Der Kulmbacher holt alles nach, erlangt die Mittlere Reife parallel zur Berufsfachschule. "Ich wusste, man braucht einen guten Abschluss fürs Leben, auch wenn ich dafür noch zwei Jahre ranhängen musste. Aber ich war zum Glück noch jung genug." Mit dem Zertifikat in Kronach hat er seine Ausbildung als musikalischer Leiter und Chorleiter in der Tasche, es folgt ein Doppelstudium an der Hochschule für Musik in Saarbrücken (Fächerkombination Musikerziehung/Orchestermusik) mit den Schwerpunkten Percussion und Klavier. Natürlich geht es nicht ohne Live-Mucke. "Ich habe all die Jahre parallel in verschiedenen Formationen gespielt."
Doch es zieht ihn auf die ganz großen Bühnen. Er "konsumiert" Schlager- und Volksmusiksendungen nicht einfach so - er studiert sie regelrecht. "Ich wollte Musik produzieren und eines Tages Teil einer dieser Bands sein, die im TV zu sehen sind. Ich wollte unbedingt, dass das nicht nur einfach Leute aus der Glotze sind, sondern meine Kollegen, zu denen ich gehöre und mit denen ich bestenfalls auftreten darf." Der 47-Jährige erinnert sich, als die Zillertaler Schürzenjäger groß rauskommen. "Da kribbelte es regelrecht in meinen Fingern, zumal auch deren Lieder nach meinem Geschmack waren."
Die ganz besondere Scheibe
Eines Tages erwirbt er im Plattenladen ("Das müsste man den jungen Leuten heute erklären, was das ist") eine Scheibe der "Münchner Zwietracht". "Ich war geplättet, fand den Sound Wahnsinn." Einige Zeit später sieht er die Band live beim Maisel-Weißbierfest in Bayreuth. "Ich habe damals selber zu mir gesagt: ,Mensch Andi, das wäre dein Ding, oder?'"
Manchmal mahlen die Mühlen der Vorsehung langsam und unbemerkt im Hintergrund, aber sie mahlen. Andi Häckel stößt zwischenzeitlich zu einer Profi-Formation namens "Schwarzwald Express", mit der er einige Jahre gut im Geschäft ist. So kommt es, dass sich bei Gastspielen im Westen der Republik immer wieder seine Wege und die der "Münchner Zwietracht" kreuzen. Doch der irrwitzigste Zufall soll erst noch folgen...
Mit der Zeit kristallisiert sich beim "Schwarzwald Express" heraus, dass die einzelnen Musiker aufgrund anderer Verpflichtungen sich mit dem Gedanken tragen, die Band aufzulösen. "Schweren Herzens haben wir dann das Ende verkündet." Unglaublich: Nahezu zur gleichen Zeit erfährt der Kulmbacher, dass die Zwietrachtler einen neuen Keyboarder suchen. Eine Tür geht zu, eine neue tut sich auf...
Andi Häckel kommt zum Vorspielen - und hat einen entscheidenden Vorteil: "Da ich mich sehr mit der Musik der Jungs beschäftigt habe, kannte ich das allermeiste schon und konnte vieles fast exakt so spielen wie der Vorgänger." Als ihm Bandgründer Wolfgang Köbele einige Wochen später mitteilt, dass er der neue Tastenmann wird, schlagen die Glückshormone Purzelbäume.
Stammgast auf der Wies'n
Das ist jetzt 20 Jahre her. Mit der "Zwietracht" ist er seither Stammgast beim "Oktoberfest" in München, spielt weltweit Konzerte von den USA bis Korea, hat Auftritte in zahlreichen TV-Shows. Andi Häckels Mut, sein Ding durchzuziehen, wurde belohnt. Sein Leben als Musiker ist oft aufregend, manchmal aufreibend. "Man muss diszipliniert sein und bereit, viel dafür zu geben." Einen Plan B hatte er nie. Brauchte er nicht. "Es gab nie eine Sekunde, in der ich überlegt habe, ob es das Richtige ist. Ich bin mit allem, was ich mache, super glücklich." Ab und an, sagt er, steigt das Gefühl hoch, noch der "klaa Bu" zu sein. Musiker bleiben ja jünger im Kopf, heißt es. "Dass ich in drei Jahren 50 werden soll? Na und! Ich fühle mich in keiner Weise so."