Als Wallenstein einen Asylantrag auf der Plassenburg stellte
Autor: Wolfgang Schoberth
Kulmbach, Montag, 07. Januar 2019
Kurz vor seiner Ermordung 1634 hat Albrecht von Wallenstein bei Markgraf Christian um Aufnahme ersucht. Von Kulmbach aus wollte er Friedensgespräche führen.
"Er breitete die Arme aus. Deveroux hielt sich in der Entfernung, die er brauchte für Waffe und Schwung. Man musste in die Mitte zielen, ein wenig unterhalb des Brustbeins, und den Stoß aufwärts führen, einen Fuß nach vorne gestemmt. Zwerchfell und Magen durchstoßen, die Hauptschlagader getroffen, die Lunge zerfetzt; des Todes riesiges Zackenmesser vier, fünf Organe durchwühlend, wo eines genügt hätte. Feuer, stickender Schmerz, kreisender Weltuntergang. Dann, indem der Körper hinsinkt, kommt die erlösende Nacht."
Eine schaurige Episode
So beschreibt Golo Mann die Ermordung Wallensteins in der Nacht vom 25. Februar 1634 in Eger. "Das Blutbankett" ist eine der schaurigsten Episoden in der an Brutalitäten reichen Geschichte des Dreißigjährigen Krieges: Zunächst wurden Getreue Wallensteins - darunter die Grafen Kinsky, Trcka und General Ilow - beim Festbankett auf der Burg abgestochen und mit Musketenkolben erschlagen, danach, um 23 Uhr, brach der irische Hauptmann Walter Deveroux mit einigen seiner Dragoner in die Schlafkammer Wallensteins im Pachelbel-Haus am unteren Markplatz ein und durchbohrte den im leinenen Hemd vor ihm Stehenden.
Der blutige Körper wurde in einen roten Teppich gewickelt, die Treppen hinuntergeschleift, zur Burg gebracht und dort auf einen Berg von Leichen geworfen.
Im Schneesturm nach Kulmbach geritten
Der Mord im Auftrag des Habsburger Kaisers Ferdinand II. macht weitgesteckte Pläne Wallensteins zunichte: Zuflucht auf der Plassenburg - im Feindesland - zu suchen und von dort aus einen Frieden auszuhandeln. Noch bevor er am 24. Februar nachmittags von Pilsen aus in Eger ankommt, schickt er seinen Kanzler Johann Eberhard zu Eltz nach Kulmbach.
Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach steht seit 1631 im Lager der Schweden. Seither ist das Fürstentum Kriegsschauplatz. Die Bevölkerung wird in gleicher Weise von eigenen markgräflichen und "befreundeten" schwedischen Verbänden als auch kaiserlich-bayerisch-kroatischen ausgeplündert und misshandelt.
Geplündert und gebrandschatzt
Noch im Herbst 1632 hatte Wallensteins Oberst Caretto di Grana Kulmbach belagert, geplündert und gebrandschatzt. Am 26. Februar 1634 trifft Kanzler Eltz nach einem Eilritt im Schneesturm auf der Plassenburg ein und übergibt dem Markgrafen das Schreiben Wallensteins.
Darin heißt es, Festungskommandant Oberst Muffel möge sofort nach Eger kommen, um eine "vertraute Konferenz" mit ihm, Wallenstein, vorzubereiten. "Er habe stets einen gerechten Frieden gewollt und sei deswegen durch falsche Menschen verleumdet worden. Er strebe aber gleichwohl den Frieden unbeirrbar an. Herr Christian, ein alter, erfahrener Fürst, tue das gewiss auch."