auf Klavier und Percussion/Schlagzeug, wird an den Instrumenten unterrichtet. Die Musik dominiert, steht über allem.
"Das hatte teilweise den, wenn man so will, Nachteil: Manche Dinge, die für andere in meinem Alter normal waren, hatte ich nicht. Meine Kumpels waren mehrmals pro Woche im Schwimmbad oder im Kino - ich dagegen fast nie, weil ich in der Zeit Musik gemacht habe. Ich war ja fest vorgesehen - aber ich wollte das ja auch unbedingt, insofern beschwere ich mich nicht darüber." Mit 13 gründet er zusammen mit Norbert Dötschel und Bernd Hammerschmidt sein Jugendtrio "Sunny Boys" und hat zahlreiche feste Abend-Gigs.
Ein leeres Blatt Papier
Wo da die Schule bleibt? Das ist ein separates Thema bei Andi Häckel. Seine Eltern sprechen schon ab und an beim Lehrer vor, ob der Sohnemann nicht mal nachmittags frei haben könnte, schließlich hätte er mit seinem Trio im Vereinshaus einen Auftritt. "Schule war in gewissem Maße wichtig, aber sie hat mich bisweilen gequält", sagt er mit einem Grinsen, das zu beiden Ohren reicht. "Ich war nicht der superschlechte Schüler, aber gelinde gesprochen zu faul. Das kreide ich mir im Nachhinein an." So reicht es zum Hauptschulabschluss.
Als er zum "Quali" antritt, leistet er sich etwas Besonderes: Er gibt bei einer Prüfung in Mathematik das Blatt leer ab. "Das war mir in dem Moment schnurzegal. Ich hatte schlicht keinen Nerv, am Tag davor Musik gemacht und ehrlicherweise andere Dinge im Kopf." Damals, erzählt er, weiß er bereits, dass ihn sein Weg nach Kronach an die Fachschule für Musik führen würde. Der Kontakt kommt zustande über seinen Kollegen Klaus Pfreundner, bekannt als Mitglied der Band "Radspitz". "Wir haben uns viel ausgetauscht."