Am Anfang fehlte den Bläsern das Blech
Autor: Alexander Hartmann
Wonsees, Freitag, 26. Mai 2017
Der Wonseeser Posaunenchor feiert sein 50-Jähriges. Treue Musiker werden ausgezeichnet, Dirigent Hermann Merz wird verabschiedet.
Der Ansturm war riesig: Als der Wonseeser Posaunenchor vor fünf Jahrzehnten aus der Taufe gehoben wurde, wollten sage und schreibe 52 Männer und Frauen mitwirken. Doch schon bei den ersten Übungen hat sich die Spreu vom Weizen getrennt. "Die meisten konnten einfach nicht spielen", erinnert sich Hermann Merz, der wie Edwin Kaufmann, Roland Kolb, Edwin Murrmann und Willi Wölfel zu den Gründungsmitgliedern gehört.
Die Beweggründe
50 Jahre ist das nun her. Am Sonntag wird das Posaunenchor-Jubiläum im Gottesdienst in der St.-Laurentius-Kirche gefeiert. Treue Musiker werden ausgezeichnet, Hermann Merz, der seit 1974 Dirigent ist, wird verabschiedet. "Ich möchte nicht, dass ich später mal aus gesundheitlichen Gründen aufhören muss und ziehe mich deshalb jetzt zurück", begründet der 76-Jährige seinen Schritt.
Der teure Start
Merz erinnert sich an die Anfänge in den 60-er Jahren, als der sich im Aufbau befindlichen Musikervereinigung etwas ganz Wichtiges fehlte. "Wir hatten keine Instrumente", berichtet der 76-Jährige. Die Kirchengemeinde habe einige Tausend Euro in die Hand nehmen müssen und schließlich dank eines Zuschusses des Posaunenchorverbandes für über 8000 Mark Blasinstrumente anschaffen können.
Kameradschaft wird gepflegt
Neben der Musik (Merz: "Wir sind keine Profis. Geht ein Ton mal daneben, ist das auch nicht so schlimm") wird die Kameradschaft gepflegt. "In unserem ersten Probenlokal in Großenhül haben wir nicht selten bis tief in die Nacht Schafkopf gespielt", sagt Merz.
Dienstag ist Probe
Über Großenhül und das alte Sanspareiler Schulhaus ist der Chor nach Wonsees gekommen. Dort wurde auch schon im zweiten Pfarrhaus geübt. Seit vielen Jahren treffen sich die Musiker regelmäßig am Dienstag um 20 Uhr zur Probe im Gemeindehaus. Im Anschluss geht es zur Einkehr in die Gaststätte Ganzleben. "Wir trinken natürlich noch ein Bier zusammen. Ganz so zünftig wie früher geht es bei uns aber nicht mehr zu. Das waren andere Zeiten", sagt Merz.Acht Pfarrer haben die Gründungsmitglieder erlebt. So mancher Geistliche habe die zu spielenden Gottesdienst-Lieder sehr kurzfristig bekanntgeben. "Für uns war das schwierig, denn wir konnten sie dann nicht wie gewollt einstudieren." Zumal bei der Probe nicht immer alle Mann an Bord sein könnten. "Bei uns spielen ja auch Landwirte mit. Und wenn die silieren, dann müssen sie halt absagen."
"Ein Kumpeltyp"
Was den scheidenden Dirigenten auszeichnet? "Es ist ein Kumpeltyp, der auf die Kameradschaft setzt", urteilt Willi Wölfel. Hermann Merz habe zwar nie einen Dirigenten-Lehrgang besucht. "Er hat aber ein sehr gutes Gehör und Taktgefühl", lobt Wölfel. Um die 20 Auftritte haben die Bläser jährlich. Die drei noch anstehenden Auftritte vor der Sommerpause wird Hermann Merz noch leiten. Wer sein Nachfolger wird? "Das wissen wir leider noch nicht", sagt Gerhard Unger, der wie alle anderen Chormitglieder dem scheidenden Dirigenten dankt.