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Alexander Fuchs: Leidenschaft für Trauben und Wein


Autor: Katrin Geyer

Feuln, Dienstag, 06. Oktober 2020

Alexander Fuchs hat beim Sahrhof in Feuln Rebstöcke gepflanzt. Der Ertrag ist noch klein - die Faszination aber groß.
Winzer Alexander Fuchs bei der Lese vor wenigen Wochen  Fotos: privat


Mit dem riesigen Weinfass, das im Heidelberger Schloss für die Touristen ausgestellt wird, könnte Alexander Fuchs wohl nichts anfangen. Rund 219 000 Liter fasst das Monstrum, sagt man. Für die Jahresproduktion aus seinem Weingarten kommt Fuchs derzeit mit weit kleineren Behältnissen aus.

Rund 18 Liter waren es, die er in diesem Jahr aus den Trauben aus seinem Weingarten gekeltert hat. Ein später Frost hatte den jungen Trieben seiner Weinstöcke zugesetzt und den Ertrag geschmälert. Fuchs nimmt das mit leidlicher Gelassenheit hin: Vom Ertrag seines Weingartens muss er nicht leben. Ohnehin keltert er seinen Wein nur für den Hausgebrauch: Ihn zu verkaufen, verbietet das deutsche Weingesetz, das streng reglementiert, wo und in welcher Menge Wein angebaut und verkauft werden darf.

Feuln, der kleine, idyllische Ort im Tal des Weißen Mains, gehört nicht zu den offiziellen Anbaugebieten. Als Alexander Fuchs im Jahr 2016 die ersten Rebstöcke setzte, tat er das also nicht, um sich eine neue Einkommensquelle zu erschließen. "Wein ist einfach meine Leidenschaft", sagt er.

Nicht nur Leidenschaft, sondern auch Bestandteil der neuen Existenz, die sich der ehemalige Kameramann und Cutter und seine Frau Jessica mit viel Liebe und Einsatz aufgebaut haben. Vor 13 Jahren haben sie den Sahrhof gekauft, ein historisches Anwesen, dessen Ursprünge bis ins Mittelalter zurückreichen. Im ehemaligen Bauernhaus wohnt die mittlerweile vierköpfige Familie. Im "Kasten", einst Getreidespeicher und Gesindewohnung, haben sie eine Ferienwohnung eingerichtet.

Abrundung

Im früheren Stall mit seinen dicken Sandsteinmauern und dem Tonnengewölbe befindet sich die Vinothek, die mehr ist als nur ein Verkaufsraum. Hier bewirtet die Familie Fuchs Gäste. Hier präsentiert Alexander Fuchs die Weine, die er selbst in Franken, im Friaul, in Venetien oder Istrien direkt bei den Winzern einkauft. Und vor allem erzählt er hier: Von der Geschichte des Weinbaus, die ihren Ursprung in der Römerzeit hat, von der Arbeit der Winzer und von den Eigenarten unterschiedlicher Rebsorten und Weine.

"Der Weingarten sollte da eigentlich nur eine Abrundung sein", sagt er. "Damit ich meinen Gästen einen Blick in die Praxis ermöglichen kann."

Bouquetreich und aromatisch

Fuchs hat sich gründlich vorbereitet. "Lesen, mit Winzern reden - und Wein trinken." 2016 hat er gemeinsam mit zwei Freunden, die seine Leidenschaft für den Wein teilen, die ersten 85 Rebstöcke gesetzt. 2017 sind 40 weitere dazugekommen. Bis ein Rebstock Früchte liefert, dauert es seine Zeit. Erst im letzten Jahr konnte Alexander Fuchs zum ersten Mal keltern. Mit einem sogenannten Vollertrag der Reben ist erst nach fünf Jahren zu rechnen.

Fuchs hat sich für die Rebsorte "Muscat Bleu" entschieden, eine blaue Tafeltraube. "Die Trauben sind sehr bouquetreich und aromatisch. Vor allem aber sind sie frost- und mehltausicher."

Vor drei Wochen trafen sich Fuchs und seine Freunde zur Weinlese. Die Trauben landeten zunächst in der Traubenmühle. Später wird der Fruchtbrei, die Maische, gepresst, und in einen Glasballon gefüllt, wo der junge Wein Zeit hat, zu gären, Alkohol zu entwickeln und seinen Geschmack zu entfalten. Später reift der Wein in einem Eichenfass, bevor er irgendwann auf Flaschen gezogen wird.

Natürlich hat Alexander Fuchs den Wein vom letzten Jahr bereits verkostet. Ein Teil der Flaschen aber soll lagern. "Ich möchte eine Art Weinarchiv aufbauen, um zu sehen, wie sich der Wein entwickelt, wenn er älter wird."

Was macht für den Winzer Fuchs den Weinbau im Bierland Oberfranken interessant? Es sind wohl Geschichte und Herstellung gleichermaßen. Überall auf der Welt werde Wein angebaut, sagt Fuchs. Nachdem die Römer Weinreben nach Deutschland gebracht hatten, sei in allen Regionen Wein angebaut worden. Auch in vermeintlich rauen Gegenden. So gebe es in der Oberpfalz bei Regensburg auch heute noch ein Weinanbaugebiet.

"Aber besonders faszinierend ist für mich, dass bei der Weinherstellung alle Schritte vom Pflanzen der Weinstöcke bis zum Abfüllen des Weins in Flaschen in einer Hand liegen."

Der Weingarten am Sahrhof

Pflanzjahr 2016 im oberen Weingarten, 2017 im Gastgarten der Vinothek

Anzahl der Reben 85 Stück im Weingarten und 40 Stück im Vinothek-Gastgarten

Rebsorte Muscat Bleu, frühreife rote Rebe, die frostfest ist und resistent gegen Mehltau, eine Pilzerkrankung, die die Reben nachhaltig schädigen kann.

Trauben dunkelblau, intensiver Muskatton im Geschmack

Reberziehung Drahtrahmenerziehung: Zwischen Metallstöcken wird Draht gespannt, an dem die Reben ranken

Bodenart Unterer Muschelkalk

Höhe 330 Meter über NN

Hangrichtung Süd-West

Nur die Namen sind geblieben

Bierstadt Kulmbach, Bierland Oberfranken: Wein, so scheint es, spielt in der Region kaum eine Rolle. Das war nicht immer so. Vor einigen Jahrhunderten wurde in ganz Bayern vor allem entlang der Flüsse Wein angebaut. Auch im Kulmbacher Land.

Wer aufmerksam durch die Landschaft geht, kann entlang mancher Hänge noch die Reste der charakteristischen, senkrecht zum Hang angeordneten Steinwälle oder Hecken entdecken. Und auch Orts- und Flurnamen erinnern an die Zeit, als das Mainland Kulmbach auch ein Weinland war. So tragen die Hänge nördlich des Weißen Mains im Tal zwischen Trebgast und Kauerndorf die Bezeichnung Weinleite, im Siedlungsgebiet von Fölschnitz gibt es den Straßennamen Weinbergstraße.

Dass auch die Kulmbacher beziehungsweise die Burghaiger Weinberge bewirtschafteten, wird deutlich an Straßennamen wie An den Weinbergen, An der Weinbrücke oder Untere und Obere Weinberggasse.

Klimatische Veränderungen bereiteten dem Weinbau in der Region ein Ende. Das Bier verdrängte den Wein. Aber wer weiß? Vielleicht sorgt der Klimawandel, den wir zurzeit erleben, für eine Renaissance?geyred