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Alle wollen "Charlie"


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Freitag, 16. Januar 2015

In Deutschland wird am Samstag die erste Ausgabe des französischen Satireblatts nach dem Attentat erscheinen. Auch in Kulmbach gibt es einen Hype um "Charlie Hebdo".
In Deutschland erscheint am Samstag die erste Ausgabe des französischen Satireblatts "Charlie Hebdo" nach dem Attentat. In Kulmbach soll man das begehrte Objekt in drei Läden bekommen - oder auch nicht. Genaues wissen nicht mal die Buchhändler selber. Foto: Bas Czerwinski/epa


Bis zu 1000 Euro werden bei Ebay für die erste Ausgabe von "Charlie Hebdo" nach dem Attentat verlangt. Von der Millionenauflage, die in Frankreich ganz schnell vergriffen war, ist offensichtlich ein Teil im Internet gelandet. Alle wollen "Charlie" heißt es am Samstag auch in Deutschland, wenn das französische Satireblatt - zum Preis von vier Euro - in die Läden kommt. Es wird ein Ansturm auf Zeitungskioske und Buchhandlungen erwartet. In Kulmbach gibt es drei Verkaufsstellen, wo man "Charlie Hebdo" bekommen kann. Oder auch nicht.

Nach dem Anschlag von islamistischen Terroristen, die in der "Charlie"-Redaktion in Paris ein Blutbad mit zwölf Toten anrichteten, haben Menschen in der ganzen Welt ihre Solidarität bekundet: "Je suis Charlie" - "Ich bin Charlie", hieß es millionenfach.

Die überlebenden Redakteure und Karikaturisten haben sich nicht entmutigen lassen und am Mittwoch ein neues Heft herausgebracht, das alles Rekorde schlug: Insgesamt sollen fünf Millionen Exemplare verkauft worden sein.

Nach dem Massenansturm in Frankreich dürfte "Charlie Hebdo" auch in Deutschland knapp werden, zumal nach Pressemeldungen gerade mal 10.000 Exemplare ausgeliefert werden sollen. Da dürfte es viele lange Gesichter geben.


Interesse riesengroß

Auch in Kulmbach ist das Interesse an dem französischen Satiremagazin riesengroß. "Ich habe ganz viele Vorbestellungen, aber ich weiß nicht, was wir kriegen", sagt Dagmar Treffan von der Kulmbacher Bahnhofsbuchhandlung. "Eine französische Ausgabe kriegen wir auf jeden Fall, das hat der Verlag zugesagt." Ansonsten ist die Mitarbeiterin des Bahnhofskiosks selbst auf Meldungen in den Medien angewiesen: "Es ist nicht klar, ob es eine deutsche Ausgabe geben wird."

Wie groß seine "Charlie Hebdo"-Lieferung sein wird, weiß Christoph Hofmann von der gleichnamigen Buchhandlung ebenfalls nicht. "Ich habe vorbestellt, aber man konnte mir beim Nordbayerischen Pressevertrieb keine Zusage machen. Ich muss mich genauso überraschen lassen", erklärt er. Von den fünf Millionen Ausgaben, die in Frankreich über den Ladentisch gingen, seien viele wohl nur gekauft worden, um sie teuer wieder zu verkaufen, glaubt er. "Aber der Hype wird bald nachlassen und die Auflage sich wieder unter 100.000 einpendeln."

Wie ihre Kollegen hat Christine Friedlein von der Buchhandlung Friedrich "größere Mengen" vorbestellt. "Was wir bekommen, sehen wir erst am Samstag." Das Interesse führt sie darauf zurück, dass die Menschen nach dem Terroranschlag Solidarität zeigen und einfach wissen wollen, wie die die Zeitschrift aussieht.


Charlie Hebdo

Der Name "Charlie" wird mit der Comicfigur Charlie Brown beziehungsweise Präsident Charles de Gaulle in Verbindung gebracht. "Hebdo" ist die Abkürzung für hebdomadaire, übersetzt: Wochenzeitschrift.
Quelle: Wikipedia