Altenpflegeschule: Jeder bekommt einen Job
Autor: Jürgen Gärtner
Stadtsteinach, Freitag, 09. November 2012
Die BRK-Berufsfachschulen für Altenpflege und Altenpflegehilfe in Stadtsteinach feierten 30-jähriges Bestehen. Die Berufsaussichten sind gut, bislang hat praktisch jeder Absolvent einen Job bekommen.
Anja Uridil aus Kulmbach und Jasmin Schoberth aus Neuenmarkt haben sich beide ganz bewusst für die Ausbildung zur Altenpflegerin entschieden. Die 23-jährige Anja hat als Kind miterlebt, wie liebevoll ihre Oma und Mutter den Opa gepflegt haben. Da stand für sie fest, dass sie einen Pflegeberuf ergreifen will.
Einen anderen Hintergrund hat dagegen die 19 Jahre alte Jasmin: "Meine Oma war in einem Altenheim untergebracht. Ich bin der Meinung, dass sie dort nicht gut behandelt worden ist. Ich habe mich für die Ausbildung entschieden, weil ich es besser machen will."
Die beiden jungen Frauen gehören zur Examensklasse der BRK-Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe Stadtsteinach.
Die Einrichtung feierte am Freitag ihr 30-jähriges Bestehen mit einem Festakt und einem Tag der offenen Tür.
Dabei konnten die Besucher eine Zeitreise durch die Berufsfachschule unternehmen, die Schüler erklärten verschiedene Aufgabengebiete. Zudem ist die Fotoausstellung "DaSein - Ein neuer Blick auf die Pflege" des Bundesgesundheitsministeriums zu sehen (noch bis kommenden Freitag, täglich 8 bis 16 Uhr).
Anja Uridil und Jasmin Schoberth informierten über die Abläufe in einer Palliativ-Station, in der todkranke Menschen begleitet und betreut werden.
"Man muss darüber reden"
Kein leichtes Gebiet, eines das emotional berührt, wie Pflegelehrerin Gisela Meier aus Marktredwitz betont. In einem dreitägigen Seminar setzen sich die Schüler mit dem Thema auseinander. "Das Sterben gehört zur Altenpflege, man muss darüber reden", sagt Anja Uridil.
Die Ansprüche an die jungen Leute sind hoch. Die Voraussetzung für die Ausbildung zum Altenpfleger sind entweder die Mittlere Reife oder eine vorgeschaltete Ausbildung zum Pflegefachhelfer. Es gibt in Stadtsteinach auch Schüler mit Abitur. Zusätzliche Anforderung: ein Mindestalter von 17 Jahren.
Das hat Anja Wolf schon länger überschritten. Die 42-Jährige aus Untersteinach gehört zu den älteren Auszubildenden. Ihr Job als Bürokauffrau habe ihr nicht mehr gefallen, nennt sie als Beweggrund, noch einmal etwas Neues zu wagen. Auch wenn die neue Arbeit manchmal schwierig sei. "Es ist befriedigender als im Büro."
Älteste Schülerin war 57 Jahre
Ältere Schüler sind nichts Ungewöhnliches, erklärt Schulleiter Peter Johann. Die Älteste war 57 Jahre alt - und habe einen Job bekommen. So wie praktisch jeder der mittlerweile rund 900 Absolventen nach der Ausbildung eine Arbeit gefunden habe.
Vor 30 Jahren war die Schule mit 26 Schülern gestartet, derzeit sind es über 80. Johann verwies auf treue Lehrkräfte wie Hans Gareis, Sabine Dittmar und Beatrix Carlé, die in über zwei Jahrzehnten die Schule mit geprägt hätten.
Dass die Absolventen der BRK-Fachschule in der Berufswelt gefragt sind, das bekräftigte der Geschäftsführer des BRK-Bezirksverbands Ober- und Mittelfranken, Otto Kreß. "Und es ist besser, selbst auszubilden, als Fachkräfte aus dem Ausland zu holen."
Auf den steigenden Pflegebedarf aufgrund des demografischen Wandels verwies Landrat Klaus Peter Söllner (FW) in seiner Funktion als BRK-Kreisvorsitzender. "Der Trend wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken", sagte er und betonte: "Pflege muss etwas wert sein."
Die Schule in Stadtsteinach sei etabliert und wirtschaftlich gesund, der Kreisverband habe die Bildungseinrichtung übernommen, um deren Standort langfristig zu sichern.
Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) freute sich, dass die in Stadtsteinach vertretenen Wohlfahrtsverbände von BRK, Caritas, Diakonie und Awo ein Miteinander pflegen würden und nicht gegeneinander arbeiteten.