Ein kleines medizinisches Wunder: Yusef (3) aus Stadtsteinach kann laufen
Autor: Dagmar Besand
Stadtsteinach, Montag, 23. Dezember 2019
Niemals auf eigenen Beinen stehen können - dieses Schicksal drohte dem kleinen Jungen aus Stadtsteinach. Doch zum Glück kam es anders.
Es klingelt. Erster an der Haustür ist Yusef. Der Dreijährige lacht fröhlich, lässt den Besuch herein und saust ins Wohnzimmer, um der Mama Bescheid zu sagen, wer gekommen ist. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass die Schritte des Kindes etwas steif und ungelenk sind.
Dass der Junge überhaupt laufen kann, grenzt an ein Wunder. Noch vor wenig mehr als zwei Jahren glaubten Ärzte, beide Beine müssten amputiert werden. Sie waren von Geburt an extrem deformiert, es fehlten Knochen und Muskeln. Eine Rekonstruktion schien utopisch.
Eltern und Freunde der Familie wollten das nicht akzeptieren. Sie suchten und fanden ein Spezialistenteam in Münster, das den Versuch wagen wollte.
Viele Spenden ermöglichten Therapie
Viele Leser der Bayerischen Rundschau und inFranken.de berührte das Schicksal des Kindes. Sie spendeten 2017 großzügig an unsere Initiative "Franken helfen Franken" und ermöglichten damit die Finanzierung der vielen Zusatzkosten, die Yusefs Therapie mit sich brachte.
"Wir sind sehr dankbar dafür, dass uns so viele Menschen geholfen und Mut gemacht haben", sagt Yusefs Mutter Yasmin Mohamad. "Ich hätte vor zwei Jahren niemals gedacht, dass Yusef so schnell so große Fortschritte macht. Wir sind unendlich glücklich darüber!"
Eine Folge des Krieges
Rückblick: Die Familie Mohamad stammt aus Syrien und ist 2015 nach Deutschland geflohen, als Yasmin mit Yusef, dem jüngsten ihrer drei Kinder, schwanger war. Das Baby kam im April 2016 in Kulmbach zur Welt - geistig gesund, aber mit schweren Deformationen beider Beine und Füße. Ärzte gehen davon aus, dass die Behinderung eine unmittelbare Folge des Krieges ist: Yusefs Mutter war in Syrien Giftgast ausgesetzt. In ihrer Heimatregion teilen viele kleine Kinder Yusefs Schicksal.
Ein Spezialistenteam des Universitätsklinikums Münster machte der Familie Hoffnung und letztlich das Unmögliche möglich. In mehreren Operationen haben die Chirurgen die Beine korrigiert, fehlende Gewebestrukturen ergänzt. Ein aufwendiger und langwieriger Prozess.