Druckartikel: Alles perfekt - aber wo sind die Blumen?

Alles perfekt - aber wo sind die Blumen?


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Montag, 16. Mai 2016

Bernhard (89) und Margareta (88) Heller sind seit 65 Jahren verheiratet. Doch fast wäre die Hochzeit in letzter Sekunde geplatzt.
Happy-End Margarete Heller (88) lacht glücklich als ihr Mann Bernhard (89) ihr den Arm um die Schulter legt. Beim Ehejubiläum gab es keine Panne mehr mit dem Blumenstrauß. Bei der Hochzeit allerdings schon - und so wäre es beinahe nicht zum Jawort gekommen. Foto: Sonny Adam


Als Bernhard Heller seiner Frau Margareta vor 65 Jahren das Jawort geben wollte, fing die Hochzeit ganz dramatisch an. Der Bräutigam war aufgeregt, kam mit dem Taxi. Die Braut stand schon vor dem Postgebäude in Kulmbach, wo sie wohnte, und wartete.

"Ich habe sie gesehen mit ihrem weißen Brautkleid und dem Schleier, bin gleich aus dem Taxi und auf sie zu", erzählt der Jubilar. Doch vor lauter Aufregung hatte er den Brautstrauß vergessen. Er lag im Taxi - und das Taxi fuhr schon weg. "Ich weiß noch genau, was passiert ist: Sie hat mit dem Fuß aufgestampft und gesagt, ohne meinen Strauß heirate sie nicht", erinnert sich Bernhard Heller. Eine Riesenaufregung.


Retter in der Krise

Der Vater versuchte zu schlichten und schlug vor, einfach andere Blumen zu nehmen. Doch das wollte die Braut auf keinen Fall. Inzwischen hatte man das Taxi ausfindig gemacht - es war auf der Plassenburg.
Der Taxifahrer brachte den Brautstrauß vorbei, und so konnte die Hochzeit doch noch vonstatten gehen. "Wir fuhren in einer Kutsche zum Standesamt - das wollte ich einfach", erzählt die Ehejubilarin und fügt hinzu, dass sie es nicht bereut hat, damals ja gesagt zu haben.


Beim Sport hat's gefunkt


Margareta und Bernhard Heller kannten sich schon aus der Schule. "Wir waren in derselben Klasse. Aber damals waren wir uns nicht grün. Sie war mir ein bisschen zu vorlaut", sagt Bernhard Heller. Die Wege trennten sich nach der Schule. Und erst Jahre später führte der Sport Bernhard und Margareta Heller wieder zusammen. "Nach einer Handball-Weihnachtsfeier des ATS habe ich sie dann gefragt, ob ich sie mal heimführen darf", weiß der Jubilar noch ganz genau.

Und Margareta Heller hatte nichts dagegen. Fünf Jahre ließen sich Margareta Heller und Bernhard Heller Zeit bis zur Hochzeit. Dann heirateten sie in der Petrikirche. "Der Dekan hat uns getraut."

Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor - und einen Enkel hat das Jubelpaar obendrein.

Bernhard Heller hat in der Spinnerei gearbeitet, hat sich als Betriebsrat und Betriebsratsvorsitzender einen Namen gemacht. Seine Arbeit sei für ihn weit mehr gewesen als nur ein Mittel, um Geld zu verdienen.

Natürlich gab es auch in der Ehe der Hellers Höhen und Tiefen. "Aber von dem Tag an, an dem ich sie nach Hause begleitet habe, gab es für mich keine andere mehr", macht Bernhard Heller seiner Frau das schönste Kompliment, das eine Ehefrau an ihrem Jubeltag bekommen kann.

Und einen perfekten Blumenstrauß zur "Eisernen", hat Bernhard Heller auch besorgt: rote und weiße Rosen. "Die Bedeutung der roten Rosen ist ja klar, und ein paar weiße Rosen habe ich in den Strauß, weil Weiß Einsicht bedeutet", sagte der Jubilar als Anspielung auf die Aufregung vor exakt 65 Jahren.

Dass die Ehe 65 Jahre gehalten hat, ist für die Hellers selbstverständlich. "Wir sind beide keine Ja-Sager, auch bei uns hat es mal Streit gegeben. Aber unter der Schlafzimmertür treffen wir uns wieder - das war immer unser Motto", verrät Bernhard Heller. Und auch nach dem heftigsten Streit gab es dort immer eine Versöhnung. Momentan ist Margareta Heller im Seniorenheim, um sich von den Folgen mehrerer Schlaganfälle zu erholen. "Aber unser Ehejubiläum feiern wir Zuhause", freute sich Bernhard Heller. Auch Oberbürgermeister Henry Schramm, der die Hellers schon seit vielen Jahren kennt, kam zum Gratulieren in die Moningerstraße. Für den Landkreis übermittelte Dieter Schaar die Glückwünsche.