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Als Kulmbach in Flammen aufging


Autor: Katharina Müller-Sanke

Kulmbach, Donnerstag, 21. November 2013

Der 26. November 1553 ging als schwärzester Tag Kulmbachs in die Stadtgeschichte ein. Ein Theaterprojekt rund um Ideengeber Rüdiger Baumann erweckte die schrecklichen Ereigniss des Conraditages 460 Jahre später zum Leben.
Tausende Kulmbacher starben am Conraditag. Auch die junge Eva (gespielt von Lindas Wagner) und ihr kleiner Sohn nahmen ein tragisches Ende. Foto: Kstharina Müller-Sanke


Wir schreiben das Jahr 1553. Es ist der 26. November. Eine schwere und entbehrungsreiche Zeit liegt hinter Kulmbach, doch an diesem Morgen ahnte noch niemand, dass das Schlimmste erst noch kommen würde.

Der Conraditag sollte der schwärzeste Tag in der Geschichte Kulmbachs werden. Die Erinnerung an diesen Tag gerät bei vielen Kulmbachern in Vergessenheit. Das darf nicht sein, hat sich Dekan Jürgen Zinck gedacht und angeregt, die Geschichte im Theater umzusetzen. Bei Rüdiger Baumann ist er damit offene Türen eingelaufen. Im letzten Jahr hat das Stück mit durchschlagendem Erfolg Premiere gefeiert.

Zum diesjährigen 460. Jahrestag des Ereignisses haben Georg Mädl und Rüdiger Baumann das Stück überarbeitet und mit neuen Szenen erweitert. Der Zuschauer kann so regelrecht in die Geschehnisse der Zeit eintauchen.

Die audiovisuellen Effekte - die dramatische Lichtshow zusammen mit der Musik des Vokalensembles TonArt vermitteln dem Zuschauer die Stimmung, die damals geherrscht haben muss.

Damals, als Kulmbach und die umliegenden Dörfer dem Erdboden gleichgemacht und Soldaten eine Spur der Verwüstung gezogen haben. Damals, als die Obrigkeit ihre eigenen Bürger verlassen und ausgeliefert hat. Damals, als hunderte, wenn nicht tausende Menschen starben - verbrannt, ermordet, erfroren.

Das große Theaterensemble - mit rund 30 Schauspielern vermittelt dem Zuschauer ein Gefühl des Mittendrin-Seins. Man bekommt ein Gespür dafür, wie die Menschen gedacht haben und welche Sorgen sie hatten.
Vor den furchtbaren Ereignissen erinnern die Probleme stark an die Klagen von heute: Hohe Steuern und die Maßlosigkeit der Obrigkeit stoßen bitter auf. "Und wer soll des alles bezohln? Mir, die einfachen Leut´! Wer sonst!" Schimpfen zwei Kulmbacher Marktfrauen. Doch im besagten Jahr vor 460 Jahren werden die Bürger immer unruhiger und die Sorgen und Nöte von vorher scheinen in den Hintergrund zu rücken. Oder waren sie schon Vorbote für das, was nun geschieht?

Der Markgraf von Kulmbach war offenbar zwar ein guter Feldherr und hat, um seine Einnahmensituation zu verbessern, sein Heer gegen Geld für andere kämpfen lassen. Ein guter Geschäftsmann war er dafür aber umso weniger. Und so erhält er nicht nur kein Geld für die Dienste, sondern er bringt auch noch die Bundesständischen Truppen gegen sich auf. Die machen Kulmbach am sogenannten Conraditag dem Erdboden gleich. Nur wenige Menschen überleben das Gemetzel.

Beispielhaft wird die anrührende Geschichte von einer Frau namens Eva (gespielt von Linda Wagner, Witzmannsberg) erzählt. Ihr tragisches Ende und das ihres kleinen Sohnes zeugt von einer wahren überlieferten Geschichte. Aus nur wenigen erhaltenen Dokumenten und mit Unterstützung des heutigen Kastellans auf der Kulmbacher Plassenburg ist das Stück verfasst worden.

"Ich bin selbst kein ausgemachter Geschichts-Fan, aber diese Episode hat mich richtig gefesselt. Ich wusste sofort: Das sollte man auf die Bühne bringen. Dieses Leid, das da über Kulmbach gekommen ist, darf nicht vergessen werden", sagt Rüdiger Baumann. Und so bekommt der Zuschauer im Stück auch noch ein bisschen was zum Nachdenken. Über unser Leben, unsere Probleme und darüber, ob wir wirklich Grund zum Jammern haben.