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Ärzte aus Kulmbach machen Gani Roci glücklich


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Donnerstag, 09. Juli 2015

Als kleines Kind erlitt der 14-jährige Albaner Gani Roci schwere Verbrennungen, die seine rechte Hand unbrauchbar machten. Eine kostenlose Operation am Klinikum Kulmbach ermöglicht dem Jungen jetzt ein neues Leben, für das er sehr dankbar ist.
Gani Roci ist überglücklich: Er kann seine Hand wieder gebrauchen, die Wunden sind gut verheilt. Mit ihm freuen sich (von links) Allgemeinarzt Volker Seitter, Dolmetscher Fahri Berbati und Chirurg Marian Maier. Foto: Dagmar Besand


Gani ist drei Jahre alt, als er einen schlimmen Unfall hat: Der kleine Junge aus der Stadt Durres in Albanien fällt in ein Feuer, greift dabei ein Stück glühende Kohle - und kann es nicht mehr loslassen. Er erleidet gravierende Verbrennungen, die tief ins Gewebe reichen. Eine ärztliche Behandlung gibt es für das Kind nicht.

Die Wunde verheilt, aber es kommt zu Verformungen der Hand. Mit den Jahren wächst Ganis Hand, aber das Narbengewebe wächst nicht mit und zieht die Finger Richtung Handfläche. Schließlich lässt sich die Hand nicht mehr öffnen.


Keine Zuhause mehr


Im November 2014 kommt der Junge mit seinen Eltern und vier Geschwistern als Asylbewerber nach Deutschland und wird in Thurnau untergebracht. In der Heimat hat die Familie kein Zuhause mehr: Sie gehört zur Roma-Minderheit, die unter ethnischer Diskriminierung leidet.

Gani wünscht sich, dass ein Arzt sich einmal seine Hand ansieht. Vielleicht kann ihm jemand helfen? Doch die Familie hat kein Geld, und über den für die Asylbewerber zuständigen Kostenträger kann eine solche OP nicht finanziert werden. Medizinische Leistungen gibt es nur bei akuten Erkrankungen. Ganis Verletzung liegt schon lange zurück.


Zwei kämpfen für Gani


Sein großes Glück ist, dass er zwei Menschen kennenlernt, die trotzdem alles versuchen, um ihm zu helfen: den Kulmbacher Fahri Berbati, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt und Asylbewerbern als Dolmetscher zur Seite steht, und den Thurnauer Arzt Volker Seitter. "Der Junge wäre ohne Operation ein Leben lang schwer beeinträchtigt. Ich wollte gerne erreichen, dass er die Chance bekommt, seine Hand wieder richtig benutzen zu können und einen Beruf zu lernen."

Als Mitglied des Verwaltungsrats am Klinikum stellt Seitter den Fall der Verbandsversammlung mit Landrat Klaus Peter Söllner (FW)und Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU)vor. "Sie haben sofort zugestimmt, zu helfen und die Operation zu ermöglichen."

Nachdem auch Geschäftsführerin Brigitte Angermann ihr Okay für die kostenlose Behandlung gegeben hat, nimmt sich der Chirurg Marian Maier des Jungen an. Der Spezialist für Hand- und plastische Chirurgie ist seit März am Klinikum tätig - noch einmal Glück für Gani.

Ende Mai ist der Operationstermin. Obwohl sich der 14-Jährige freut, hat er große Angst vor dem Eingriff: Fahri Berbati begleitet ihn in den OP, beruhigt und tröstet. Das hilft. Marian Maier schneidet das Narbengewebe heraus, das Ganis Hand in der Zwangshaltung fesselt. Dadurch entstehen Lücken, die geschlossen werden müssen. Dafür transplantiert der Chirurg Haut von der Fußsohle - eine 0,5 Millimeter dicke Schicht. Maier: "Haut aus diesem Bereich ist für die Hand besonders geeignet, weil sie widerstandsfähig ist und sich schnell regeneriert."

Zwei Wochen bleibt der Junge im Klinikum, danach braucht er viel Training, um Beweglichkeit zu erreichen und zu erhalten. Durch die Vermittlung des Klinikums und Volker Seitters gelingt es, dass Gani auch die nachfolgend nötige Hilfe kostenlos bekommt: Die Ergotherapeuten Petra Naujock-Gebhardt, Ferdinando Reinl und Elke Frisch behandeln den jungen Albaner weiter. Die Nachtlagerungsschiene, die er braucht, damit sich die Finger nicht wieder krümmen, stellt das Sanitätshaus Barkofen zur Verfügung.


Ein sehr gutes Ergebnis


"Das ist großartig", freut sich Volker Seitter und dankt Marian Maier für sein großes Engagement. Maier selbst ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Operation. "Alles ist gut verheilt. Nur der Zeigefinger bleibt in der Bewegung etwas eingeschränkt." Gani darf seine Hand schon normal gebrauchen und kann jetzt sogar lernen, Tennis und Basketball zu spielen - das ist sein großer Wunsch.

Und auch in der Schule wird es jetzt aufwärts gehen. Der Rechtshänder, der die Max-Hundt-Schule besucht, kann jetzt endlich richtig schreiben lernen und die Grundlagen für eine Ausbildung schaffen.



Info: Welche medizinischen Leistungen bekommen Asylbewerber?


Rechtsgrundlage
In Paragraph 4 Asylbewerberleistungsgesetz ist der Anspruch von Asylbewerbern auf medizinische Versorgung geregelt. Dieser ist im Vergleich zu gesetzlich Krankenversicherten eingeschränkt. Der Behandlungsanspruch wurde vom Gesetzgeber begrenzt auf:

Ärztliche Behandlung bei akuten Erkrankungen und Schmerzzuständen einschließlich der Versorgung mit Arznei- und Verbandsmitteln,

Ärztliche und pflegerische Hilfe und Betreuung, Hebammenhilfe sowie Arznei-, Verbandmittel für Schwangere und Wöchnerinnen

Impfungen Verabreichung amtlich empfohlener Schutzimpfungen