Dekanatskantor Ingo Hahn hat fast vier Jahrzehnte lang die Kirchenmusik und den Kulturbetrieb in Kulmbach geprägt.
Ein ganzes Berufsleben lang das tun zu können, wofür man brennt, ist ein großes Glück. Kirchenmusikdirektor Ingo Hahn gehört zu den Menschen, die diese Chance hatten - und er hat damit ein Stück Kulmbacher Kulturgeschichte geschrieben. 36 Jahre lang war Hahn Kulmbacher Dekanatskantor und hat sich mit Kompetenz, Herz und Leidenschaft seiner Aufgabe gewidmet. Zum 1. August geht er nun in den Ruhestand und verlässt Kulmbach. Doch zuvor gibt es noch einen würdigen Abschied: mit einem großen musikalischen Gottesdienst am morgigen Sonntag in der Petrikirche.
Der gebürtige Münchner ist mit Kirchenmusik aufgewachsen. Sein Vater, Kirchenmusikdirektor Hans-Helmut Hahn, war Dekanatskantor in Rothenburg ob der Tauber, Mutter Lore ebenfalls Musikerin. "Mein Bruder und ich haben von unserem Vater eine sehr umfassende musikalische Ausbildung bekommen", erzählt der 64-Jährige. Dazu gehörte ein sehr intensiver Klavierunterricht, aber auch Musiktheorie - "ein kindgerecht aufbereitetes Studium generale, könnte man sagen". Mit 16 Jahren kam das Orgelspiel dazu. Nach Abitur und Zivildienst entschied Ingo Hahn sich für die Kirchenmusik als Beruf.
Ein halbes Jahr vor seinem Amtsantritt in Kulmbach im Februar 1983 hatte Ingo Hahn das Studium der Kirchenmusik und der Musikpädagogik in Bayreuth, Herford und Köln abgeschlossen. Als Nachfolger des langjährigen Kirchenmusikdirektors Gottfried Sanke trat er in große Fußstapfen. Doch es gelang ihm in kurzer Zeit, die Kulmbacher von seinen Qualitäten zu überzeugen. Mit seiner offenen und herzlichen Art, auf Menschen zuzugehen, Organisationstalent, künstlerischer Vielseitigkeit und Experimentierfreude hat er viele Menschen für die Kirchenmusik begeistert.
Zwischen Händel und Zappa
"Ich habe eine wahnsinnig gute Ausbildung bekommen, die mich ein Leben lang geprägt hat", sagt Hahn. Für diese solide Basis als Organist, Chorleiter, Orchesterleiter, künstlerisch wie pädagogisch, ist er bis heute sehr dankbar. "Es war mir immer wichtig, die ganze Bandbreite der Kirchenmusik zu vermitteln, auch Ungewöhnliches und selten Gehörtes zu präsentieren." Zu seinen persönlichen Favoriten gehören die Komponisten Händel und Brahms, Mendelssohn, Buxtehude und Franck. Doch sein Herz schlägt nicht nur für geistliche Musik: Ingo Hahn hört gerne Jazz und ist ein Fan von Frank Zappa, Pink Floyd, den Stones und den Beetles.
Bei seiner Amtseinführung hatte der Beauftragte des Dekanatsausschusses, Harald Zapf, an den neuen Kirchenmusiker appelliert: "Wenn Bach der fünfte Evangelist ist, so seien Sie der vierte Pfarrer an St. Petri." Ein Anspruch, dem Ingo Hahn gerecht werden wollte? Ein Lächeln, ein Kopfschütteln: "Das will ich mir nicht anmaßen..." Andererseits: "Ich sehe mich zwar in erster Linie als Musiker, aber durchaus als einer, der einen Verkündigungsauftrag hat."
Zweifellos hat die Arbeit des Kirchenmusikers auch seelsorgliche Aspekte. Nicht zuletzt mit diesem Grundgedanken hat Ingo Hahn 1989 die Seniorenkantorei gegründet. "Das ist eine tolle Aufgabe, die mir immer viel Freude gemacht hat."
Genauso wichtig ist dem Kantor die Arbeit mit Kindern. Die Jüngsten für die Mitwirkung im Kinderchor zu begeistern, gelang viele Jahre sehr gut durch ein besonderes Angebot: kostenlosen Blockflötenunterricht! Das hat auch für die Chorarbeit viel gebracht, denn der Nachwuchs lernte, Noten zu lesen, entwickelte ein Gefühl für Rhythmus und Musikalität.