Der Klotz ist nicht zu übersehen: Rund zwei Meter hoch steht der neue Löschwasserbehälter für die Feuerwehr im historischen Ortskern von Wernstein. Das war so nicht geplant und stößt nicht nur Denkmalschützern sauer auf.
Das Ding muss weg. Für Uwe Franke gibt es keine Alternative. Und er ist einer vom Fach, einer der weiß, wovon er spricht. Der Wernsteiner arbeitet als Restaurator, ist Kulmbacher Kurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. An diesem Tag ist er aber nur eines: ein aufgebrachter Bürger von Wernstein.
Ebenso wie Freifrau Iris von Künßberg-Schmidt und Unternehmer Peter Hofmann aus Wachholder. Alle drei regen sich über eine Sache auf: den neuen Löschwasserbehälter hinter dem Brotbackhäuschen im Herzen des Mainleuser Ortsteils Wernstein. Wie eine Mauer aus Beton steht der Klotz unübersehbar im historischen Zentrum des Dorfes.
"Ruiniert" "Weg mit dem Betonmonster" - einen Flyer hat ein Unbekannter schon in der vergangenen Woche an die Absperrung gehängt. Nach dem Wochenende liegt das Schriftstück durchgeweicht in der Baugrube. "Weg mit dem Betonmonster", das will auch Uwe Franke. Denn nach herausragenden Denkmalschutzprojekten in der zurückliegenden Zeit - er nennt unter anderem das Kulmbacher Rathaus - sei nun ein Objekt ruiniert worden.
Mit Objekt meint er das "einzigartige Ensemble" des Wernsteiner Schlosses, dessen Ansicht durch den "riesigen Betonkoloss ausgesprochen negativ beeinträchtigt" werde. Mehr noch: "Der Behälter steht respektlos direkt in der barocken Hauptsichtachse der Schlossanlage."
Für den Experten ist das ein Frevel an historischen Strukturen und architektonischen Zeitzeugen. Das "plumpe Bauwerk" wirke allen Nutzungskonzepten, Initiativen und Bemühungen der letzten Jahre entgegen (Konzerte, Brunnenfest), einen der "überregional schönsten historischen Ortskerne einer kulturell geprägten Zukunft zuzuführen".
Damit spricht er Schlossherrin Freifrau Iris von Künßberg-Schmidt aus dem Herzen. "Es macht mich nicht nur als Nachbarin von gegenüber traurig, zu sehen, wie mit einem Denkmal umgegangen wird. Es geht mir auch um die Auswirkungen auf künftige Generationen."
Und um die Finanzen, denn die Sanierung des Wernsteiner Schlosses kostet Geld. "Wenn wir hier weitermachen wollen, sind wir auf Zuschussgeber angewiesen." So wie auf die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die schon in das Schloss investiert hat. Doch mit einem Betonmonster in der Nachbarschaft werde sich ein Geldgeber fragen, ob sich eine Investition lohne.
Sie habe sich bereits an Bürgermeister Dieter Adam gewandt, der von einem Vermessungsfehler gesprochen habe, und an Landrat Klaus Peter Söllner. Der habe zugesagt, sich um das Problem zu kümmern.
Peter Hofmann aus Wachholder ist Mitglied der Feuerwehr und von dem Ausmaß und der Lage des Löschwasserbehälters ebenfalls überrascht. "Das ist so nie kommuniziert worden." Das ganze Jahr werde versucht, den Ort zu verschönern, und dann passiere so etwas.
Auch Gemeinderätin Hannelore Lindner (FW) ist entsetzt. In allen Ratssitzungen sei ihr zugesichert worden, dass der Behälter komplett eingegraben werde, stellt sie fest. Sie spricht von einem Schildbürgerstreich. Das "Monstrum" stelle zum eine Gefahr für die Kinder dar, die den angrenzenden Spielplatz aufsuchen. "Dieses Ungetüm lädt zum Klettern, aber auch zum Herunterfallen ein."
Lückenlose Aufklärung im Rat In der nächsten Gemeinderatssitzung (3. Dezember) fordert sie lückenlose Aufklärung, wie es "zu diesem blamablen Bauwerk" auf kommunalem Grund kommen konnte. Für sie gibt es nur eine Lösung: "Dieser Betonklotz muss weg."
Das kommt für Bürgermeister Dieter Adam (FW) nicht in Frage. "So schlimm, wie es im Moment aussieht, ist es gar nicht", versucht er die Wogen zu glätten. Denn wenn das Gelände wieder angefüllt sei, schaue die Sache ganz anders aus. Rund 20 000 Euro würden insgesamt investiert. Er räumt ein, dass ursprünglich ein anderer Standort auf dem Gelände etwas weiter oben vorgesehen war, dieser wegen der Wasserleitung und einer Linde aber verlegt werden musste. Das habe er so entschieden, um den Baum zu erhalten. Zunächst sei ein ebenerdiger Einbau geplant gewesen, mit der Verlegung sollte der Behälter um einen Meter angehoben werden. Wie der Fehler passiert sei, dass es jetzt "1,50 bis 1,80 Meter" sind, werde geprüft.
Denkmalpflege eingeschaltet In der Angelegenheit finde nun ein Termin mit Vertretern des Landratsamts und des Landesamts für Denkmalpflege statt. "Und da muss man abwarten, was rauskommt. Vielleicht finden wir eine Lösung. An die architektonische Achse hat damals niemand gedacht." Adams Meinung nach ist die Angelegenheit mit einer Sandsteinböschung und einer entsprechenden Bepflanzung ohne weiteres zu regeln. Und er verweist darauf, dass ein Löschwasserbehälter in der Nähe des Schlosses durchaus Sinn macht. "Für den Erstangriff bei einem Brand ist der Behälter absolut notwendig."