Druckartikel: "Adolphe" sorgt für einen Sturm der Entrüstung

"Adolphe" sorgt für einen Sturm der Entrüstung


Autor: Katharina Müller-Sanke

Thurnau, Sonntag, 07. August 2016

Das Schlosstheater Thurnau zeigt bei den Schlossfestspielen ein mitreißende Stück: "Der Vorname" von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière.
Die Premiere des Stücks "Der Vorname" bei den Thurnauer Schlossfestspielen ist gelungen. Fotos: Katharina-Müller Sanke


Fünf Freunde treffen sich zu einem gemütlichen Abend. Es könnte so schön werden. Ist es auch - zumindest bis ein kleiner Scherz das Fass zum überlaufen und die Stimmung zum Explodieren bringt.
Das Schlosstheater Thurnau zeigt bei den Schlossfestspielen ein mitreißende Stück: "Der Vorname" von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière. Die französische Komödie ist genauso unterhaltsam wie tragisch. Unter der Regie von Nico Jilka - er spielt selbst mit - und der künstlerischen Leitung von Wolfgang Krebs zeigten die Schauspieler bei der Premiere eine tolle Leistung.
Das Stück lebt in weiten Teilen von den besonderen Charakteren, die die Schauspieler Stefanie Mendoni, Petra Wintersteller, Ronald Hansch, Nico Jilka und Frank Strobelt verkörpern. Es geht um die Abgründe einer Freundschaft, um Geheimnisse und um Toleranzgrenzen.

Während sich Elisabeth - die Gastgeberin des Abends - noch um das Essen kümmert und die schwangere Anna - ihre Schwägerin - noch auf sich warten lässt, sitzen die Männer in freundschaftlicher Runde zusammen. Es sind Vincent, Bruder von Elisabeth und werdender Vater, Claude, Freund von Elisabeth und Vincent seit Kindertagen, und Pierre, Hausherr und Literaturprofessor.
Als der in Vater-Vorfreuden schwelgende Vincent verrät, er werde sein Kind Adolphe nennen, bricht ein Sturm der Empörung los. Für Pierre und Claude ist es undenkbar, dass ein Kind Adolf genannt werden kann. Die Erklärung, dass der Name dem berühmten Roman von Benjamin Constant "Adolphe" entnommen wurde, zählt nicht. Es folgt ein wunderbar pointierter Dialog darüber, ob eine Neubesetzung des Namens durch einen neuen Menschen möglich oder der Name ein Schlag ins Gesicht aufgeklärter Menschen ist. Es kommt zu regelrechten Zornesausbrüchen. Und schließlich kommt alles auf das Tableau, was schon lange gesagt hätte werden sollen: alte Geschichten, neue Liebschaften, frische Gefühle und dunkle Ängste. Manches wird gesagt, worüber lieber hätte geschwiegen werden sollen. Zum Schluss bekommt Claude wegen seiner Liebe auch noch eine auf die Nase.
Die Komödie entlarvt peinliche Lebenslügen und lächerliche Klischees, ohne den lebensnotwendigen Kompromiss menschlichen Zusammenlebens aus dem Auge zu verlieren. Die Premiere fand witterungsbedingt nicht im Unteren Schlosshof, sondern musste in den Ahnensaal statt. Weitere Aufführungen sind am 12. und 13. August um 20 Uhr und am 14. August um 19 Uhr.